Nidda

Die Lage von Nidda im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Stadt
Lagebezug
16,5 km nordwestlich von Büdingen
Lage und Verkehrslage
Bahnhof der Eisenbahnlinie Gießen – Gelnhausen ("Lahn-Kinzig-Bahn") seit 1870. Die Teilstrecke Hungen - Nidda wurde am 29.6.1870 eröffnet und die Teilstrecke Nidda - Büdingen am 30.10.1870 in Betrieb genommen. Endbahnhof der Eisenbahnlinie Friedberg – Hungen – Nidda ("Horlofftalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.10.1897) bis zur Stilllegung der Strecke 1960. Haltepunkt der Eisenbahnlinie Nidda – Schotten (Inbetriebnahme der Strecke 26.5.1888).
Ersterwähnung
(802-817)
Historische Namensformen
- Nitaha, in (802/17) [2. Hälfte XII Jh., Codex Eberhardi 1 II S. 212 fol. 112 va = Dronke, Traditiones Capitulum 42 Nr. 176]
- Nithehe, in (1187) [HStAD Best. A 3 Nr. 249/1 = Eigenbrodt, Urkunden, S. 117-122 Nr. 32 = Wilhelm Wagner, 1025 Jahre Nidda, S. 44-46 (Text, Übersetzung, Faksimile)]
- Nitehe, de (1206) [Falck, Mainzer Regesten 1, Nr. 75, S. 36]
- Nitehehe (1234)[Ziegenhainer Regesten online Nr. 1010 = Gudenus, Codex diplomaticus sive anecdotorum 3, S. 1105-1107 Nr. 650]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1206)
- oppidum (1234)
- burch und stad zu Nide (1323)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Am Schützenhaus
- Bahnwärterhaus
- Habertshausen
- Haubenmühle
- Krötenburg, An der
- Liebholz
- Neuwirtshaus
- Stedefeld
- Weiß-Mühle
- Nidda, Schloss (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Nidda, Johanniterkommende (→ Klöster)
- Nidda, Terminei der Franziskaner (→ Klöster)
Burgen und Befestigungen
- Am Nordostrand Reste einer ehemaligen Wasserburg
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3500656, 5586415
UTM: 32 U 500581 5584620
WGS84: 50.413617° N, 9.008179° O
Statistik
Ortskennziffer
440016090
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 3788, davon 2874 Acker, 913 Wiesen, - Wald
- 1961 (Hektar): 987, davon 81 Wald (= 8.21 %)
Einwohnerstatistik
- 1961: 4443, davon 3236 evangelisch (= 72.83 %), 1069 katholisch (= 24.06 %)
- 1970: 4619 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt (Grafschaft) Nidda und Lißberg, Amt Nidda
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Nidda
- 1820-1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Nidda
- 1821-1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Nidda
- 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Nidda
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Büdingen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Büdingen
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis
Altkreis
Büdingen
Gemeindeentwicklung
Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Nidda, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Nidda.
Gericht
- 1821-1879: Landgericht Nidda
- seit 1879: Amtsgericht Nidda
Herrschaft
- 1311 bestätigten und erweiterten Graf Johann [I.] von Ziegenhain und seine Ehefrau Luitgard der Bürgerschaft von Nidda (civium nostrorum in Nydehe) die Privilegien, die sie bereits von den Vorfahren Graf Johanns erhalten haben [Ziegenhainer Regesten online Nr. 1019 = Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen), S. 320-321 Nr. 457]
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Fulda, Kloster 802/817 überträgt Ditnoth dem Kloster Fulda seinen Besitz und drei Hörige in Nidda.- Graf Bertold von Nidda übergibt 1187 den Johannitern die Pfarrei Nidda mit Zubehör mit Angabe der Zeugen und der einzelnen Güter.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1187: Pfarrei
Patrozinien
- Johannes Baptista (der Täufer) [1409]
Pfarrzugehörigkeit
1187 gehörten zum Kirchspiel Eichelsdorf und Rachelshausen, 1577 waren es Unterschmitten, Raun und Kohden, Michelnau war Filiale. Eichelsdorf war damals selbständig
Patronat
Ursprünglich die Grafen von Nidda, 1187-1585 die Johanniterkommende Nidda, dann an die Landgrafen von Hessen
Diakonische Einrichtungen
seit 1879 Diakonissen von Nonnenweier im Ort; Kindergarten 1949 -1961 durch Diakonissen des Elisabethenstift Darmstadt betreut (Angabe basiert auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021); nach Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen gibt es in Nidda um 1900 eine Kleinkinderschule im Pfarrhaus neben der Kirche, Kirchplatz dient als Spielplatz, ein Hospital für 10-11 Arme; die Kleinkinderschule wird 1879 gestiftet, hat ein eigenes Gebäude neben der Kirche, wird von Schwestern aus Nonnenweier betreut; im Vorstand sind die beiden Pfarrer des Ortes, der Bürgermeister und vier Gemeinderatsmitglieder; der Kindergarten wird auch durch die Vereine genutzt;
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Pistorius von Nidda 1526-1580, bis 1526 Ordensperson im Johanniterhaus
Kirchliche Mittelbehörden
Erzbistum Mainz, Archidiakonat Mariengreden, Dekanat Friedberg, Sendbezirk Nidda
Juden
Nach der vermuteten Verfolgung von Juden in der Stadt liegt eine gesicherte Ansiedlung von Juden erst für das Jahr 1509 vor, danach erst wieder für die Zeit ab Mitte des 17. Jahrhunderts.
1828: 40, 1900: 95 Juden
1878 Errichtung Synagoge, Mikwe; zwei Friedhöfe
Kultur
Schulen
Existenz einer Klosterschule der Johanniter, 1536 Umwandlung in eine lutherische Lateinschule durch Dr. Johannes Pistorius mit zwei Schulmeistern, besteht bis etwa 1800 1841 bis 1880 eine Volksschule, Erweiterung zur Höheren Bürgerschule, 1910 Volksschule mit sechs Klassen, 1925 Realschule, 1937 Oberschule für Jungen, 1945 Realgymnasium 1890 Gewerbeschule
Hospitäler
1570 Hospital verwaltet durch evangelische Kirche
1596 Siechhaus vor der Vrstadt Rauna
Wirtschaft
Landwirtschaft und Handwerk bilden Grundlagen der Wirtschaft, dazu bis ins 19. Jahrhundert Leinenweberei und Strumpfwirkerei.
um 1950 Holzverarbeitung (3 Sägewerke), Papierindustrie, Kunstgewerbe als Wirtschaftsbereiche
Markt
1532 Wochenmarkt, 1551 Bestätigung von 2 Jahrmärkten
1771 zwei Viehmärkte
Münze
seit 1226 Münzstätte der Grafen von Ziegenhain, ebenso in hessisch-landgräflicher Zeit (1471-1509)
1622 Errichtung einer neuen Münzstätte durch Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt (1596-1626), Prägung von Kipperkreuzern und Doppelpfennigen, Talern, Halbtalern
nach 1627 Einstellung der Münzprägung
Nachweise
Literatur
- Nidda. Die Geschichte einer Stadt und ihres Umlandes
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 151
- Denkmaltopographie Wetteraukreis 1, S. 278-299
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 358
- Hessisches Städtebuch, S. 349-351
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 28
- Diehl, Hessen-darmstädtisches Pfarrer- und Schulmeisterbuch, S. 319ff
- Germania Judaica 3/2, S. 967f
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 186
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd.2
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
- Urkataster+
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Nidda, Wetteraukreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/12143_nidda> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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