Hornau

Die Lage von Hornau im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
7 km nordöstlich von Hofheim am Taunus
Lage und Verkehrslage
1 km nordwestlich von Kelkheim Der Ort liegt in der sog. Hornauer Bucht des östlichen Main-Taunus-Vorlandes und ragt damit weit in den Vortaunus hinein. Der Kelkheimer Stadtteil liegt an der B 519 und L 3016. Bahnhof der Eisenbahnlinie Frankfurt am Main/Höchst – Königstein (Inbetriebnahme der Strecke 24.2.1902).
Ersterwähnung
874
Siedlungsentwicklung
Der Siedlungskern von Hornau liegt am Westufer des oberen Liederbachs, von dort aus breitete sich der Ort in Richtung des Feldbergs und des Kuckuckswegs aus.
Das Dorf Hornau und die (befestigte) Hofanlage wurde 874 in einer Urkunde vom ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen genannt.
Historische Namensformen
- Hurnouua (874) [MGH Diplomata dt. Karolinger 1, Ludwig : Kehr, Nr. 155]
- Hornovva, in (1191) [UB Mainz 2, 2, Nr. 557, S. 922-924 = Nassauisches Urkundenbuch 1,1 Neudruck, S. 212-213, Nr. 293]
- Hornowi, in (1222) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1 Neudruck, S. 268-269, Nr.380]
- Hornaw (1619) [Jurisdictionalbücher der Mainzer Ämter Höchst und Königstein 1619 f. 139]
- Kelkheim-Nord (01.04.1938) [Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Wiesbaden, 1938, S. 1]
- Kelkheim/Ts.-Hornau (17.11.1947) [Staatsanzeiger für das Land Hessen 1948, S. 1]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3460822, 5556902
UTM: 32 U 460763 5555119
WGS84: 50.146998° N, 8.450829° O
Statistik
Ortskennziffer
436008031
Flächennutzungsstatistik
- 1843: 2051 Morgen
- 1885 (Hektar): 547, davon 202 Acker (= 36.93 %), 34 Wiesen (= 6.22 %), 295 Holzungen (= 53.93 %)
- 1895: 572,6 ha
- 1927: 572,6 ha
- 1977: 582,4 ha
Einwohnerstatistik
- 1457: 22 Häuser
- 1583: 25 Häuser
- 1587: 35 Hausgessesene
- 1592: 28 Hausgessesene
- 1598: 26 Haushalte
- 1612: 24 Häuser
- 1626: 21 Häuser
- 1632: 20 Haushalte
- 1648: 14 Haushalte
- 1655: 18 Haushalte
- 1670: 22 Haushalte
- 1680: 118 Einwohner
- 1700: 139 Einwohner
- 1725: 165 Einwohner
- 1750: 188 Einwohner
- 1780: 289 Einwohner
- 1794: 201 Einwohner
- 1805: 62 Gemeindemitglieder und zwei Witwen
- 1817: 292 Einwohner
- 1885: 608, davon 9 evangelisch (= 1.48 %), 599 katholisch (= 98.52 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 874: Gau um die Nidder gehörig (in pago Niticheuue in comitato Liutfridi (MGH Diplomata dt. Karolinger 1, Ludwig : Kehr, Nr. 155))
- 1581/94: Amt Eppstein im Oberamt Königstein
- 1782: Oberamt Höchst
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Oberamt Höchst und Königstein, Amtsvogtei Eppstein
- 1803: Fürstentum Nassau-Usingen, Oberamt Höchst und Königstein, Amtsvogtei Hofheim
- 1806: Herzogtum Nassau, Amt Königstein
- 1816: Herzogtum Nassau, Amt Königstein
- 1849: Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk IX (Kreisamt Höchst)
- 1854: Herzogtum Nassau, Amt Königstein
- 1867: Preußen Provinz Hessen-Nassau, Obertaunuskreis
- 1919: Hilfskreis Königstein in der französischen Besatzungszone
- 1928: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Taunus-Kreis
Altkreis
Main-Taunus-Kreis
Gemeindeentwicklung
Am 1.4.1938 Eingemeindung von Hornau und Münster in Kelkheim.
Gericht
- Die hohe Gerichtsbarkeit in Kelkheim und Hornau trugen die Herren von Eppstein als Vögte vom Bartholomäusstift in Frankfurt zu Lehen (bezeugt seit 1276/77). Sie wurde später durch das Oberamt Königstein wahrgenommen. Die Dörfer gehörten zum Bezirk des Landgerichts zum Heusels (so 1434 und 1439). Der Schultheiß der Herren von Eppstein saß zu Kelkheim, mit dem Hornau bis 1784 eine Gerichtsgemeinde bildete. Weistum über das Gericht von 1482. Ab 1491 zum Landgericht Hof Häusel gehörig. Die bürgerliche Gerichtsbarkeit zu Kelkheim und Hornau übte bis Ende 16. Jahrhundert das Hüben- oder höfische Gericht zu Kelkheim, das aus 7 Schöffen bestand, darunter der Schultheiß; Bruchstück eines Gerichtsbuches von 1515-99 auf dem Rathaus. Dieser Untervogt des Stifts, früher ein Adliger, saß in Hornau auf dem Stifts- oder Dinghof.
- 1816: Amt Königstein
- 1849: Justizamt Königstein
- 1854: Jusitz- und Verwalltungsamt Königstein
- 1867: Amtsgericht Königstein
Herrschaft
- Herrschaft:
- 874 unter der Herrscharft des Grafen Liutfrid (in pago Niticheuue in comitato Liutfridi (MGH Diplomata dt. Karolinger 1, Ludwig : Kehr, Nr. 155)). Zur Oberliederbacher Mark gehörig und Teil der Vogtei Kelkheim.
- Kelkheim und Hornau gehörten seit dem 9. Jahrhundert dem Bartholomäusstift in Frankfurt und bildeten die Vogtei Kelkheim, mit der das Stift die Herren von Eppstein und nach deren Aussterben 1535 die Grafen von Stolberg belehnte.
- Kelkheim und Hornau gehörten seit dem 9. Jahrhundert dem Bartholomäusstift in Frankfurt und bildeten die Vogtei Kelkheim, mit der das Stift die Herren von Eppstein und nach deren Aussterben 1535 die Grafen von Stolberg belehnte. Lehnsurkunden der Eppsteiner lassen sich von 1369, 1404, 1469 und 1478 sowie der Stolberger von 1535 und 1575 nachweisen.
- Kurmainz nahm 1581 die Grafschaft Königstein in Besitz und kaufte 1594 alle Vogteirechte des Bartholomäusstifts ab.
- Die Rechte des Landgrafen von Hessen, der 1492 neben dem westlichen Teil der Herrschaft Eppstein das halbe Gericht m Heusels erkaufte, wurden früh rückgedrängt.
- Bei Säkularisation des Erzstifts Mainz 1802/03 fielen die 3 Dörfer an Nassau-Usingen.
- Gemeinde:
- Je ein Schultheiß als landesherrlicher Ortsgerichtsvorstand leitete die Verwaltung der 3 Gemeinden. Unter ihm der Bürgermeister, in Kelkheim 1516, in Hornau seit 17. Jahrhundert bezeugt; er führte die Gemeindekasse und -rechnung unter Kontrolle der Amtsverwaltung. Ende 18. Jahrhundert standen ihm in Hornau 1, in Kelkheim und Münster je 2 Vorsteher r Seite. Das Bürgermeisteramt wechselte jährlich in allen 3 Orten, bis es um 1780 ständig wurde.
- Bei Aufhebung der Ämter Eppstein und Hofheim 1809 kommen Kelkheim und Hornau zum Amt Königstein und Münster zum Amt Höchst.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 874 überträgt Ludwig der Deutsche der königlichen Kapelle zu Frankfurt, dem späteren Bartholomäusstift, acht Höfe in Hornau samt Zubehör und Hörigen (MGH Diplomata dt. Karolinger 1, Ludwig : Kehr, Nr. 155).
Retters, Kloster 1191 nimmt Erzbischof Konrad von Mainz das Kloster Retters nach dem Vorbild Erzbischof Heinrichs in seinen Schutz und bestätigt seinen Besitz u.a. Acker, vier Wiesen und Wald in Hornau (NUB293).- 1222 besitzt das Kloster fünf Hufen, einen Hof und zwei Mühlen (NUB 380).
- 1333 verpachtet das Bartholomäusstift zwei Hufen an Kuno von Hornbach (Ffm BU 1142/1333).
- Den Fronhof des Stifts haben nacheinander die von Hornau, die von Lindau, die von Bettendorf, ab.
- 1536 erhält die Kellerei Eppstein für etwa 37 Morgen an Weideland in der Braubach Grundzinsen.
- 1668 leistet die Mühle des Kloster Retters Pachtabgaben an die Königsteiner Kugelherren (JuriBu f. 467).
- 1783 die von Coudenhoven und ab 1818 die von Gagern
Zehntverhältnisse
1245 überträgt Erzbischof Siegfried III. von Mainz den Neurottzehnten für den Wald zwischen Fischbach und dem Kloster Retters an das selbige.
1457 befinden sich die Maibede und der Zehnt für Braubach im Besitz Gottfrieds von Eppstein.
Zu dieser Zeit gehört der restliche Zehnt dem Erzbistum Mainz.
1539 gehen der Wein- und Fruchtzehnt an die Kellerei Eppstein über.
1615 haben die von Kronberg den Zehnten zu St. Stephan als Erbpächter inne.
1619 befindet sich der Zehnten zu St. Stephan im Besitz der von Kronberg.
1668 gehört der große Zehnte dem Kurfürstentum Mainz und der kleine Zehnte gehört zu 1/3 dem Pfarrer von Münster und zu 2/3 denen von Kronberg.
1699 geht der Anteil des Mainzer Erzbischofs am Fruchtzehnten als Pfand an die von Bettendorf.
Ortsadel
1333-1538: Ritter von Hornau
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1490: Kapelle
- 1725: Neubau
- 1952: Einweihung der kath. Pfarrkirche St. Martin
- 1965-68: Bau der ev. Pfarrkirche
Patrozinien
- Martinus
Pfarrzugehörigkeit
Seit etwa 1000 Teil der Pfarrei Münster
Seit 1910 zusammen mit Kelkheim Pfarrvikarie
Seit 1920 Teil der Pfarrei Kelkheim
Seit 1961 selbstständige Pfarrvikarie
Seit 1964 selbstständige ev. Pfarrvikarie
Seit 1967 ist die Stephanusgemeinde selbstständige Pfarrei
Patronat
Das Patronat hatten bis um 1000 die Erzbischöfe von Mainz inne, welche es dem Stift St. Stephan in Mainz schenkten und diesem inkorpporierten.
Seit 1000 ist das Stift Patron von Hornau und der Pfarrei Münster.
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation um 1540 durch Graf Ludwig von Stolberg.
Katholischer Bekenntniswechsel: um 1604
Kirchliche Mittelbehörden
Seit 1107: Dekanat Eschborn, Archidiakonat St. Peter in Mainz
Kultur
Schulen
1711: Errichtung der ersten Schule
1836/37: Schulneubau (Abriss 1967)
1912/13: Bau der heutigen Max-von-Gagern-Schule
1968-70: Bau der heutigen Grundschule
Bis 1980: Gustav-Lesemann-Schule für Lernbehinderte
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
1146/1191: Mühle des Kloster Retters
1222: zwei Mühlen
1668: eine Mühle im Besitz des Kloster Retters
Nachweise
Literatur
- Bethke, Main-Taunus-Land, S. 89-91
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 71
- Niemeyer, Pagus, S. 94-96
- Vogel, Beschreibung Nassau, S. 851
- Weidenbach, Nassauische Territorien vom Besitzstande unmittelbar vor der französischen Revolution bis 1866, in: Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 10 (1870), online
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
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Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Hornau, Main-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/11242_hornau> (aufgerufen am 25.11.2025)
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