Kemel

Die Lage von Kemel im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
4,5 km nordwestlich von Bad Schwalbach
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss auf hoher Erhebung im westlichen Taunus im Aulbachtal. Ursprünglich befestigter, ovaler Ortskern
Ersterwähnung
812
Siedlungsentwicklung
Der heutige Ortskern von Kemel entstand an der Stelle eines römischen Numeruskastells. Die evangelische Pfarrkirche liegt in der vorderen, dem Limes zugewandten Hälfte des Wehrbaus. Das Kastell hat bis zum Ende des Limes in der Mitte des 3. Jahrhunderts seine Funktion erfüllt. Der spätere Ort entstand in den Ruinen des Kastells.
Historische Namensformen
- Kamele (812) [Abschrift Mainzer Urkundenbuch 1, S. 152-154, Nr. 259]
- Camel (um 1260) [Demandt, Regesten Katzenelnbogen 1, S. 96-101, Nr. 139]
- Kemel (1432)
Bezeichnung der Siedlung
- villa (um 1260)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3429863, 5559255
UTM: 32 U 429816 5557471
WGS84: 50.165295° N, 8.017313° O
Statistik
Ortskennziffer
439005070
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 691, davon 211 Acker (= 30.54 %), 48 Wiesen (= 6.95 %), 346 Holzungen (= 50.07 %)
- 1961 (Hektar): 694, davon 412 Wald (= 59.37 %)
Einwohnerstatistik
- 1583: 25 Hausgesäße
- 1809: 438 Einwohner (16 Juden)
- 1827: 426
- 1885: 360, davon 299 evangelisch (= 83.06 %), 45 katholisch (= 12.50 %), 16 Juden (= 4.44 %)
- 1961: 415, davon 291 evangelisch (= 70.12 %), 120 katholisch (= 28.92 %)
- 1970: 652
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1530: Hessische Niedergrafschaft, Amt Hohenstein
- 1629: Hessische Niedergrafschaft, Amt Hohenstein
- 1806-1813: Kaiserreich Frankreich, Niedergrafschaft Katzenelnbogen (sog. pays reservés unter dem vom Departement Donnersberg beauftragten Präfekten Balthasar Pietsch; Verwaltung weiterhin in Langenschwalbach)
- 1816: Herzogtum Nassau, Amt Langenschwalbach
- 1849: Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk VI (Kreisamt Langen-Schwalbach)
- 1854: Herzogtum Nassau, Amt Langenschwalbach
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden,Untertaunuskreis
- 1968: Regierungsbezirk Darmstadt, Untertaunuskreis
- 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Rheingau-Taunus-Kreis
Altkreis
Untertaunuskreis
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 zur neugebildeten Gemeinde Heidenrod.
Gericht
- 1816: Amt Hohenstein
- 1817: Amt Langenschwalbach
- 1849: Justizamt Langenschwalbach
- 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Langenschwalbach
- 1867: Amtsgericht Langenschwalbach
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Ursprünglich vermutlich vom Mainzer Erzstift als Lehen ausgetan. Im Teilungsvertrag der Grafen von Katzenelnbogen um 1260 gelangt Kemel an die jüngere Linie unter Graf Eberhard. 1480 ist Kemel in den Akten der Marburger Regierung der Landgrafen von Hessen verzeichnet.
- Ende des 13. Jahrhunderts besitzt das Mainzer Mariengradenstift Hufen in Kemel.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 812: Kirche (ecclesie)
- Spätromanischer wehrhafter Westturm aus dem 13. Jahrhundert.
- 1316: Pfarrer
Patrozinien
- Katharina; Maria [1585]
Pfarrzugehörigkeit
1401 gehört Hohenstein zum Kirchspiel, wo 1353 ein Kaplan vorkommt und 1453 eine neue Kapelle geweiht wird. 1585 werden als zum Kirchspiel gehörig genannt: Hof Dornbach (wüst), Huppert, Springen, Wisper sowie der Hof Giesshübel. Anfang des 17. Jahrhunderts der Erlenhof, 1629 der Hof Hinterforst (wüst). Wahrscheinlich gehörten auch der Hof Lieberg (wüst) und Watzelhain dazu.
Patronat
1585 haben die Landgrafen von Hessen die Kollatur
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Walter Schellemann aus Brabant um 1534
Reformierter Bekenntniswechsel: 1605. Pfarrer Martin Dentatus (Zahn) wurde schon 1600 wegen seiner streng lutherischen Anschauungen abgesetzt. 1626 wieder lutherisch.
Kirchliche Mittelbehörden
Erzdiözese Mainz, Archidiakonat des Propstes von St. Moritz in Mainz
Kultur
Schulen
1553 Einrichtung einer Kirchspielschule neben der Kirche.
Wirtschaft
Markt
1488: Markt
Zoll
1403 erhält Henne Specht von Bubenheim von Graf Johann von Katzenelnbogen jährlich am ersten Fastensonntag vom Zoll zu Kemel als Hohensteiner Lehen 4 Mark.
Nachweise
Literatur
- Kehrein, Nassauisches Namenbuch, S. 222
- Bach, Siedlungsnamen, S. 77
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 86-87
- Vogel, Beschreibung Nassau, S. 610-611
- Denkmaltopographie Rheingau-Taunus-Kreis 2, S. 197-200
- Sponheimer, Landesgeschichte, S. 239
- Römer in Hessen, S. 372-373
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 296
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Kemel, Rheingau-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/10785_kemel> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/10785