Oestrich

Dorf · 86 m über NN  
Gemeinde
Oestrich-Winkel
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

8 km nordöstlich von Rüdesheim am Rhein

Lage und Verkehrslage

Geschlossene Siedlung an der Einmündung des Pfingstbaches in den Rhein. Kirche in zentraler Lage am Südrand des alten Ortskerns. Als Haltepunkt der Eisenbahnlinie Wiesbaden-Oberlahnstein ("Rheintalbahn") seit 1856 belegt (bis zur Inbetriebnahme des Bahnhofs Oestrich-Winkel im Oestrich-Winkeler Ortsteil Mittelheim).

Ersterwähnung

1189

Siedlungsentwicklung

Ende des 12. Jahrhunderts lösten sich Winkel und Mittelheim von Oestrich.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • villa (1211)
  • Flecken

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3430459, 5541635
UTM: 32 U 430412 5539858
WGS84: 50.006978° N, 8.028858° O

Statistik

Ortskennziffer

439012030

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 1672, davon 268 Acker (= 16.03 %), 56 Wiesen (= 3.35 %), 1069 Holzungen (= 63.94 %)
  • 1961 (Hektar): 1696, davon 1036 Wald (= 61.08 %)

Einwohnerstatistik

  • 1525: 243 Herdstellen
  • 1700: 103 Bürger und 11 Beisasssen
  • 1802: 1509 Einwohner
  • 1885: 2222, davon 89 evangelisch (= 4.01 %), 2096 katholisch (= 94.33 %), 3 andere Christen (= 0.14 %), 34 Juden (= 1.53 %)
  • 1961: 3967, davon 504 evangelisch (= 12.70 %), 3437 katholisch (= 86.64 %)
  • 1970: 3979 Einwohner

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1604: Kurfürstentum Mainz, Mittelamt Oestrich (zum Umfang s. Mittelpunktfunkiton)
  • 1787: Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Vizedomamt Rheingau, Amtskellerei Eltville und Amtsvogtei Erbach
  • 1803: Nassau-Usingen, Vicedomamt Rheingau, Amtskellerei Eltville
  • 1816: Herzogtum Nassau, Amt Eltville
  • 1849: Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk VIII (Kreisamt Rüdesheim)
  • 1854: Herzogtum Nassau, Amt Eltville
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Rheingaukreis
  • 1968: Regierungsbezirk Darmstadt, Rheingaukreis
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Rheingau-Taunus-Kreis

Altkreis

Rheingaukreis

Gemeindeentwicklung

Am 1.7.1972 zur neugebildeten Stadt Oestrich-Winkel

Gericht

  • 1325: eigene Schöffenbank
  • 1816: Amt Eltville
  • 1849: Justizamt Eltville
  • 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Eltville
  • 1867: Amtsgericht Eltville
  • 1879: Amtsgericht Rüdesheim am Rhein

Herrschaft

  • 1259: Schultheiß
  • 1325: Schöffenbank
  • 1340: Siegel der Schöffen und Gemeinden

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Wohl schon im 8. Jahrhundert Mittelpunkt einer karolingischen Krondomäne, zu der auch die benachbarten Orte im Westen, Mittelheim und Winkel, gehörten.
  • Ehemaliger Klosterhof zunächst im Besitz des Klosters Gottesthal, später Stabloer Hof.

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • Das heutige Schiff an der Stelle des romanischen Vorgängers um 1508 erbaut. 1635 ausgebrannt und teilzerstört, anschließend wiederaufgebaut. 1890-93 umfassend restauriert. Reiche Ausstattung.
  • Kapelle Ende des 17. Jahrhundert
  • Ehem. Kath. Pfarrhof von 1633

Patrozinien

  • Martinus [1614]

Pfarrzugehörigkeit

1219 Pfarrei

Patronat

Im Jahre 1219 war der Propst des Stiftes St. Viktor in Mainz Patronatsherr zu Oestrich; die Präsentation beschränkte sich allerdings auf einen Angehörigen des Stiftes. Der Propst überließ 1254 die Kirche dem Kapitel mit der Ausnahme der Einsetzung eines Ewigvikars. 1501 wurde die Kirche der "mensa" des Kapitels inkorporiert; seit dem präsentierte das Kapitel den Ewigvikar.
Das Patronatsrecht zu Winkel schenkte um 1218 der Rheingraf Wolfram dem Kloster Johannisberg. Im Jahre 1493 waren die von Greiffenclau

Bekenntniswechsel

Die Reformation konnte sich im Erzbistum Mainz nicht durchsetzen. Der Ort blieb katholisch.

Kirchliche Mittelbehörden

Kath. Pfarrkirche St. Martin war als Sitz des Dekans für das Landkapitel Rheingau vermutlich die Urpfarrei des Rheingaus. Zwischen 975 und 1011 war die Kirche dem Mainzer St. Viktorstift inkorporiert. Mainzer Archidiakonat St. Moritz in Mainz

Juden

1357 wird Juden "von Oestrich" von Mainzer Erzbischof angenommen. Jüdischer Friedhof (außerhalb der Ortsanlage. 1 km westlich von Hallgarten) seit 1673 belegt, bis 1890 einziger jüdischer Friedhof im Rheingau. (alemannia-judaica) 1905: 36 Juden

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Historische Ereignisse

1633 durch schwedische Truppen großenteils niedergebrannt und nach dem Dreißigjährigen Krieg wiederaufgebaut.

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion

Wegen der Bedeutung der Kirche ist davon auszugehen, dass Oestrich ein alter Mittelpunkt des Rheingaus war.
1604 gehörte zum Mittelamt Oestrich Hallgarten, Mittelheim, Winkel, Johannisberg, Stephanshausen, Ober- und Niedergladbach.
Bis 1770 Sitz des rheingauischen Mittelamts im Mainzer Kurstaat.

Der Ort hat eine der größten Rebflächen des Rheingaus. 1651 Ansiedlung von Wollwebern und Lohern durch den Mainzer Erzbischof. 1786 Stärke- und Puderfabrik, 1802 Schnupftabakfabrik, 1861 chemische Fabrik.
Im 19. Jahrhundert vielbesuchter Topfmarkt (Dippemarkt)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Oestrich, Rheingau-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/10781_oestrich> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/10781