
Schloss Lindheim
Basisdaten
Auf dem Gelände der Burg Lindheim ließ der Ganerbe Christian Ludwig von Oeynhausen in den 1690er Jahren eine Schlossanlage errichten. Der L-förmige Hauptbau des Schlosses wurde von einem westlichen Wirtschaftsflügel ergänzt. Das Hauptgebäude brannte 1929 ab, der Westflügel war 1841/42 unter der Leitung von Georg Moller zu einem eigenständigen Herrenhaus umgebaut worden und hat sich bis heute erhalten.
Zu den Bewohnern des Schlosses zählten der Zinzendorf-Biograph Ludwig Carl von Weitolshausen genannt Schrautenbach, der österreichische Schriftsteller Leopold zu Sacher-Masoch sowie der Historiker Karl Ernst Demandt.
Ortstyp
Schloss
Lagebezug
etwa 3 km südwestlich des Glaubergs
Lage
Das Schloss steht auf dem Gelände der ehemaligen Burg Lindheim, Altenstadt-Lindheim, Düdelsheimer Straße 21/23.
Geschichte
Laufzeit
1692–(1929)
Besitzgeschichte
Das Lindheimer Schloss wurde von Christian Ludwig von Oeynhausen errichtet und kam mit der Heirat zwischen seiner Tochter Rebecca und Carl Ernst Balthasar von Weitolshausen genannt Schrautenbach in den Besitz dieser Familie. Nach dem Tod Ludwig von Schrautenbachs wurde Lindheim 1783 von Karl Specht von Bubenheim ersteigert. 1867 erwarb Baron Ludwig von Rößler das Schloss und teilte den Besitz: Nachdem das 1877 im Moller-Bau eingerichtet Knabeninternat wieder schließen musste, verkaufte er diesen Teil der Schlossanlage 1885 an Hulda Meister, die spätere Ehefrau Leopolds von Sacher-Masoch. 1921 kam der Moller-Bau in den Besitz der Familie Demandt. Das alte Schloss (Ost- und Nordflügel) verkaufte Baron von Rößler 1879 an den Bukarester Großgrundbesitzer von Laptew, der es 1881 wiederum an Major von Arnim verkaufte. 1894 erwarb Hedwig Patrunky das Anwesen, Ehefrau des preußischen Generals Paul Patrunky, seit 1919 war das Schloss im Besitz ihrer Tochter Heta.
Abgang
Der Hauptbau brannte 1929 ab.
Sonstiges
Im Jahre 1736 fanden der aus Sachsen ausgewiesene Nikolaus Ludwig von Zinzendorf und die Herrnhuter Brüdergemeine kurzzeitig Aufnahme in Schloss Lindheim, bevor sie 1737 nach Schloss Marienborn weiterzogen. Ludwig Carl von Weitolshausen genannt Schrautenbach, dessen Vater aufgrund seiner Heirat in den Besitz des Schlosses Lindheim gekommen war, verfasste die 1851 herausgegebene Schrift „Der Graf von Zinzendorf und die Brüdergemeine seiner Zeit“.
Der Schriftsteller Leopold zu Sacher-Masoch (1836-1895) verbrachte sein letztes Lebensjahrzehnt in Lindheim und wohnte im von Moller neu gestalteten früheren Westflügel des Schlosses.
Im 20. Jahrhundert lebte der Historiker und Archivar Karl Ernst Demandt im Mollerʼschen Bau.
Bau und Baugeschichte
Baugeschichte
Etwa in den Jahren 1692 bis 1697 ließ Christian Ludwig von Oeyenhausen das Schloss Lindheim errichten; die Reste der Burgbefestigung dienten dabei als Steinbruch. Der Westflügel wurde laut Inschrift 1694 vollendet und in den Jahren 1841/42 von Georg Moller zu einem eigenständigen Herrenhaus umgebaut. Nord- und Ostflügel wurden 1697 vollendet.
Baubeschreibung
Die Schlossanlage öffnete sich hufeisenförmig nach Süden. Der Westflügel enthielt ursprünglich Wirtschaftsräume; Nord- und Ostflügel bildeten den eigentlichen Schlossbau, wobei der größere Ostflügel die Repräsentationsräume barg.
Erhaltungszustand
Der Mollerbau aus dem 19. Jahrhundert ist erhalten, der ältere Hauptbau des Schlosses brannte 1929 ab.
Denkmaltopographie
Im Kern Westflügel des 1694 durch Chr. Ludwig von Oeynhausen erbauten Schlosses. 1841-42 Neubau durch Georg Moller als kleines, selbständiges Schlößchen mit kubischem, zweigeschossigen Herrenhaus mit Zeltdacht und Dachreiter sowie zwei erdgeschossigen Wirtschafts- und Remisenflügeln. Mehrere spätbarocke Wappensteine wurden wiederverwendet. Wohlproportionierte, bescheidene Anlage des Biedermeier. Im Park des Schlößchens liegt der sog. Hexenturm, der zu Beginn des 19. Jhs. gesichert und als romantische Ruine mit neugotischen Werksteinteilen versehen wurde.
Burgtyp
Bautyp
Schloss
Nachweise
Literatur
- Karl E. Demandt, Die Reichsganerbschaft Lindheim in der Wetterau, Teil 1, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 6 (1956), S. 77-137; Teil 2, in: ebd. 10 (1960), S. 149-211; Teil 3, in: ebd. 36 (1986), S. 1-67
- Demandt, Lindheimer Chronik
- Denkmaltopographie Wetteraukreis I, S. 48
- Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen II, S. 548
Siehe auch
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Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
- Synagogen in Hessen
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Personen
Quellen und Materialien
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Schloss Lindheim“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/14683_schloss-lindheim> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/bg/14683
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