
Schloss Marienborn
Basisdaten
Auf dem Gelände des 1559 aufgelösten Klosters Marienborn ließ sich Graf Karl August seit 1673 ein neues Schloss errichten, nach dem er sich Graf von Isenburg-Büdingen-Marienborn nannte. Bis zu seinem Tod 1725 diente die barocke Schlossanlage, eigentlich dreiflügelig geplant, als Residenz der kleinen Grafschaft. Später wohnte hier Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf und machte das Schloss zu einem Zentrum der Herrnhuter Brüdergemeine. 1889/90 wurde das Schloss abgerissen. Heute befindet sich ein Hofgut in Marienborn, das die Justus-Liebig Universität bis 2008 gepachtet hatte und als Lehr- und Versuchsgut für die betriebswirtschaftliche Forschung in der Agrarwissenschaft nutzte.
Ortstyp
Schloss
Lagebezug
etwa 9 km südwestlich von Büdingen
Lage
Das Schloss Marienborn lag außerhalb von Eckartshausen am Waldrand, etwa 1 km südwestlich des Ortskerns.
Geschichte
Burggeschichte
Im Jahre 1559 wurde Marienborn, das ehemalige Hauskloster der Isenburger, aufgelöst. Karl August von Isenburg-Büdingen-Marienborn errichtete sich hier 1673 ein neues Schloss, das ihm bis zu seinem Tod 1725 als Residenz diente. Von 1737 an war das Schloss ein Jahrzehnt lang Wohnsitz des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (der zuvor kurzzeitig auf Schloss Lindheim gelebt hatte) und ein Zentrum der Herrnhuter Brüdergemeine mit Lehranstalten und Druckerei. Nach und nach verließen die Herrnhuter Marienborn, nachdem sie 1750 aus dem benachbarten Herrnhaag ausgewiesen worden waren. Später war die Wohnung der gräflichen Förster in Marienborn untergebracht.
Laufzeit
1673–1889/1890
Besitzgeschichte
Nach dem Tod des Grafen Karl August fiel die Grafschaft Isenburg-Büdingen-Marienborn an die drei anderen Isenburg-Büdinger Linien in Büdingen, Meerholz und Wächtersbach; das Schloss ging an die Grafen von Isenburg-Meerholz. 1737 pachtete die Herrnhuter Brüdergemeine die Schlossanlage und sie blieb als Pfandgut bis 1773 in ihrer Hand. 1929 starb der letzte Erbe der Isenburg-Meerholzer. Seit 1964 ist das Hofgut Hessische Staatsdomäne, war bis 2008 von der Justus-Liebig Universität Gießen gepachtet und wird heute von einem privaten Pächter bewirtschaftet.
Abgang
Das Schloss wurde 1889/90 abgebrochen.
Sonstiges
Zehn Jahre lebte Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf in Marienborn, bevor er 1747 nach Herrnhaag in die sogenannte Lichtenburg zog. Auch nach Ausweisung der Herrnhuter aus Herrnhaag blieb Marienborn in ihrer Hand, da die Grafen von Isenburg-Meerholz erst 1773 das Geld aufbrachten, um das Pfand abzulösen. Im Jahre 1769 besuchte Johann Wolfgang von Goethe die letzte Zentralsynode der Herrnhuter Brüdergemeine in Marienborn.
Im 19. Jahrhundert (1826-1843) lebten Inspirierte in Marienborn, bevor die Religionsgemeinschaft in die USA auswanderte.
Bau und Baugeschichte
Baubeschreibung
Das barocke Schloss war als dreiflügelige Anlage geplant, der südliche Seitenflügel kam jedoch nicht zur Ausführung. Über seinen Fundamenten wurde ein Garten angelegt. Der nördliche Seitenflügel stand parallel zur ehemaligen Klosterkirche, deren westlicher Teil Wohnhaus wurde, der östliche wurde zur Schlosskirche umgebaut.
Erhaltungszustand
Das eigentliche Schloss wurde 1889/90 abgebrochen. Lediglich zwei Fachwerkgebäude haben sich erhalten.
Denkmaltopographie
1274 Verlegung des Zisterzienserinnenklosters von Haag hierher. Grablege der Herren und Grafen von Ysenburg-Büdingen. Das Kloster 1599 aufgelöst. 1673-1725 Residenz des Grafen Karl August. 1737-47 Wohnsitz des Grafen Zinzendorf mit Herrenhuter Niederlassung.
Von dem Zisterzienserinnenkloster, das 1274 von Haag hierher verlegt wurde, ist nur die Ruine der Kirche erhalten. Einschiffiger, frühgotischer Bau von 6 Jochen mit Fünfachtelschluß. Die vier westlichen Joche später in einen Teil des Schlosses einbezogen, der Rest der Kirche bis in Kämpferhöhe erhalten. Außen einfache Strebepfeiler. Das barocke Schloß zum größten Teil 1890 abgebrochen. Erhalten sind ein Wohngebäude um 1700 mit stattlichem Fachwerk, langgestreckt, polygonale Vorhalle in Fachwerk, 20. Jh. Durch eine Mauer mit Torbogen (bez. 1708) damit verbunden Wirtschaftsgebäude, im Erdgeschoß massiv, Fachwerkobergeschoß und Giebel in gutem barocken Fachwerk, Anfang 18. Jh. Die Reste des Klosters und der Ysenburger Schloßanlage mit den beiden großen Fachwerkbauten sind Kulturdenkmale wegen ihrer künstlerischen und geschichtlichen Bedeutung.
Burgtyp
Bautyp
Schloss
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Wetteraukreis, Bd. I, S. 167f.
- Wagner, Kreis Büdingen, S. 206-211
- Ackermann, Verschuldung, S. 83-86
- Decker, Klaus-Peter: Büdingen, Marienborn, in: Germania Benedictina 4,1, S. 271-324, bes. S. 304f.
- Weitere Literatur
- Raabe, Separatisten, S. 81-83 (mit Abbildung)
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Lageort)
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Historisches Ortslexikon
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Schloss Marienborn“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/14722_schloss-marienborn> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/bg/14722
Indizes
