Irrungen zwischen dem Juden Michel zu Biedenkopf und seinem Schwiegersohn Simon zu Breidenbach einer- und dem Fuhrmann Tobias Freyschlag andererseits

HStAM 330 Biedenkopf Nr. B 1a  
Laufzeit / Datum
1599 Februar 5/15 - 1600 November 24/Dezember 4
Bearbeitung
Uta Löwenstein

Stückangaben

Regest-Typ

Protokolleinträge

Regest

Am 5. Februar 1599 gibt das Stadtgericht Biedenkopf dem von dem Juden Michel und seinem Schwiegersohn zu Breidenbach angeklagten Tobias Freyschlag vierzehn Tage Zeit zur Gegenerklärung.
Am 26. Februar übernimmt Michels Frau im Namen ihres Mannes auf Freyschlags Antrag hin eine Bürgschaft für ihren "außlendischen" Schwiegersohn und wird aufgefordert, bis zum nächsten Gerichtstag eine Erklärung über den zwischen ihrem abwesenden Mann und Schwiegersohn und Freyschlag vereinbarten strittigen Lohn abzugeben.
Am 17. Juni wird Michel, der nicht zu Hause ist, Frist bis zum nächsten Gerichtstag gegeben, sich zu Freyschlags Klage zu äußern.
Nachdem die Parteien am 3. September und 5. November auf ihre Kosten gefertigte Abschriften der wechselseitigen Einlassungen erhalten haben, wird Michel am 5. November aufgefordert, wegen des Fuhrlohns einen Eid abzulegen. Im Gegenzug soll Freyschlag am 26. November schwören, daß der strittige Sack nicht in sein Haus gebracht und dort geöffnet worden ist.
Am 4. Februar 1600 erklärt sich das Stadtgericht zu weiteren Ermittlungen bereit, wenn Michel Zeugen beibringt, die Freyschlags Eid entkräften.
Darauf sagt Curt Fronhausen aus, daß er dabei war, als Michel, Simon, Salomon und Freyschlag in Michels Haus um einen Tisch saßen und standen, auf dem Geld lag. Salomon hat Freyschlag aufgefordert, etwaige Schulden für Eisen oder sonstiges anzugeben, damit sie angerechnet werden könnten. Freyschlag hat sich aber nur an ein Viertel Salz erinnert und dann das Geld eingestrichen, wozu der Zeuge bemerkt hat, "du bekommst deinen lohn auf einmal, wer weiß, wann ich mein geld bekomme". Auf seine Frage an Michel, warum er Freyschlag trotz des schwebenden Prozesses bezahlt, hat Michel damals gesagt, Freyschlag solle sich nicht zu beklagen haben. Über den Verkauf von Eisen zwischen Michel und Freyschlag weiß der Zeuge ebensowenig wie über den von Freyschlag geltend gemachten Verdienst von 1 fl. und den Fuhrlohn für Fahrten nach Ebersbach und Hatzfeld.
Am 17. Februar sagt Freyschlag, daß er als Abschlag auf 1 fl. Fuhrlohn bislang lediglich ein Viertel Salz erhalten hat. Er will sich nur zufriedengeben, wenn Michel schwört, ihn bezahlt zu haben. Freyschlags Kosten an diesem Gerichtstag soll Michel tragen, weil ein von ihm benannter Zeuge nicht erschienen ist.
Am 26. Mai sagt Fronhausen erneut aus und erklärt, daß er Freyschlag in Ebersbach geholfen hat, das Gepäck des Juden auf den Karren zu laden. Was es enthielt, weiß er nicht, "dan sie sehr hinweg geeylet", doch ist er sicher, daß der zugebundene Sack dabei war. Was Freyschlag mit dem Juden aus Breidenbach verhandelt und ihm versprochen hat, kann Fronhausen nicht angeben, doch hat der Jude ohne weitere Namensnennung gesagt, "lifferß in meines schwehers hauß". Bei der Rückkehr nach Biedenkopf gegen 8.00 Uhr abends hat Freyschlag aber den Karren zunächst bei sich zu Hause abgestellt. Der Zeuge kann und will nicht behaupten, daß dabei die später als gestohlen bezeichneten Stücke von ihm entwendet worden sind. Michel hat wegen dieser fehlenden Stücke jedenfalls erst nach seiner Rückkehr aus Hatzfeld Klage erhoben.
Weil diese Aussage den Verdacht gegen Freyschlag nicht hinreichend bestärkt, wird Michels Klage am 27. Oktober abgewiesen. Das Gericht begründet dieses Urteil am 24. November weiter damit, daß Michel die ihm von Freyschlag übergebenen Waren zunächst ohne Beanstandung angenommen und auf den Markt gebracht und erst danach Klage geführt hat.

Weitere Angaben

zum 5. Februar 1599 vgl. auch StAMarburg, K 187

Nachnutzung

Rechtehinweise

Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Irrungen zwischen dem Juden Michel zu Biedenkopf und seinem Schwiegersohn Simon zu Breidenbach einer- und dem Fuhrmann Tobias Freyschlag andererseits“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/6142_irrungen-zwischen-dem-juden-michel-zu-biedenkopf-und-seinem-schwiegersohn-simon-zu-breidenbach-einer-und-dem-fuhrmann-tobias-freyschlag-andererseits> (aufgerufen am 27.11.2025)

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