Bericht des Amtmanns zu Landeck an Landgraf Wilhelm von Hessen- Kassel über Nachrichten aus Italien und Spanien sowie die geplünderten und geflohenen Juden zu Fulda

HStAM 4 f Staaten F Nr. Frankreich 1048

Laufzeit / Datum

1591 September 6/16

Bearbeitung

Uta Löwenstein

Stückangaben

Regest

[Der Amtmann zu Landeck] berichtet Landgraf Wilhelm von Hessen- Kassel, daß vor wenigen Tagen zwei Juden zurückgekommen sind, "so in Welschlandten gewesen undt mehräpfel (wie sies nennen undt die judten haben müssen) geholet". Sie haben erzählt, daß der Papst 30.000 Italiener aus Mailand zur Unterstützung der Papisten nach Frankreich gesandt hat. Allerdings wollen sich die Juden, die die Truppen selbst gesehen haben, doch auf die genaue Zahl nicht festlegen. Ferner wußten die Juden zu berichten, daß der König von Spanien gestorben ist und man Erzherzog Maximilian zum Gouverneur ernannt hat, weil der Sohn regierungsunfähig ist.
Beide Berichte sind von den Juden zu Mansbach, die auch von den Meeräpfeln bekommen haben, als gewiß bestätigt worden.
Was die in Abwesenheit der geflohenen Juden geplünderten Judenhäuser zu Fulda angeht, so war den Bürgern der Schutz dieser Häuser vom Statthalter befohlen worden, doch haben sie sich deswegen beschwert und erklärt, die Häuser stünden nicht im Schutz der Stadt.
Wegen dieses nach Mergentheim berichteten Ungehorsams ist den Bürgern eine erhebliche Geldstrafe auferlegt worden, deren Bezahlung sie aber unter allerlei Vorwänden verweigert haben. Deswegen sind die vier Bürgermeister und sieben der vornehmsten Bürger nach Mergentheim geladen und dort verhaftet worden. Der Statthalter ist tags darauf zum Kaiser gereist, doch ist nicht bekannt, ob dies der Juden wegen oder aus anderen Gründen geschehen ist. Da man in Fulda nicht daran denkt, der Juden halben etwas zu bezahlen, ist ein Aufruhr der Bürgerschaft zu befürchten, wenn die zu Mergentheim Verhafteten nicht bald entlassen werden.