Aussagen der Korbacher Schmiedezunft über ihren Handel mit einer Jüdin und ihren Söhnen

HStAM 115/39 Nr.  
Laufzeit / Datum
1539 September 10
Bearbeitung
Uta Löwenstein

Stückangaben

Regest-Typ

Abschrift d.Z

Regest

Auf Veranlassung des weltlichen Richters zu Korbach machen Mitglieder der dortigen Schmiedezunft vor einem Notar folgende Aussagen über ihren Handel mit der Jüdin [Rachel] und ihren Söhnen, die im gräflichen Hof zu Korbach gesessen haben: Thonies Dickheupt hat der Jüdin nach dem Brand des Hofes viele alte Nägel neu gemacht und gespitzt, auch aus verbrannten Haken und "gehengen" neue Nägel angefertigt, die beim Wiederaufbau verwandt wurden. Den ihm von der Jüdin angebotenen Kauf von einem Scheffel alter, verbrannter Nägel hat er abgelehnt. Johann Bath hat etwa acht verbrannte Tür- und Kastenschlösser von Johann Frunthenck und seiner Mutter gekauft, die diese nach eigener Aussage von der Jüdin bekommen hatten. Außerdem hat er einen Kunden, der bei ihm "gehenge" kaufen wollte, die er nicht vorrätig hatte, zum Hof der Jüdin begleitet, denn er wußte, daß sie viele besaß. Weil aber Sonnabend war, wollte sie nichts verkaufen, so daß er diesen Kauf erst am folgenden Tag im Kundenauftrag tätigen konnte und dabei für sich selbst ein Stabeisen aus einem Fenster und zwei Stücke, an denen eine "wieme" gehangen hatte, erworben hat. Johann Frunthenck bestätigt den Kauf der Schlösser und Gehänge bei der Jüdin und erklärt, daß er die von ihr erbetene Anfertigung von "hoeff ysern" aus einem aus der Tür des Herrenhofes stammenden Eisen abgelehnt hat, doch hat er ihr aus einem verbrannten Stabeisen einen "podt gehengelt" und einen Eimer beschlagen und ihr "ein ysernhoepdt" voll kleiner, auf dem Hof aufgelesener Decknägel abgekauft.
In einem abschließend abgehaltenen Verhör über die Zinsforderungen und den Wucher der Jüdin sagen die vereidigten Zeugen übereinstimmend aus, daß sie pro Woche und Gulden einen Kilianer oder 1 1/2 Pfennige bezahlen mußten. Eine Zeugin erklärt, daß sie vom halben Gulden wöchentlich einen Pfennig zu geben hatte.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Aussagen der Korbacher Schmiedezunft über ihren Handel mit einer Jüdin und ihren Söhnen“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/3652_aussagen-der-korbacher-schmiedezunft-ueber-ihren-handel-mit-einer-juedin-und-ihren-soehnen> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/qjg/3652