Schutzgeldzahlungen der Juden zu Abterode

HStAM 70 Hessen-Rotenburgische Hofkanzlei Nr. 598  
Laufzeit / Datum
1665 Mai 8
Bearbeitung
Uta Löwenstein

Stückangaben

Regest

Anlässlich der Landesvisitation bitten die Juden zu Abterode um Rücknahme der vor drei Jahren erfolgten, seinerzeit als vorübergehend bezeichneten Schutzgelderhöhung und fügen eine Liste hinzu, was bis 1662 gezahlt wurde und um wieviel das Schutzgeld erhöht wurde.
Moyses hat 36 Jahre lang 8 fl. gegeben und zahlt seither 2 fl. mehr.
Michael hat 6 fl. gezahlt und zahlt seit 1662 2 fl. mehr.
Caloman hat 26 Jahre lang 6 fl. gezahlt und zahlt seither 2 fl. mehr.
Lasarus hat 4 fl, gezahlt, zahlt seither 3 fl. mehr.
Laus hat 4 fl. gezahlt, zahlt seither 1 fl. mehr.
Schmull hat 4 fl. gezahlt und zahlt seither 1 fl. mehr.
Am gleichen Tag übergibt die Judenschaft zu Abterode eine Liste der dort lebenden 19 Juden und drei Witwen. Es handelt sich um:
Schmohl, Hann, Littman, Wulff, Ester, Joseff, Calmen, Michgell, Jesieias – Michgells Eidam -, Nattan, Löckes – Möschen Eidam -, Möschen, Davitt, Hirtz, Jeheremih, Laßerruß, Schuhlmeister, Siemen – 0 nichteß -. Fogell, Judin - – 0 nichteß -, Bihl, Judin – 0 nichteß -, Enggen, Judin - – 0 nichteß -.
Auf der Rückseite der Liste sind folgende vom Rabbiner verhängten Bußen aufgelistet:
5 fl. zahlt Jacob, weil er sich mit Joseph in der Schule geschlagen hat.
Nathan von Abtrode und Moses zu Eschwege sind durch Scheltwortte ihrer Ceremonien halber zusammenkommen, wofür Moses mit 2 fl. bestraft wurde. Heinemann, Hirtz und Löw zu Wanfried wurden vom Rabbiner mit 40 fl. bestraft. Jacob wurde nach Witzenhausen vorgefordert und bestraft worden.
Am gleichen Tag verteidigt sich Nathan zu Apterode gegen die Forderungen von Philipp Lotz zu Bergfreiheit, der ihm gegen einen gewissen Zins 26 Rtl. zu seinem Judenhandel geliehen hat, die zum vergangenen Osterfest hätten zurückgezahlt werden sollen. Im vergangenen Herbst habe er Lotz teils mit Korn, teils mit gestendige annehmliche Schulden bezahlen wollen, was dieser aber abgelehnt habe. Stattdessen gedenke er jetzt mit seiner Forderung ihn als alten Mann, der 40 Jahre lang Schutzgeld gezahlt habe, zu ruinieren. Da es aber derzeit mit dem Judenhandel schlecht bestellt sei, er das seinige unter die Fuhrleute verborgt habe, die ihn trotz seines Drängens nicht bezahlten, könne er gegen seinen Willen seine Gläubiger nicht bezahlen, nicht zu gedenken meines großen Schadens, darin ich wegen vieler Pferde kommen. Er bittet daher, Lotz zu bewegen, sich noch ein Jahr mit der Zinszahlung zu begnügen, oder sich, wenn er nicht warten wolle, mit Pferden und geständigen Schuldforderungen bezahlen zu lassen.

Ausfertigung

Eingabe der Juden zu Abterode anlässlich der Landesvisitation mit Anlagen und Präsentatum vom 18. Mai

Nachweise

Edition

Quellen zur Geschichte der Juden im Hessischen Staatsarchiv Marburg / Nachträge von Uta Löwenstein (ungedruckt), Nr. NL 467.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Schutzgeldzahlungen der Juden zu Abterode“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/14513_schutzgeldzahlungen-der-juden-zu-abterode> (aufgerufen am 25.11.2025)

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