Haina · Ehem. Zisterzienserkloster
![Haina, Klosterkirche. Grundriss mit Fensterschemata. Maßstab 1:300 [hier ohne Fensterschemata und nicht maßstabsgerecht]](https://www.lagis-hessen.de/img/cvmahessen/s3/310-1_25.jpg)
Haina, Klosterkirche. Grundriss mit Fensterschemata. Maßstab 1:300 [hier ohne Fensterschemata und nicht maßstabsgerecht]
Enthaltene Fenster
Katalogdaten
Gegenwärtiger Bestand
Die ehemalige Klosterkirche der Zisterzienser in Haina birgt neben dem Altenberger Dom die bedeutendste und umfangreichste Ornamentverglasung einer Zisterzienserkirche in Deutschland. Trotz großer Verluste kann die Ausstattung zusammen mit der 1938 freigelegten und rekonstruierten Raumfassung noch einen authentischen Eindruck von der Farbwirkung mittelalterlicher Ordenskirchen vermitteln. In Zahlen ausgedrückt, haben sich in neunzehn, überwiegend auf der Nordseite befindlichen Fenstern noch 114 Felder in den Lanzetten sowie 212 Maßwerkteile erhalten. Während die Prachtfenster in den Stirnwänden nur mehr in den Maßwerken mittelalterliche Glasmalereien bewahrt haben, sind die vier östlichen Langhausfenster NORD IX–XII bis heute nahezu ohne Ergänzungen erhalten geblieben. Demgegenüber besitzen die nach Westen anschließenden Fenster des jüngeren Bauabschnitts NORD XIII–XVII wiederum nur mehr in den oberen Bereichen originalen Glasbestand; der Großteil der Ornamente in den Lanzettpaaren stammt hier aus dem 19. Jahrhundert. Im Zuge der Langeschen Restaurierung wurden schließlich einzelne ornamentale Restfelder und nachmittelalterliche Wappenscheiben in einem Fenster der Südseite (SÜD XIV) vereint. Die vier mittelalterlichen Felder im Maßwerk des kleinen Westfensters NORD XVII waren nach ihrer Restaurierung im Jahr 1982 bedauerlicherweise dem Museum in Haina zur Aufbewahrung übergeben worden und sind heute im Obergeschoss des Westflügels der ehemaligen Klausur abgestellt. Eine Kopfscheibe aus der gleichfalls nur mehr fragmentarisch erhaltenen Gruppe der kleinen Nordseitenschifffenster gelangte in die Sammlung der Freiburger Arbeitsstelle des Corpus Vitrearum, ein einzelnes Grisailleblatt fand wohl bereits im 19. Jahrhundert den Weg nach Marburg und wird heute im Depot des Universitätsmuseums aufbewahrt.
Bibliographie
Johann Letzner, Historische, Kurtze, Einfaltige und Ordentliche Beschreibung des Closters und Hospitals Heina in Hessen gelegen. Auffs newe ubersehen und verbessert, Mülhausen 1588, ohne Pag. (erste Erwähnung der Glasmalereien: »daran viel kunstlicher un artiger Fenster, so mit vermaletem Glassewerk besetzet, das, wer mit fleiss anschawet, sich über die zierlichen Kunst solcher Fenster verwundern muss, so ist auch immer ein Fenster anderst, als das ander geformirt«); Georg Landau, Malerische Ansichten von Hessen, Kassel 1842 (Nachdruck Frankfurt 1982), S. 178 (»sowohl die Kreuzarme als der Chor werden durch weite schöne Fenster erleuchtet«); Kunstblatt 26, 1845, S. 23 (Bericht über die anstehende Restaurierung der Glasmalereien); Karl Schnaase, Die Wiederherstellung der Klosterkirche zu Haina, in: Deutsches Kunstblatt 6, 1855, S. 342f. (die instand gesetzten Fenster gewähren in Ost-West-Richtung einen Überblick über die Entwicklung der Glasmalerei); Statz/Ungewitter 1856 bzw. 1861, S. 53f., Taf. 167f., 196–199 (kolorierte Abb. mehrerer Ornamentscheiben); Oidtmann 1898, S. 162, 166, 219 (die Fenster der Südseite sollen bei einem Brand von 1859 zerstört worden sein); Oidtmann 1912, S. 56, 147f. (zitiert Letzner 1588); Sherrill 1927, S. 69f. (gegenüber dem Maßwerk im Nordquerhaus ist das des Ostfensters entwickelter, die Grisaillen zeigen jedoch reduzierte Formen); Kippenberger 1939, S. 40–45, Taf. 9–11 (einige Flechtbandmuster aus der Marburger Elisabethkirche begegnen auch in den kleinen Nordseitenschifffenstern, die »um 1260« anzusetzen sind und zu den »ältesten« Glasmalereien in Haina zählen); Hans Wentzel, Die Glasmalereien der Zisterzienser in Deutschland, in: Bulletin des relations artistiques France-Allemagne, Mainz 1951 (Separatdruck), ohne Pag. (ähnliche Ornamentmuster in Haina und Marburg deuten auf enge werkstattliche Beziehungen hin; will im »gegen 1300« datierten Westfenster das früheste Beispiel einer figürlichen Verglasung in Zisterzienserklosterkirchen sehen); Wille, 1952, I, S. 163, II, S. 115f. (folgt in der Datierung der Westteile Schürer 1926 und setzt das Kreuzigungsmedaillon folglich um 1350–70 an); Wentzel 21954, S. 40, 88, 95, Abb. 127 (die Grisailleschöpfungen des Lupuldus Frater stehen in Hessen isoliert; weist auf Zusammenhänge zwischen den Ornamentscheiben des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Sonnenkamp, Marburg und Haina hin); Frodl-Kraft 1965, S. 15–18 mit Abb. 22–26 (Versuch einer Herleitung des in Heiligenkreuz wie in Haina, Neukloster und Marburg auftretenden Flechtbandmotivs aus der Ornamentik der seldschukischen und armenischen Architektur); Frodl-Kraft 1972, S. 60f., Taf. IIa (vergleicht ein Ornamentmotiv in der Pfarrkirche zu Gars-Thunau bezüglich der geometrisch-vegetabilen Mischform mit einem Restfeld im Depotfenster SÜD XIV); Jane Hayward, Glazed Cloisters and their Development in the Houses of the Cistercian Order, in: Gesta 12, 1973, S. 93–109, bes. S. 94f. (entgegen der Annahme von Wentzel 1951 kann die Hainaer Kreuzigung kaum vor 1320/25 entstanden sein); Rüdiger Becksmann, in: Heinz Brandt, Das Kloster Haina. Die Zisterzienserabtei im hessischen Kellerwald, Haina 1976, S. 41–44 (sieht wie Kippenberger in den kleinen Flechtbandfenstern im Langhaus die ältesten Glasmalereien und datiert die Prachtfenster in Sanktuarium und Querhaus in das ausgehende 13. Jh.); Lymant 1979, S. 52f., 55f., 59–63, 65, 70–72, Abb. 91, 94 (arbeitet die Zusammenhänge zwischen den Altenberger und Hainaer Ornamentformen heraus, wobei sich die Hainaer Verglasung in der Aufnahme farbiger Elemente künstlerisch entwickelter zeigt als das Mutterkloster); Rüdiger Becksmann, Rezension zu Lymant 1979, in: Kunstchronik 34, 1981, S. 392–402 mit Abb. 1b, hier S. 398f. (gegen Lymant 1979); Zakin 1979, S. 173f., 176 (datiert die Verglasung in Haina unterschiedslos in das beginnende 13. Jahrhundert und sieht in der vergleichsweise naturalistischen Pflanzenornamentik Parallelen zu französischen Beispielen); Brigitte Lymant, Die Glasmalerei bei den Zisterziensern, in: AK Aachen 1980, S. 345–356, hier S. 350, Abb. 6, 10–12, und S. 538, Nr. F 6b (folgt wiederum Wentzel 1951 in der Frühdatierung des Westfensters und verweist auf ähnliche Ornamentmuster in Altenberg und Heiligenkreuz); Dehio Hessen 21982, S. 380f. (knappe Charakterisierung des Bestandes, Datierung des Kreuzigungsmedaillons um 1335); Michler 1984, S. 317–320 (teilt den Bestand in zwei Gruppen aus der Mitte des 13. und der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, welche hinsichtlich der Zunahme an Farbigkeit in einem umgekehrten Verhältnis zur Reduktion der Farbfassung in der Architektur stehen); 800 Jahre Haina. Kloster. Hospital. Forst, Ausstellung des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde Haina, Kassel 1986, S. 59–61, 66 (die Ergänzungen des 19. Jh. sind unter Restaurator Lange nur kalt aufgemalt worden); Arnd Friedrich, Kloster Haina, Königstein im Taunus 1987, S. 49 (folgt trotz Spätdatierung des Westfensters um die Mitte des 14. Jh. der Einschätzung Lymants als einer Inkunabel figürlicher Darstellungen bei den Zisterziensern); Rüdiger Becksmann, Gutachterliche Stellungnahme zur Erhaltung und Sicherung der mittelalterlichen Farbverglasung der Klosterkirche zu Haina (Ms.), Freiburg im Breisgau 1986 (liefert Angaben zum Bestand und seiner Erhaltung; einzelne Architekturfelder deuten auf verlorene Figurenverglasungen hin); Dolff-Bonekämper 1989 (widmet sich der Restaurierungsgeschichte der Fenster durch Friedrich Lange im 19. Jh. im Hinblick auf die Entwicklung denkmalpflegerischer Gesichtspunkte; Nachahmungen der Grisaillen befinden sich auf Burg Schweinsberg); Rüdiger Becksmann, in: Becksmann/Korn 1992, S. 235, Anm. 99 (die Lanzetten des Westfensters besaßen ursprünglich eine figürlich-architektonische Farbverglasung, worauf verschiedene Flickstücke in anderen Fenstern hindeuten); Grenz 1992 bzw. 1994 (umfassende Quellenauswertung zur Bau- und Restaurierungsgeschichte unter Einbeziehung der Glasmalereien); Richter 1993a, S. 168 mit Fig. 20 (einige ornamentale, »um 1270–80« zu datierende Restfelder in Haina zeigen sich in Organisation und Farbigkeit nahe verwandt mit einer Verglasung der Zisterzienserkirche Doberan); Enrico Castelnuovo, Vetrate medievali. Officine tecniche maestri, Turin 1994, S. 94f., Abb. 43 (die Künstlerinschrift des Frater Lupuldus im Ostfenster gehört möglicherweise erst dem 14. Jh. an); Arnd Friedrich, Kloster Haina (Schnell Kunstführer 2225), Regensburg 1995, S. 10, 12–14 (liefert anhand der Hainaer Fenster einen entwicklungsgeschichtlichen Abriss der Farbverglasungen von Zisterziensern); Martin 1997, S. 80ff., Abb. 336 (das u.a. in Haina und Marburg anzutreffende Flechtbandmotiv begegnet auch in einem Fenster der Mutterkirche der Franziskaner in Assisi); Ulrich Haroska, Glasrestaurierung in Hessen, in: Denkmalpflege und Kulturgeschichte in Hessen 1998/2, S. 19–24 (Vorstellung der Bestands- und Schadensproblematik vor dem Hintergrund der Restaurierungsmaßnahmen); Friedrich/Heinrich 1998, S. 163f. (Erläuterungen zu den figürlichen Darstellungen im Westfenster); Ulrike Kunert, Die Restaurierung der Glasfenster, in: Friedrich/Heinrich 1998, S. 172–176 (detaillierte Angaben zum Erhaltungszustand); Hartmut Scholz in: AK Köln 1998, S. 162f., Nr. 19.1 und 19.2 (vermutet im Grisaillefeld eines Depotfensters Reste der Querhausverglasung aus der Zeit um 1260/70); Claudia Schumacher, in: AK Köln 1998, S. 328–331, Nr. 89.1–4 (Nachzeichnungen Engelhards in vier Farbabb.); Hess 1999, S. 47, 100f., 181–185, insb. 182, Anm. 11 (die Ornamentformen im Frankfurter Dom und der Friedberger Stadtkirche bezogen ihre wichtigsten Anregungen offenbar aus Haina, deren nächste Verwandte wiederum auf Altenberg zurückweisen); Andrea Pufke, Das Kloster Haina: Renovierung, Restaurierung und Umbauten im 19. und frühen 20. Jahrhundert, Darmstadt 1999, S. 30–34 (ausführliche Beschreibung und Bewertung der Langeschen Restaurierung aus denkmalpflegerischer Sicht); Scholz 1999, S. 88 (in der Frühzeit des Ordens wurden, wie die Künstlersignatur in dem Hainaer Ostfenster belegt, hauseigene Glasmaler oder eigene Klosterwerkstätten mit der Ausstattung der Kirchen betraut); Untermann 2001, S. 225, 486 (vermutet eine frühe Fertigstellung der Hainaer Ostteile bereits um 1224 und will im großen Ostfenster eine nachträgliche Erneuerung gegen 1240/50 sehen; datiert das Ostfenster um 1250/60); Ulrich Haroska, Die Restaurierungsarbeiten an der Klosterkirche Haina, in: Denkmalpflege & Kulturgeschichte 2004/2, S. 2–8 (liefert einen knappen Überblick zur Restaurierungsgeschichte und benennt die aktuellen Maßnahmen der Fensterrestaurierung); Parello 2004, S. 165–167 (die Lanzetten der um 1230/50 erstmals ornamental verglasten Schaufenster in Ostchor und Nordquerhaus wurden im 14. Jahrhundert höchstwahrscheinlich durch figürliche Darstellungen ersetzt); Ulrike Brinkmann, Historische Glasmalereien. Denkmalpflegerischer Umgang und restauratorische Maßnahmen, in: Zeitschichten. Erkennen und Erhalten – Denkmalpflege in Deutschland, hrsg. von Ingrid Scheurmann, Ausstellung im Residenzschloss Dresden, München/Berlin 2005, S. 272–277 (Wiedergabe eines Ornamentfeldes aus Fenster NORD XII); Ulrich Haroska, Zisterzienser in Hessen. Die Klöster Eberbach und Haina, in: SehensWerte Schlösser & Gärten in Hessen 2007/3, S. 40f. (knappe Charakterisierung der Restaurierungsmaßnahmen mit Abb. des Fensters nord III vor und nach der Restaurierung); Uwe Gast, Die Chorverglasung der Stadtkirche in Friedberg im 14. und 15. Jahrhundert. Rekonstruktion, Programm und programmatische Änderungen, in: Die gebrauchte Kirche (Arbeitshefte des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen), im Druck (zieht die östliche Langhausverglasung in Haina zur Frühdatierung der Ornamentverglasung im Chor der Friedberger Stadtkirche heran).
Nachweise
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008
Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Haina · Ehem. Zisterzienserkloster“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-objekte/310-1_haina-ehem-zisterzienserkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/310-1

















