Hanau · Marienkirche
![Hanau, Marienkirche. Grundriß. Maßstab 1:300 [hier nicht maßstabsgerecht]](https://www.lagis-hessen.de/img/cvmahessen/s3/210-1_20.jpg)
Hanau, Marienkirche. Grundriß. Maßstab 1:300 [hier nicht maßstabsgerecht]
Katalogdaten
Gegenwärtiger Bestand
In den Chorfenstern nord und süd II, süd III und nord VI befinden sich als Reste der ursprünglichen Chorverglasung insgesamt 24 spätgotische Rechteckfelder (Fig. 169-173, Abb. 190-209, Farbtaf. XXV-XXVII) sowie im Achsenfenster eine erst später in den Chor übertragene Kabinettrundscheibe des ausgehenden 15. Jahrhunderts (Abb. 189, Farbtaf. XXVIII). In Chorfenster süd III, 2a und c haben sich überdies zwei Wappenfragmente erhalten, die mit Prinzessin Catharina Belgia von Oranien-Nassau und ihrem 1596 angetrauten, 1612 verstorbenen Mann Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg verbunden, im Rahmen des CVMA jedoch nicht bearbeitet werden können1.
Bibliographie
Anton Calaminus, Nachricht über die Gründung der evangelischen Marienkirche und Johanneskirche zu Hanau, Hanau 1858, S. 45 (überliefert ohne Nachweis, daß die kleineren zweiba
hnigen Sakristeifenster ursprünglich farbig verglast waren und vermutet, daß die erhaltenen Glasgemälde über alle Chorfenster verteilt waren); Lotz, 1862, S. 280, 667 (erwähnt wenige spätgotische Glasmalereireste); Dehn-Rothfelser/Lotz, 1870, S. 93 (wenige Glasmalereireste vom Ende des 15. bis Anfang des 17. Jh.); August Winkler/Jakob Mittelsdorf, Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Hanau, 1. Teil, Hanau 1897, S. 116 (Erwähnung einiger der auf sieben Fenster verteilten Glasmalereien und Datierung in die Zeit des Chorneubaus; zur damaligen Verteilung der Fragmente auf der Chornordseite vgl. Fig. 167); Josef Ludwig Fischer, Glasgemälde in der Marienkirche zu Hanau. Um 1510, in: Zs. für alte und neue Glasmalerei 1, 1912, S. 35f., 1 Taf. (setzt für die Pietà und die Johannesfigur einen Karton Grünewalds voraus; die übrigen, qualitativ geringeren Scheiben sollen hingegen von der ausführenden Werkstatt entworfen worden sein); Schmitz, 1913, S. 114, 116, Abb. 199f. (vermutet in den Glasgemälden eine um 1505/10 zu datierende Stiftung des Grafen Reinhard IV. von Hanau; während der Hl. Georg unmittelbar mit dem Gothaer Liebespaar zu verbinden sei und wie die um 1505 entstandene Rundscheibe mit Wappenhalter den Spätstil des »Hausbuchmeisters« zeige, gehe der Entwurf zur Pietà auf Grünewald zurück); Fischer, 1914, S. 299, Taf. 65f. (summarischer Verweis auf seinen Aufsatz von 1912); Gottfried Heinersdorf, Die Glasmalerei – Ihre Technik und ihre Geschichte, Berlin 1914, S. 24, Taf. 91-93 (vermutet für die Pietà einen Grünewald-Karton und datiert die Glasgemälde der Marienkirche in das erste Jahrzehnt des 16. Jh.); Ernst J. Zimmermann, Hanau, Stadt und Land, Hanau 21919, S. 218f. (erwähnt die Zusammenführung und Renovierung der über den Chor verstreuten Glasgemälde durch Linnemann 1910 und lehnt sich gegen die Zuschreibung des bedeutendsten Fensters an Grünewald auf, indem er die Pietà 1452 datiert und als Stiftung des in diesem Jahr verstorbenen Grafen Reinhard III. interpretiert. Ferner macht er auf die Rundscheibe mit dem Wappenhalter und die Hl. Sippe aufmerksam, die aus dem Jahre 1477 stammen sollen); Faber du Faur, 1921, S. 93 (folgt Schmitz in der Zuschreibung der Pietà an Grünewald und des Hl. Georg an den »Hausbuchmeister«, sieht in der Rundscheibe mit Wappenhalter jedoch kein eigenhändiges Werk des Letzteren); Walter Karl Zülch, Vom Kunstbetrieb in Friedberg im letzten Drittel des XV. Jahrhunderts, in: FGb 5, 1922, S. 5 (erkennt eine nahe Verwandtschaft mit den Glasgemälden in der Friedberger Stadtkirche); Schmitz, 1923, S. 7, Taf. 14 (Erwähnung der Rundscheibe mit Wappenhalter »in der Art des Hausbuchmeisters« um 1500); Ludwig Neundörfer, Die Glasgemälde der Stadtkirche zu Friedberg, unpubl. Phil. Diss. Gießen 1923, S. 73-75, Teildruck Gießen 1929, S. 24f. (scheidet zunächst die Hl. Sippe und die Mater dolorosa vom übrigen, um 1490 entstandenen Bestand aus, der zwar in naher Verwandtschaft zu den Friedberger Chorfenstern stehe, jedoch nur indirekt mit dem dort tätigen Meister Conrad zu verbinden sei. Andererseits komme auch eine Zuschreibung an den »Hausbuchmeister« und an Grünewald angesichts der nur losen Zusammenhänge nicht in Frage. In einem Nachtrag weist Neundörfer schließlich auch Buchners Vorschlag von 1927 zurück und vermutet nun – unter erneuter Betonung der Zusammenhänge mit Friedberg – Meister Conrad als Schöpfer); Sherill, 1927, S. 128f. (erwähnt die von Linnemann neu arrangierten drei Fenster auf der Chornordseite, die er 1510 datiert und mit Hans Wild in Verbindung bringt, sowie die »ungewöhnlich gut ausgeführten Renaissancescheiben« mit der Hl. Sippe); Buchner, 1927, S. 253-263, Abb. 19-27 (macht insgesamt fünf Meister für die in den neunziger Jahren entstandenen Glasgemälde verantwortlich, von denen jedoch nur zwei genauer bestimmt werden: während er Fenster süd II und nord VI Meister WB als eigenhändig ausgeführte Werke zuschreibt und süd II analog zur Pietà rekonstruiert, gibt er die Rundscheibe dem »Hausbuchmeister«); Heinrich Neumann, Neue Beiträge zur Baugeschichte der Marienkirche, in: HGb 11, 1934, S. 68, 70f. (auf umfassenden Archivrecherchen basierende grundlegende Bau- und Restaurierungsgeschichte sowie Beschreibung der Linnemannschen Neuordnung des Bestands von 1910; mit Ausnahme der späteren Wappenreste werden alle Glasmalereien mit dem Vorgängerchor in Verbindung gebracht und zwischen 1454 und 1485 datiert); Zülch, 1935, S. 207 (bringt die Hanauer Glasmalereien mit Friedberg und Conrad von Schotten in Zusammenhang); Fischer, 21937, S. 154, Taf. 92f. (hält weiterhin am Einfluß Grünewalds fest, ordnet die Glasgemälde nun aber vorsichtiger in dessen »Stilkreis« ein); Fried Lübbecke, Hanau, Stadt und Grafschaft, Köln 1951, S. 100f., 102-105, Abb. 56, 58f., 61, 62f., 65 (weist Buchners auf schwachem Fundament stehende Zuschreibung der Pietà an Meister WB zurück und vertritt eine Datierung der Glasmalereien in das letzte Jahrzehnt des 15. Jh., ohne jedoch Zülchs Postulat eines Zusammenhangs mit Conrad von Schotten bedenkenlos zu teilen; die Wappenhalter-Scheibe mit dem redenden Münzenberger Wappen, sei »ohne Zweifel« in der Werkstatt des »Hausbuchmeisters« entstanden); Wentzel, Meisterwerke, 1951 bzw. 21954, S. 70f., 100, Abb. 242 (ordnet die Hanauer Glasmalereien einer Gruppe von Glasmalereien im Umfeld des Meisters der Mainzer Sebastianslegende zu und sieht darin eine mittelrheinische Umprägung der Schöpfungen Peter Hemmels; die Meister WB zugeschriebene Pietà beurteilt er als das großartigste Werk dieser Gruppe); Walter Hotz, Der »Hausbuchmeister« Nikolaus Nievergalt und sein Kreis, in: Der Wormsgau 3, 1953, S. 112 (weist die Zuschreibung an den Meister WB zurück und erkennt in den Glasgemälden von Neckarsteinach, Wimpfen, Beerfelden und Hanau einen eigenständigen Meister in der unmittelbaren Nachfolge Peter Hemmels); Stange, VII, 1955, S. 111f. (folgt Buchners Zuschreibung und erwägt eine Ausbildung des Meisters WB bei Peter Hemmel); Stange, Hausbuchmeister, 1958, S. 47, Anm. 60 (unterstreicht erneut die Zuschreibung an Meister WB, da der Hanauer Christus zweifellos zum Stuttgarter Sebastian gehöre); Alan Shestack, Master LCZ and Master WB, New York 1971, S. 72-74, Fig. 62-64 (sieht in den Hanauer Glasgemälden, die er um 1485/90 datiert, eine der bedeutendsten Schöpfungen des Meisters WB und betont den engen Zusammenhang mit der Mainzer Sebastianslegende); Hans Martin Schmidt, in: Kat. Ausst. 675 Jahre Altstadt Hanau, Hanau 1978, S. 272, Nr. 355 a-c, Abb. 477-480 (verbindet den überwiegenden Teil der im letzten Jahrzehnt des 15. Jh. entstandenen Glasgemälde mit Werken des Meisters WB und ordnet die ursprünglich wohl nicht für den Chor bestimmte Rundscheibe in den Hausbuchmeister-Umkreis); Heinz Kurz/Frank R. Eisermann, Die Marienkirche zu Hanau (Schnell, Kunstführer Nr. 1212), München/Zürich 1980, S. 7f., 14f., 2 Abb. (Aufzählung der erhaltenen Glasmalereien mit Hinweis auf stilistische Zusammenhänge mit dem Werk des »Hausbuchmeisters« und des Meisters WB); Suzanne Beeh-Lustenberger, Spätgotische Glasmalerei, in: FS Marienkirche Hanau, hrsg. von Hen Donath, Hanau 1984, S. 14-30, mit zahlreichen Farbabb. (umfassende Behandlung des gesamten Bestands und kritische Würdigung der bisherigen Zuschreibungen: Die stilistisch uneinheitlichen Reste werden zum einen mit Meister WB und Friedberg in Verbindung gebracht, zum anderen äußern sich in der Hl. Sippe Einflüsse des »Hausbuchmeisters« und Peter Hemmels; die Rundscheibe mit Wappenhalter wird stilistisch dem Kreis des »Hausbuchmeisters« zugeordnet); Daniel Hess, Der ehemalige Hochaltar und die Glasgemälde in der Marienkirche. Zur Kunst der Spätgotik in Hanau, in: HGb 31, 1993, S. 91-112 (kritische Würdigung der Forschungsgeschichte und Frage nach Zusammenhängen mit Friedberg).
Nachweise
Fußnoten
- Bei dem Fragment in Feld 2c handelt es sich um die Reste des Wappens von Hanau-Rieneck, das Philipp Ludwig I. als erster Hanauer Graf führte. ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999
Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Hanau · Marienkirche“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-objekte/210-1_hanau-marienkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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