[Unbekanntes Fenster]

 
Anzahl Scheiben
1
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalogdaten

Vorbemerkung

Das 47 x 34 cm messende, aus vielfarbigen Fragmenten zusammengesetzte Pasticcio mit der in Hüfthöhe be-schnittenen Figur eines zur Seite gewandten Stifters im Zentrum ist bereits im Band CVMA Deutschland III,2, 1999 bearbeitet worden; s. Hess 1999, S. 77, Nr. 3. In Format und Stil entspricht das figürliche Fragment exakt dem ebenfalls nur fragmentarisch erhaltenen Stifter der Darmstädter Scheibe Nr. 189, sodass seine Zuordnung zum Ersheimer Bestand – damit die Identifizierung des Dargestellten als eines Herrn von Hirschhorn oder Habern – au-ßer Frage steht. Auch der Großteil der zu Füllzwecken eingesetzten Stücke zweier verschiedener blauer Damast-muster ist mit Ersheim zu verbinden; derselbe blaue Grund ist in der aus Ersheim stammenden Wappenscheibe im Langhausfenster nord VI in der Karmeliter-Klosterkirche zu Hirschhorn verwendet worden (Abb. 44). Demgegenüber sind das im Muster abweichende einzelne Stück rechts unten, die rahmenden Säulchen und der auf dem Kopf stehende Helm unterhalb des Stifterfragments anderen Beständen zuzuordnen: Während Letzterer zu dem nahezu vollständig verlorenen Schild Hans V. von Hirschhorn in jener Wappenscheibe gehört haben dürfte, die sich ursprünglich im Kapitelsaal des Hirschhorner Karmeliterklosters befand (heute Klosterkirche, Langhausfenster nord V; vgl. S. 171–174, Abb. 62), erweisen sich das Damastmusterstück und die Säulchen als Fragmente aus einer (verlorenen?) Farbverglasung der Kamberger-Werkstatt45. Der gemeinsame Ort, an dem alle diese Fragmente sich einmal befanden – auch die mit der Kamberger-Werkstatt zu verbindenden Stücke –, war zweifellos das Großherzogliche Museum in Darmstadt; dort dürften sie noch im 19. Jahrhundert zu einem Pasticcio zusammengesetzt und nach Büdingen abgegeben worden sein, wobei Anlass und Zeitpunkt der Veräußerung oder Schenkung unbekannt sind.46 Daniel Hess hat die Vermutung geäußert, dass das Pasticcio »über den Darmstädter Galeriedirektor Rudolf Hofmann nach Büdingen gekommen sein« könnte; s. Hess 1999, S. 77 (Nr. 3). Als ausgebildeter Maler war Hofmann zwar für den Fürsten Ernst Casimir II. zu Ysenburg und Büdingen († 1861) tätig, doch lag diese Tätigkeit vor seiner Übersiedlung nach Darmstadt (1857) und lange vor seiner Anstellung am Großherzoglichen Museum (1861ff.), wo er 1867 zum Inspektor der Gemäldesammlung berufen wur-de; vgl. Karl Noack, Art. »Hofmann, Rudolf«, in: T/B, XVII, 1924, S. 281. Als Vermittler dürfte er somit ausscheiden. – Eine schlecht erhaltene Madonnenscheibe unbekannter Herkunft, die das Hessische Landesmuseum Darmstadt 1930 aus Worms erworben hat (Inv. Nr. Kg 30:9), wies einstmals einen zusammengestückelten Hintergrund aus denselben Damastmusterstücken der Kamber-ger-Werkstatt auf; s. Beeh-Lustenberger 1973, S. 94, Nr. 129, Taf. 13. Sie hat nachweislich zu jenen Glasmalereien gehört, die in den 1840er-Jahren zur Verglasung des Westchors des Wormser Domes aus Darmstadt abgegeben worden waren.

Katalog Seite(n)

S. 77

Standort heute

Büdingen, Schloss

Beschreibung

Siehe zugehörige Scheiben

Nachweise

Fußnoten

  1. Vgl. CVMA Deutschland I,2, 1986, S. XIX, Muster I,45 und Abb. 141

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„[Unbekanntes Fenster]“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-objekte/203-1-03_unbekanntes-fenster> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/203-1-03