Enthaltene Scheiben

Katalogdaten

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S. 189f.

Untertitel

Zwei Scheibenfragmente. Aus Appenheim erworben um 1905/10.

Bibliographie

Brilmayer 1905, S. 35 (erwähnt »Ueberreste alter Glasmalereien« in St. Michael in Appenheim); Johannes Würth, Aus der Geschichte der Gemeinde und Pfarrei Appenheim, (Appenheim) 1908, S. 105 (überliefert eine Herkunft jener 1905 entfernten Glasgemälde aus dem ehem. Kloster Nothgottes im Rheingau); Dehio 1911, S. 16 (vermutet eine Herkunft »aus den Fenstern der 1770 niedergelegten got. Kirche« in Appenheim; schreibt die Scheiben einem möglicherweise von Martin Schongauer beeinflussten mittelrheinischen Meister zu und datiert sie um 1500); Franz Th. Klingelschmitt, Führer durch das Bischöfliche Dom- und Diözesan-Museum zu Mainz, Mainz 1925, S. 48, Nr. 5f. (schreibt die Scheiben – sich auf Ludwig Neundörfer berufend – »einer vom Hausbuchmeister beeinflussten Gruppe« zu und datiert sie um 1480); Rauch 1934, S. 6, 182, 188, Abb. 149 (nennt als ursprünglichen Standort sowohl das Kloster Nothgottes als auch, darin Dehio 1911 folgend, die alte Pfarrkirche; die Scheiben seien 1910 nach Mainz verkauft worden; spricht von »Arbeiten des ausgehenden 15. Jahrhunderts«); Wilhelm Jung, Mainz. Führer durch das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum, Mainz 1971, S. 54 (Erwähnung mit Datierung um 1480); Glatz 1977, S. 132 (Erwähnung); Hess 1999, S. 62, 118, 272 (weist bezüglich des ursprünglichen Standorts der Scheiben auf einen fehlenden Nachweis für das Kloster Nothgottes hin; wertet sie stilistisch als Bindeglied zwischen den spätgotischen Glasmalereien in den Kirchen St. Valentin in Kiedrich und St. Leonhard in Frankfurt/M.).

Zur Frage der Herkunft

Da die bestehende, dem Hl. Michael gewidmete katholische Pfarrkirche in Appenheim, aus der die Fragmente mit den Hll. Petrus und Antonius stammen, erst in den Jahren 1773–1775 erbaut worden ist2#Rauch 1934, S. 182, 184, 186; Dehio Rheinland-Pfalz/Saarland 21984, S. 38., kann sie nicht der ursprüngliche Standort der Scheiben gewesen sein. Als solcher werden in der Literatur – jeweils ohne Nachweis – zwei andere Bauten gehandelt: zum einen die unter Pfalzgraf Ottheinrich reformierte alte Michaelskirche in Appenheim, zum anderen die ehemalige Wallfahrts- und Klosterkirche Nothgottes im Rheingau. Was die alte, 1368(?) erstmals erwähnte Pfarrkirche in Appenheim betrifft3#Würth 1908 (s. Bibl.), S. 76–86; Diehl 1932, S. 446f.; Rauch 1934, S. 180–182., so scheint es wenig wahrscheinlich zu sein, dass dieser kleine, wiederholt als baufällig bezeichnete, im Pfälzischen Erbfolgekrieg zudem verwüstete und schließlich vom Einsturz des Chorturms betroffene Bau bis zu seiner grundlegenden barocken Erneuerung in den 1760/70er-Jahren Glasmalereien in vergleichsweise intaktem Zustand bewahrt hatte; mit Altären, die dem Hl. Michael, dem Hl. Nikolaus und der Jungfrau Maria geweiht waren, wies er auch keine Altarpatrozinien auf, auf die das Figurenpaar Petrus/Antonius unmittelbaren Bezug genommen haben könnte. Aber auch dessen bereits von Johannes Würth überlieferte Herkunft aus Nothgottes – einer Wallfahrtsstätte bei Rüdesheim, die im ausgehenden 14. Jahrhundert eine noch bestehende Kapelle erhielt (Weihe 1390) und von 1620 an bis zu ihrer Aufhebung 1813 von Kapuzinermönchen besiedelt wurde4#Herchenröder 1965, S. 341–345. – ist nicht zu verifizieren; die im Zuge der Aufhebung verschenkten Ausstattungsstücke – im Übrigen auch das Hochaltarretabel – gingen offenbar ausnahmslos an Kirchen des rechtsrheinischen Herzogtums Nassau5#Wiesbaden, HHStA, Abt. 238, Nr. 21 (Aufhebung des Kapuzinerklosters Nothgottes 1813–1815). Vgl. hierzu die gründliche Auswertung von P. Kilian Müller, Die Aufhebung der Wallfahrt Nothgottes i. Rheingau, in: Der Katholik. Zs. für katholische Wissenschaft und kirchliches Leben 3. F. 35 (87), 1907, S. 223–235, 282–308, 328–360, hier S. 345f. Eine Schenkung, die Appenheim betraf, ist in den Akten weder für das Hochaltarretabel, das laut Würth 1908 (s. Bibl.), S. 105, ebenfalls aus Nothgottes stammen soll, noch für die beiden Glasgemälde nachzuweisen.. Woher die Scheiben ursprünglich stammen und wie sie in die Michaelskirche in Appenheim gelangt sind, kann angesichts dieser Überlieferung nicht beantwortet werden.

Nachweise

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Hll. Petrus und Antonius“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-objekte/132-2-01_hll-petrus-und-antonius> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/132-2-01