Ehemals Darsberg, Kapelle
Enthaltene Fenster
Katalogdaten
Beschreibung
Die vermutlich in der zweiten Hälfte des 15. Jh. erbaute, im Wormser Synodale von 1496 erwähnte Kapelle gehörte zur Pfarrkirche St. Cäcilia in Neckarsteinach und war dem Hl. Sebastian geweiht20. Der schlichte, auf rechteckigem Grundriss errichtete Bau wurde 1742 nach Westen verlängert und erhielt im Zuge dieser Erweiterung auch neue, rundbogige bzw. runde Fenster auf seiner Nord- und Südseite. Mittelalterlich ist nur mehr das Rechteckfenster im Osten. Es enthielt zu Beginn des 20. Jh. noch Fragmente mittelalterlicher Glasmalerei (Fig. 451) – offenbar jene »Reste«, deren Erhaltung 1927 vonseiten der Denkmalpflege gefordert wurde. Während des Zweiten Weltkriegs wurden sie durch Granatsplitter vollständig zerstört21. Dank verschiedener Erwähnungen dieser Fragmente und einer vor ihrer endgültigen Zerstörung entstandenen Fotografie lässt sich von der Farbverglasung der Kapelle zumindest eine vage Vorstellung gewinnen. Einer 1790 entstandenen Beschreibung zufolge soll in dem Fenster hinter dem Altar ein Zimmermann mit Spundaxt dargestellt gewesen sein; 1835 wird eine Bildscheibe der Landschaden erwähnt (s. Reg. Nr. 11f.). Dementgegen spricht Schneider 1898 von Darstellungen einer nur in den Umrissen erhaltenen Madonna, eines Engelskopfes und einer Zimmeraxt. Diesen Zustand gibt die Fotografie des Ostfensters der Kapelle wieder: Zuseiten einer stehenden Heiligenfigur, von der nur das Randblei und Teile des Nimbus erhalten waren, sind außer einigen Stücken alten Farbglases die Reste zweier betender Figuren sowie das Fragment eines Wappens mit einer sog. Axt mit Hang und einem Winkelmaß zu erkennen. Da letztere Gerätschaften als Insignien von Zimmerleuten überliefert sind22, liegt die Vermutung nahe, dass die Verglasung der Kapelle – die Ursprünglichkeit des Wappenfragments vorausgesetzt – u.a. von einem oder mehreren Angehörigen dieses Berufsstandes gestiftet wurde. Als weitere Fensterstifter kommen die Landschaden von Steinach in Betracht, die das Patronatsrecht in Darsberg zu Lehen hatten23. Dabei muss hinsichtlich der im Bild dargestellten Stifter offenbleiben, um wen es sich handelte und ob sie in einem Zusammenhang mit der Heiligenfigur – der Maria einer Kreuzigung Christi? – standen. Der ebenso holzschnittartige wie naiv anmutende Zeichenstil dieser Figuren erlaubt eine Datierung der verlorenen Fragmente in die zweite Hälfte des 15. Jh.
seien
sorgfältig aufzubewahren und an geeigneter Stelle wieder einzusetzen«); Karen Delaplace, Die Darsberger Kapelle, in: FS 675 Jahre Darsberg 17. und 18. Juli 2004, o.O. 2004, S. 44–50, hier S. 45 (Erwähnung).
Nachweise
Fußnoten
- Weech 1875, S. 401; Einsingbach 1969, I, S. 158f. (mit älterer Literatur), II, Abb. 216f.; Dehio Hessen, II, 2008, S. 179. Sollte eine 1479 datierte Glocke in Worms (Museum der Stadt Worms im Andreasstift, Inv. Nr. M 1399) ursprünglich aus Darsberg stammen, so wäre damit ein weiterer Terminus ante quem für die Entstehungszeit der Kapelle gewonnen; zu dieser sowie einer weiteren Glocke aus Darsberg s. Scholz, Bergstraße, 1994, S. 50, 63f., Nr. 63, 84. ↑
- Hinweis von Dr. Otto Müller (†), Darmstadt. ↑
- Alfred Grenser, Zunft-Wappen und Handwerker-Insignien. Eine Heraldik der Künste und Gewerbe, Frankfurt/M. 1889, S. 116; Gensicke 1956, S. 324, Nr. 43f. (Axt bzw. Beil mit Hang); Friedrich Mössinger, Odenwälder Handwerkszeichen (Schriften für Heimatkunde und Heimatpflege im Starkenburger Raum 26/27), Heppenheim 1961, S. 42 (Winkelmaß). – Für Hinweise danke ich Lutz Ritter M.A., StA Eberbach, und Prof. Dr. Friedrich K. Azzola, Trebur. ↑
- Langendörfer 1971, S. 112. ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011
Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Ehemals Darsberg, Kapelle“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-objekte/122-1_ehemals-darsberg-kapelle> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/122-1
![Vorschaubild [Unbekanntes Fenster]](https://www.lagis-hessen.de//img/cvmahessen/s1/void_de.jpg)