Kopfscheiben mit Blattranken (Nordshausen, Zisterzienserinnenkloster St. Maria)

 
Datierung
2. Hälfte 13. Jahrhundert
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Parello

Abmessungen

Kassel oder Niedersachsen(?), um 1250/60.
H. jeweils 32 cm, B. 38 bzw. 38,5 cm.
Inv. Nr. G 744, G 745.
Zur Frage des ursprünglichen Standorts: Aufgrund unterschiedlicher Fenstermaße und modernerer Maßwerkformen kommt die Klosterkirche als ursprünglicher Standort der spätromanischen Ornamentscheiben nicht in Betracht. Naheliegend wäre die Herkunft aus dem untergegangenen Kreuzgang auf der Nordseite der Kirche. Sollte neben den einst auf Schloss Braunfels vorhandenen Ornamentfeldern (s. S. 98) hier auch die auf Schloss Wilhelmshöhe deponierte Kopfscheibe (Nr. 52) hinzugerechnet werden dürfen, so hätte man in Nordshausen hinsichtlich der Aufnahme farbiger Gläser und figürlicher Darstellungen bei den Zisterziensern bereits eine Entwicklungsstufe erreicht, die über Haina hinauswiese. Hier hält um 1250/60 im Quer- und Langhaus eine farbig zurückhaltende und vereinzelt mit Tierfiguren belebte Ornamentik Einzug. Doch auch andere Vergleichsbeispiele wie die figürliche Verglasung in Kloster Sonnenkamp belegen, dass Frauenklöster nicht an die strengen Regelvorgaben des Ordens gebunden waren, zumal diese, wie in Nordshausen, dem Orden häufig gar nicht inkorporiert waren8.

Erhaltung

Hervorragend. Keine größeren Ergänzungen. Der Sockelstreifen mit aus Halbton herausradierten Maßwerkborten (Reflex der jüngeren Ausstattungsphase des Klosters?) angestückt.

Komposition, Farbigkeit, Ornament

Die paarweise vor rotem Grund aufwachsenden Ranken bilden herzförmige, blau gefüllte Formen aus, in der sich die Blattpalmetten schmetterlingsartig ausbreiten. Von hier wachsen weitere Blätter in die rotgrundigen Zwischenräume. Breiter Randstreifen mit aufgelegtem Perlband.

Technik, Stil, Datierung

Hinsichtlich der Schmuckform bietet sich ein Vergleich mit dem stilistisch verwandten Ornamentfenster süd III im Chor der Marburger Elisabethkirche an, welches das Grundmuster in einer reicheren Variante ausbildet9. Gegenüber ähnlichen Gebilden in Haina oder Altenberg mit ihrem schon naturalistischen Blattwerk wird hier jedoch noch auf altertümliche Palmettenformen zurückgegriffen.

Bildnachweis

CVMA JJ 12849f., Großdia JJ 01/213

Weitere Angaben

Standort heute

Kassel, Hessisches Landesmuseum

Nachweise

Fußnoten

  1. Zu Sonnenkamp siehe zuletzt Böning 2001.
  2. Dies hat schon Schäfer 1881 bzw. 1910, S. 171, gesehen.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 481, 275 [= 1, 2. Kopfscheiben mit Blattranken]

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Kopfscheiben mit Blattranken (Nordshausen, Zisterzienserinnenkloster St. Maria)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/326-1-02-01_kopfscheiben-mit-blattranken-nordshausen-zisterzienserinnenkloster-st-maria> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/326-1-02-01

Kopfscheiben mit Blattranken: ES [= Erhaltungsschema] HLM Nr. 1Kopfscheiben mit Blattranken. Ehemals Nordshausen, Zisterzienserinnenkloster. Kassel, Hessisches Landesmuseum, Nr. 1 und 2. 2. Hälfte 13. Jh.Kopfscheiben mit Blattranken: ES [= Erhaltungsschema] HLM Nr. 2Für Nordshausen überliefertes Ornamentfenster (nach Schäfer 1881 bzw. 1910).