Einkleidung Elisabeths (Marburg, Elisabethkirche)

 
Datierung
um 1245-1250
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Parello

Abmessungen

H. 86 cm, B. 82 cm.

Inschriften

Über der Figur Konrads verläuft ein Schriftzug in gotischen Majuskeln: FRAT(ER) • QVNRATV(S). Über Elisabeth: ELIZABETTA.

Erhaltung

Sehr gut erhaltene Scheibe, geringfügige Ergänzungen in den Gewändern Elisabeths und der Dienerin sowie im roten Hintergrund. Stärker verwittert sind die gelben Gläser und die braune Kutte Elisabeths.

Ikonographie

Elisabeth kniet vor dem Altar und schlüpft in ein einfaches, in den Quellen tunica grisea genanntes Gewand, das ihr von Konrad gereicht wird, während ihr die Dienerin, möglicherweise ihre Jugendfreundin Guda, den kostbaren Mantel abnimmt166. Durch die sakrale Aura wird das Ereignis zum rituellen Akt: Wie Franziskus entsagt auch Elisabeth mit dem Ablegen ihrer höfischen Kleidung dem weltlichen Reichtum, um sich fortan den Bedürftigen zu widmen. Die Szene stellt dennoch nicht die in der Forschung vielfach damit in Zusammenhang gebrachte Aufnahme Elisabeths in den Dritten Orden dar, wofür es in den Quellen auch keinerlei Hinweise gibt. Es handelt sich vielmehr um ihre Einkleidung als Hospitalschwester167. Auch das Gewand des Geistlichen verdient Aufmerksamkeit: Konrad, mit Bart und Tonsur, trägt hier eine bettelordensähnliche Tracht, die an die Kleidung Franziskus’ im Chorfenster nord II erinnert, wobei anstelle des geknoteten Stricks ein ungewöhnlicher roter Gürtel erscheint. Kroos vermutete hinter dieser Uneindeutigkeit des Status Konrads, der als Ketzerverfolger berüchtigt und daher ermordet worden war, (kirchen-)politische Gründe168. Von Landgraf Ludwig zum Vertrauensmann in religiösen Fragen eingesetzt, war Konrad Elisabeths Beichtvater und geistlicher Führer. Der Altarblock ist aufwendig verziert und mit Decke und Altarkreuz versehen. Die gelben Ringe seiner Seitenwand rufen den ursprünglich mit Edelsteinen verzierten und durch inwendiges Kerzenlicht zum Leuchten gebrachten Krodo-Altar in Goslar in Erinnerung. Über der Szene schwebt ein filigran geschwungener, mit Ziegeln bedeckter Baldachin. Zur Darstellung des entsprechenden Schreinreliefs bestehen kaum nennenswerte Unterschiede.

Bildnachweis

CVMA T 5707, Großdia RT 06/029

Nachweise

Fußnoten

  1. Huyskens 1911, S. 9, 15.
  2. Kroos 1981, S. 218.
  3. Kroos 1981, S. 219.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 417 f. [= 4b. Einkleidung Elisabeths]

Siehe auch

Weitere Angebote in LAGIS (Standort)

Personen

Extern

GND-Explorer (Objekt)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Einkleidung Elisabeths (Marburg, Elisabethkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/321-1-21-10_einkleidung-elisabeths-marburg-elisabethkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/321-1-21-10

Einkleidung Elisabeths: ES [= Erhaltungsschema] Chor s II, 4bEinkleidung Elisabeths (Ausschnitt aus Abb. 295). (Ausschnitt)Einkleidung der Hl. Elisabeth. Marburg, Elisabethkirche, Elisabethschrein.