Erstlingsopfer Kains und Abels (Marburg, Elisabethkirche)

Erstlingsopfer Kains und Abels. Marburg, Universitätsmuseum, Nr. 8. Niedersachsen, um 1245/50.
Katalog
Von Daniel Parello
Abmessungen
Inv. Nr. 3170. Bis 1903 im Chorfenster SÜD II, 1a eingesetzt.
Inschriften
Über den Köpfen der Figuren die Namen in gotischen Majuskeln: ABEL bzw. CAIN.
Erhaltung
Neidert verwendete die obere Hälfte des Feldes als Flickstück im Fenster SÜD II und entfernte dafür die originalen Randstreifen. Die Charlottenburger Werkstatt fügte den verlorenen unteren Teil ergänzend hinzu. Die Figurenzeichnung ist dabei partiell übergangen worden. An den fleischfarbenen Gläsern ist die Lichtdurchlässigkeit durch fortgeschrittene Korrosion vermindert, grüne, gelbe und violette Gläser erweisen sich dagegen als stabil. Die außenseitige Halbtonbemalung ist nach Bierschenk 1991, S. 115, noch vergleichsweise gut erhalten.
Ikonographie, Ornament
Der Ackerbauer Kain und der Schafhirt Abel bringen Gott ihre Gaben dar (Gn 4,3–5). Links steht Abel, der ein Lamm zum Himmel empor reicht, Kain hält ein Ährenbündel. Als Zeichen der Annahme seines Opfers legt sich die Segenshand Gottes über Abel, während sein jüngerer Bruder Kain sich in mürrischer Verstimmung über die Ablehnung seiner Gaben bereits abwendet. Verglichen mit dem einfachen Gewand Abels ist die Kleidung Kains durch reicheren Bortenschmuck hervorgehoben. Die knielange Ergänzung der Gewänder geht jedoch auf eine Erfindung der Charlottenburger Werkstatt zurück. Die originale, sicherlich nicht eingeflickte Blattspitze zwischen beiden Gestalten schließt die Möglichkeit der sonst üblichen Darstellung eines Opferaltars in der verlorenen unteren Hälfte aus. Auch auf einer um 1160/70 entstandenen, in der Komposition grundsätzlich vergleichbaren Emailplatte des Kölner Museums Schnütgen wächst zwischen Kain und Abel lediglich ein Strauch141.
Farbigkeit
Da die Darstellung vor blauem Grund liegt, kann sie nicht zu der rot hinterlegten Genesisfolge mit den Szenen des Sündenfalls gehören. Sie dürfte vielmehr Bestandteil eines weiteren Fensters gewesen sein, in welchem entweder die Genesiserzählung fortgeführt oder ein typologisches, auf die Opferung Christi bezogenes Programm entwickelt wurde.
Bildnachweis
CVMA JJ 12795, 12804f. (DA), Großdias JJ 01/168, 01/177f. (DA)
Weitere Angaben
Standort heute
Marburg, Universitätsmuseum
Nachweise
Fußnoten
- Die Emailplatte ist Bestandteil eines auf mehrere Sammlungen verteilten maasländischen Kreuzes mit alttestamentlichen und legendenhaften Szenen, die sich allesamt auf das Kreuzigungsereignis beziehen lassen; vgl. AK Köln 1973, II, S. 208, Abb. 22. ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 400 f. [= 8. Erstlingsopfer Kains und Abels]
Siehe auch
Extern
GND-Explorer (Objekt)
Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Erstlingsopfer Kains und Abels (Marburg, Elisabethkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/321-1-20-02_erstlingsopfer-kains-und-abels-marburg-elisabethkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/321-1-20-02
![Erstlingsopfer Kains und Abels: ES [= Erhaltungsschema] Museum Nr. 8 Erstlingsopfer Kains und Abels: ES [= Erhaltungsschema] Museum Nr. 8](https://www.lagis-hessen.de/img/cvmahessen/s1/321-1-20-02_40.jpg)


