Erschaffung der Meere und Gestirne (Marburg, Elisabethkirche)

 
Datierung
um 1245-1250
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Parello

Abmessungen

H. 89 cm, B. 82 cm.

Inschrift

Auf dem Nimbus des Schöpfers in gotischen Majuskeln: D E V S.

Erhaltung

Erneuert wurden der Randstreifen und die daran angrenzenden Hintergrundgläser, ebenso Teile der Schöpferfigur, einige Stücke vom Schollenboden sowie die Darstellung der Sonne im Schöpfungskreis. Auf den Gläsern liegt ein dunkler Überzug zur Minderung des Lichteinfalls auf, die Konturen sind vereinzelt nachgezogen.

Ikonographie, Ornament

Auch in diesem Bild sind die Bestandteile mehrerer Schöpfungstage komprimiert zur Darstellung gebracht (Gn 1,11–21). Gottvater steht an den rechten Bildrand gedrängt, die Rechte im Segensgestus über den Schöpfungskreis erhoben, mit der Linken nach dem über die Schulter geworfenen Mantel greifend. Dem aus mehreren konzentrischen Bändern zusammengesetzten Reif sind vor horizontal geteiltem Grund Sonne, Mond und Sterne eingeschrieben. Dieses Bildmotiv umschreibt anschaulich den kosmisch-zyklischen Gehalt des vierten Tagewerks, die Trennung von Tag und Nacht. Die ungewöhnliche Vielfalt der sich darunter ausbreitenden Pflanzenwelt ruft aber zugleich den vorangegangen Schöpfungstag mit der Hervorbringung der Vegetation zu Land in Erinnerung. Darüber hinaus tummeln sich im Teich zu Füßen des Kreators bereits Fische und ein Aal, die als Schöpfungen des fünften Tages gelten. Ikonographische Parallelen ergeben sich zum Schöpfungsblatt einer um 1220 entstandenen englischen Bibel: In ähnlicher Weise steht dort der Schöpfergott vor dem kreisförmig angelegten Kosmos, das linsenförmig umrissene Firmament scheint wie in Marburg gleichfalls von symmetrisch aufwachsenden Sträuchern gestützt zu werden. Die auch auf fünf Schöpfungsszenen mit abschließender Dreifaltigkeit reduzierte Bildfolge wird dabei in Rankenschlingen eingebettet, die auch in der Glasmalerei als Hintergrundmuster Verwendung fanden.

Bildnachweis

CVMA T 6106, 6110 (DA)

Nachweise

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 391 [= 1b. Erschaffung der Meere und Gestirne]

Siehe auch

Extern

GND-Explorer (Objekt)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Erschaffung der Meere und Gestirne (Marburg, Elisabethkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/321-1-11-02_erschaffung-der-meere-und-gestirne-marburg-elisabethkirche> (aufgerufen am 27.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/321-1-11-02

Erschaffung der Meere und Gestirne: ES [= Erhaltungsschema] Chor I, 1bHimmelskreis mit Sonne, Mond und Sternen (Ausschnitt aus Abb. 260). (Ausschnitt)