Hl. Elisabeth von Thüringen (Marburg, Elisabethkirche)

 
Datierung
um 1240-1250
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Parello

Abmessungen

H./B.: 3a: 53/80 cm; 4a: 55,5/80,5 cm; 5a: 54/81 cm; 6a: 96,5–97/80,5 cm; 7a: 81/82 cm.

Inschriften

Auf dem Schriftband in gotischen Majuskeln: Q(V)I ME PLASM(AVI)T MEA M(ENS HVNC) SE(M)P(ER) AMAVIT (Der mich geschaffen hat, den hat mein Herz stets geliebt). Auf dem Kronenreif in gotischen Majuskeln: S • ELI/SABETh.

Erhaltung

Der figürliche Bestand zeigt nur marginale Eingriffe, einige wenige Glasstücke im Mantel, ein Teil der rechten Hand und der linke Schuh sind erneuert. Offenbar ist der Hintergrund unter Hinzuziehung einiger Bortenstücke aus anderen Zusammenhängen vollständig neu gestaltet worden, ebenso weite Teile der Randstreifen und die Baldachinarchitektur mit Ausnahme der seitlichen Turmspitzen.

Ikonographie

Elisabeth trägt eine ungewöhnlich herrschaftliche Kleidung. Der reich verzierte Mantel verhüllt ihren Oberkörper gänzlich und lässt nur den Blick auf Beine und Schuhwerk frei, die von einem Kleid mit bodenlangem Untergewand bedeckt sind. Ihr Gesicht umschließt wie im kleinfigurigen Elisabeth-Medaillonfenster ein Gebende und ein bis auf Brusthöhe breit herabfallender Witwenschleier. Elisabeths Nimbus fällt durch die rote Farbigkeit und die außergewöhnliche Größe aus der Reihe. In der Rechten hält sie das Spruchband, die erhobene Linke ist wohl Ausdruck von Demut und Dank für die erhaltene Ehrerweisung, denn ein Engel schwebt von oben herab, um der Heiligen die Krone aufs Haupt zu setzen. Die Zeremonie ruft das Ereignis der posthumen Krönung Elisabeths durch Kaiser Friedrich II. am Tag der Erhebung ihrer Gebeine in Marburg (1. Mai 1236) in Erinnerung. Im Kontext mit der Krönung Mariens wird Elisabeth an der Seite Christi (vgl. Rekonstruktion) auf eine gemeinsame Ebene mit Maria gehoben und feiert nun, wie Caesarius von Heisterbach schreibt, »zusammen mit Christus, den sie wie einen Bräutigam liebte, das himmlische Hochzeitsfest«99. Das Schriftband bestätigt schließlich unseren Vorschlag zur Rekonstruktion des Bildprogramms in diesem Sinne, in welchem sich ihre Liebe zu Christus noch einmal unmissverständlich ausdrückt. Der Hinweis auf den Schöpfer fand im Maßwerk seine ikonographische Umsetzung.

Komposition, Technik

Die horizontal durchlaufenden Ergänzungen zwischen der Kronenspitze und der Engelsfigur sind Indiz dafür, dass die Bogenarchitektur mit den seitlich aufragenden Kapitellen ursprünglich – wie heute noch im Christus-Maria-Fenster – als Einzelfeld bestand, die Armierung also unmittelbar über dem Nimbus ansetzte und damit zwischen den seitlichen Konsolen »auflag«. Die Mauerzinnen sind möglicherweise eine moderne Erfindung, die sich mit dem Versatz des Fensters in eine neue Umgebung begründen ließe. Dem Sinn für tektonische Logik dieser Werkstatt würde es entsprechen, wenn man sich die an den Bogenseiten vorhandenen Kapitelle mit ursprünglich zu den Seiten der Figur hinablaufenden Säulenschäften und Basen vorstellt.

Bildnachweis

CVMA T 6087 (3a), 6089 (4a), 6091 (5a), 6093 (6a), 6095 (7a)

Nachweise

Fußnoten

  1. Vgl. Anm. 48.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 372 f. [= 3-7a. Hl. Elisabeth von Thüringen]

Siehe auch

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Personen

Extern

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Hl. Elisabeth von Thüringen (Marburg, Elisabethkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/321-1-03-02_hl-elisabeth-von-thueringen-marburg-elisabethkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/321-1-03-02

Hl. Elisabeth von Thüringen: ES [= Erhaltungsschema] Chor n II, 4aHl. Elisabeth von Thüringen: ES [= Erhaltungsschema] Chor n II, 4aHl. Elisabeth und Johannes Evangelista. Chor n II, 4-7 a/b (Montage). Niedersachsen, um 1240/50. (Ausschnitt)Hl. Elisabeth (Detail aus Abb. 274). (Ausschnitt)