Bruchstücke mit Kopf einer weiblichen Heiligen (Kassel, Wilhelmshöher Schloss)

 
Datierung
um 1420-1430
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Katalog

Von Daniel Parello

Abmessungen

Nordhessen(?), um 1420/30.
Kopfstück (bestehend aus sechs Scherben) ca. H. 21 cm, B. ca. 11 cm sowie 12 weitere, etwa 4 bis 10 cm große Scherben.
Nicht inventarisiert.
Zur Frage des ursprünglichen Standorts: Auf dem Karton, in dem die Bruchstücke aufbewahrt werden, befindet sich die Aufschrift: Kopfstück aus einer Rosette. Demnach war die Scheibe möglicherweise vor der Zerstörung in einem Maßwerkfenster der Löwenburgkapelle eingebaut. Unter den für die Löwenburg erworbenen Beständen bieten sich aufgrund der zeitlichen Ansetzung der Bruchstücke in das erste Drittel des 15. Jahrhunderts die Verglasungsreste aus Dagobertshausen, Immenhausen und Nordshausen zum Vergleich an. Stilistisch ergeben sich jedoch zu Dagobertshausen oder Immenhausen keinerlei engere Verbindungen. Das spärliche Material in Nordshausen reicht nicht aus, um eine Herkunft der Figurenfragmente aus dem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster gänzlich auszuschließen.

Erhaltung

Die Bruchstücke bestehen aus nur 2 mm dünnem Glas, die Bemalung ist vollkommen intakt, die außenseitigen Überzüge besitzen aufgrund partieller Verwitterung ein leicht fleckiges Erscheinungsbild.

Ikonographie

Relativ vollständig ist der Kopf einer leicht nach rechts aufblickenden Frau mit Kruseler und Wimpel erhalten. Hierzu dürfte das Fragment mit betenden Händen gehören. Daneben finden sich Stücke eines Kopfschleiers, eines Halstuches und eines Kruselers, eine Blattschnecke und das Bruchstück eines Vogels. Zusammen mit einem zweiten, im Kasseler Landesmuseum aufbewahrten und stilistisch zugehörigen Kopffragment einer weiblichen Figur (Nr. 12) könnte die offenbar weitgehend in Grisaille ausgeführte Glasmalerei zu einer Heimsuchung oder einer Hl. Sippe gehört haben.

Technik, Stil, Datierung

Mit nur wenigen, teils hauchdünn gezogenen Linien ist das Gesichtsfeld virtuos umrissen. Aus den trockenen Halbtonüberzügen sind Lichter ausgewischt, für die Augenbrauen gelangte innenseitig auch die Nadel zum Einsatz. Haarband und Haar sind mit Silbergelb behandelt. Der zuletzt von Schneckenburger-Broschek nach Hessen lokalisierte Ahnaberger Meister, der offenbar zuvor Mitarbeiter am Rauschenberger Altar war, charakterisiert seine Madonnenfiguren in vergleichbarer Weise7. Die Gottesmutter mit der Akelei im Dom zu Nordhausen/Thüringen (um 1430/35) besitzt neben dem kleinen Mund, der spitzen Nase und dem kantigen Kinn die gleichen, aus den beiden Linien des Nasenrückens springbrunnenartig auslaufenden Brauen.

Bildnachweis

CVMA KB Dia

Nachweise

Fußnoten

  1. Schneckenburger-Broschek 1997, S. 134–161.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 283 [= 53. Bruchstücke mit Kopf einer weiblichen Heiligen]

Siehe auch

Extern

GND-Explorer (Objekt)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Bruchstücke mit Kopf einer weiblichen Heiligen (Kassel, Wilhelmshöher Schloss)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/313-2-02-01_bruchstuecke-mit-kopf-einer-weiblichen-heiligen-kassel-wilhelmshoeher-schloss> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/313-2-02-01