Pelikan erweckt seine Jungen (Frankenberg, Liebfrauenkirche)

 
Datierung
1. Viertel 14. Jahrhundert
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Parello

Abmessungen

Durchmesser ca. 35 cm.

Erhaltung

Ohne Ergänzungen. Die Schwarzlotzeichnung ist sehr stark berieben, flächendeckender Lochfraß an den blauen Farbgläsern mit verminderter Lichtdurchlässigkeit, weniger dicht an den anderen Gläsern. Beim Pelikan je zwei Sprünge an Flügel und Beinen. Das gleiche, stark verwitterte Erscheinungsbild auch an den vier Blütenrosetten, die keinerlei Bemalung aufweisen.

Ikonographie

Der Physiologus beschreibt dieses analoge »Naturereignis« zum Opfertod Christi22. Demnach reißt sich der Pelikan vor Trauer über den Tod seiner Jungen mit dem Schnabel die eigene Flanke auf. Das herausfließende Blut erweckt die Jungen erneut zum Leben. Ein Parallelbeispiel für die Verlagerung dieser Darstellung in die Maßwerkzone liefert eine im Musée de l’Œuvre-Notre-Dame zu Straßburg aufbewahrte Dreipassscheibe (14. Jh.) unbekannter Provenienz23.

Farbigkeit, Technik

Vor tiefblauem Grund der Pelikan mit weißem Bauchkleid, rostbraunem Rücken und gelbem Schnabel. Seine Jungen braun mit gelben Schnäbeln im saftgrünen Nest. Die vierblättrigen Blüten mit abwechselnd roten und blauen Blättern sowie roten Blütenstempeln. Das ungewöhnlich changierende Federkleid des Pelikans wurde wohl mittels eines von Rot nach Weiß verlaufenden Überfangglases erzielt.

Stil, Datierung

Aus der stilistisch geschlossenen Gruppe der Figurenfelder fällt die Rundscheibe mit dem Pelikan aufgrund ihrer vollkommen anderen Zeichentechnik heraus. Die Konturen sind sicher und geschlossen, die Binnenzeichnung gegenüber der reichen und bisweilen skizzenhaft-nervösen Modellierung der Chorverglasung klar definiert. Zudem fand hier ein anderes Farbglas Verwendung. Trotz des inhaltlichen Bezugs zum Opfertod Christi lässt sich daher zu den Passionsszenen im Achsenfenster keine Verbindung herstellen. Die Scheibe weist vielmehr in die ersten Jahrzehnte des 14. Jh. und könnte den Rest einer Maßwerkfüllung eines zweibahnigen Passionsfensters in Lang- oder Querhaus darstellen.

Bildnachweis

CVMA K 12541a

Weitere Angaben

Rundscheibe

Nachweise

Fußnoten

  1. LCI, III, 1971, Sp. 390–392; vgl. auch: Der Physiologus. Tiere und ihre Symbolik. Übertragen und erläutert von Otto Seel, Zürich 71995, S. 10f.
  2. Hérold/Gatouillat 1994, S. 232, Fig. 218.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 120 [= o. A.. Pelikan erweckt seine Jungen]

Siehe auch

Extern

GND-Explorer (Objekt)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Pelikan erweckt seine Jungen (Frankenberg, Liebfrauenkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/307-1-05-01_pelikan-erweckt-seine-jungen-frankenberg-liebfrauenkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/307-1-05-01

Pelikan erweckt seine Jungen: ES [= Erhaltungsschema] Lhs. S XIV, o