Rundscheibe mit Wappen Koeler (Braunfels, Schloss (Gotisches Zimmer))

Wappen Kohler. Ehemals Fürth, St. Michael. Braunfels, Schloss, Gotisches Zimmer. Nürnberg, um 1580/1600.
Katalog
Von Daniel Parello
Abmessungen
Zu Frage des ursprünglichen Standorts: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit stammt die Wappenscheibe aus dem Chor der Pfarrkirche St. Maria im fränkischen Fürth. Dorthin hatte bereits der Nürnberger Patrizier Nikolaus Koeler († 1497) eine heute verlorene Farbverglasung für ein Fenster gestiftet. Ein Nachfahre der Familie, Benedikt Koeler (1585–1632), hielt den Zustand des Fensters in einer aquarellierten Zeichnung fest11. In Zeichnung und Farbigkeit stimmt die in Position 3a abgebildete Wappenrundscheibe mit unserer Scheibe überein. Nach den dargestellten Wappenallianzen ließen entweder Hieronymus Koeler (1507–1573) oder dessen gleichnamiger Sohn (1542–1613) das Chorfenster vollständig »verneuen«12. Im Jahr 1815 wurden die »schönen Glasmalereien, die den Chor der Kirche zierten, beseitigt und nur einige unbedeutende zurückgelassen«. Ob die Scheibe bereits damals oder erst zu einem späteren Zeitpunkt in den Besitz der Grafen zu Solms-Braunfels gelangt ist, ließ sich nicht ermitteln.
Erhaltung
Ohne Ergänzungen. Ein Stück des Lorbeerrahmens wurde seitenverkehrt eingesetzt, hier auch mehrere Sprünge. Der deckende Braunlotauftrag ist partiell ausgebrochen, während die außenseitigen Silbergelb- und Schattenlagen vollkommen intakt sind. Das Wappen wurde in einen kräftigen Eisenrahmen eingekittet und neu verbleit.
Ikonographie, Farbigkeit, Technik
Die Rundscheibe zeigt das Wappen des Nürnberger Patriziergeschlechts der Koeler13. Geteilt von Schwarz und Silber ein halber schwarzer Adler an der Teilung und ein sechsspeichiges silbernes Rad. Darüber ein blauer Stechhelm mit akanthusblattförmig ausgeschnittener Helmdecke in den Farben Schwarz und Silber. Die Helmzier präsentiert wiederum den Adler, diesmal mit dem Rad im Schnabel. Das Wappen steht vor gelbem (oben) und orangefarbigem (unten) Damastgrund, wobei die Farbnuancen mit Silbergelb in unterschiedlicher Konzentration erzielt wurden. Der blaue Randstreifen ist in Form eines Lorbeerkranzes gestaltet.
Stil, Datierung
Einen Anhaltspunkt zur Datierung kann das Aquarell der von Benedikt Koeler überlieferten Fensterstiftung in Fürth geben. Dort ist dem Koelerwappen eine zweite Wappenrundscheibe zur Seite gestellt, die sich möglicherweise mit der Augsburger Familie Mülich verbinden lässt14. Hieronymus (1542–1613) war seit 1578 in erster Ehe mit Magdalena Mülich verheiratet, die 1609 verstarb. Demnach könnte die gesamte Fensterstiftung auf Hieronymus d.J. zurückgehen. Vielleicht wurde mit der Ausführung der Glasmaler Hans Stein betraut, der 1587 auch Reparaturen am Tucher-Fenster vornahm.
Bildnachweis
CVMA KB Dia
Weitere Angaben
Rundscheibe
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Nachweise
Fußnoten
- Zum ehemaligen Standort Fürth vgl. Scholz 2002, I, S. 161–166. Ich danke Hartmut Scholz für die Identifizierung des Wappens und den treffenden Hinweis auf Fürth. ↑
- Scholz 2002, I, S. 163, Fig. 63. ↑
- Hannah S.M. Amburger, Die Familiengeschichte der Koeler. Ein Beitrag zur Autobiographie des 16. Jahrhunderts, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 30, 1931, S. 155–288. ↑
- Adolf Schwammberger, St. Michael-Kirchenfenster um 1600, in: Fürther Nachrichten Nr. 253 vom 27./28. Oktober 1956, o. S. Im Gegensatz zu älteren Wappenbildern der Familie Mülich sind Schild und Lilie hier allerdings in Gold und Blau gespalten. ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 97 [= o. A.. Rundscheibe mit Wappen Koeler]
Siehe auch
Extern
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Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Rundscheibe mit Wappen Koeler (Braunfels, Schloss (Gotisches Zimmer))“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/304-2-01-01_rundscheibe-mit-wappen-koeler-braunfels-schloss-gotisches-zimmer> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/304-2-01-01