Wappenscheibe Ferdinands I. (Kronberg, Schloss Friedrichshof)

 
Datierung
um 1535-1540
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Hess

Abmessungen

Durchmesser 33 cm. Inv. Nr. G 3017. Herkunft unbekannt; derzeit eingesetzt in einem Fenster des sog. Marmorgangs.

Inschrift

Lückenhaft und zusammengeschoben in Kapitalis: Dux Burgun(diae)/[...]vi Dalm(atiae) Croa(tiae)/[...]g Hung(ariae) Boh(emiae) & Sveviae Comes/[...] Aust(riae) Locu(m) tene(n)s gener[...].

Erhaltung

Bis auf zahlreiche Sprünge und Fehlstellen in der Umschrift intakt; viele Kratzspuren.

Ikonographie, Komposition

Dargestellt ist das Wappen des 1526 gewählten böhmisch-ungarischen Königs Ferdinand I., dem Bruder Kaiser Karls V. Der gevierte Schild zeigt die Wappen Ungarns und Böhmens, der Herzschild die Wappen Österreich und Burgund, Aragon und Kastilien, Neapel und Sizilien, Neuburgund und Brabant sowie in der unteren Spitze Granada. Die Gestaltung lehnt sich bis in die Krone an Dürers Titelholzschnitt zur Befestigungslehre von 1527 an und erscheint seitenverkehrt mit der Ordenskette des Goldenen Vlieses anstelle des Schriftrahmens im Bildnisholzschnitt Ferdinands I. von Erhard Schön von 152815. Diese Anlage zeigt auch der Kupferstich einer Medaille auf König Ferdinand I. von Bartel Beham, der dem Glasgemälde durch die runde Einrahmung nahesteht, sowie ein identisches Wappen in einem Glasgemälde des Kreuzgangs im Kloster Muri16.

Farbigkeit

Wappenschild in rotem Überfangglas (originale Teile ausgeschliffen, Ergänzung geätzt); Krone silbergelb.

Stil, Datierung

Die Wappenscheibe kann auf Grund der Wahl Ferdinands zum böhmisch-ungarischen König frühestens 1526 entstanden sein. Wenn mit der Nennung Schwabens in der Inschrift nicht die habsburgischen Vorlande gemeint sind – in diesem Sinne bezeichnete sich Maximilian I. als Fürst von Schwaben –, ist dies ein Hinweis auf eine Entstehung vor 1534, da Württemberg zur Zeit der Acht über Herzog Ulrich zwischen 1520 und 1534 an Habsburg gefallen war. Da im Unterschied etwa zum Holzschnitt von Hans Wechtlin keinerlei Hinweise darauf gegeben sind, daß Ferdinand bereits römischer König war, dürfte das Glasgemälde noch vor 1531 geschaffen worden sein17. Die Anklänge an Dürers Holzschnitt legen eine Entstehung um 1530 nahe.

Bildnachweis

CVMA A 314/13 (MF)

Weitere Angaben

Rundscheibe

Nachweise

Fußnoten

  1. Vgl. Karl Adolf Knappe, Dürer. Das graphische Werk, Wien/München 1964, Nr. 382, zum Holzschnitt Schöns Max Geisberg, The German Single-Leaf Woodcut: 1500-1550, IV, New York 1974, Nr. 1277.
  2. Vgl. Gustav Pauli, Hans Sebald Beham. Ein kritisches Verzeichnis seiner Kupferstiche, Radierungen und Holzschnitte, (Studien zur Deutschen Kunstgeschichte 33), Baden-Baden 1974, Nr. 223 (mit Abb.); zu der zusätzlich mit einem Adler geschmückten Wappenscheibe in Muri vgl. Georg Germann, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band V, Der Bezirk Muri, Basel 1967, Abb. 290.
  3. Zu dem um 1532 anzusetzenden Bildnisholzschnitt Ferdinands mit dem Wappen und dem einköpfigen Königsadler von Wechtlin vgl. Geisberg (s. Anm. 15), 1974, Nr. 1443.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999, 293 f. [= 9. Wappenscheibe Ferdinands I.]

Siehe auch

Extern

GND-Explorer (Objekt)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Wappenscheibe Ferdinands I. (Kronberg, Schloss Friedrichshof)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/213-2-08-01_wappenscheibe-ferdinands-i-kronberg-schloss-friedrichshof> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/213-2-08-01