Hl. Georg (Hanau, Marienkirche)

 
Datierung
um 1492-1497
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Hess

Abmessungen

H. 79,5/79/79,5 cm, B. jeweils 56 cm.

Erhaltung

Die Felder 3a und 5a wurden durch Linnemann 1910 komplett erneuert. Bis auf einzelne Sprungbleie und Doublierungen in Rüstung und Bekrönung ist die Scheibe ohne gravierende Beeinträchtigung erhalten; in den Haaren und im Hintergrund ist das Schwarzlot partiell berieben und leicht retuschiert. Das originale Feld wurde links mit einem 1,5 bis 2,5 cm breiten Streifen angestückt.

Ikonographie

Als Bestandteil des von Philipp d. J. gestifteten Gedächtnisfensters erscheint Georg neben dem Hanauer Wappenschild und vertritt damit Philipps Vater Reinhard III. als persönlicher Schutzheiliger oder als adeliger Standespatron27.

Komposition

s. unten.

Farbigkeit

Georg steht in braungelber Rüstung vor blauem Damastgrund; Haare, Lanzenschaft und Astwerkbekrönung gelblichweiß, Haarschmuck mit Silbergelb verziert.

Stil, Datierung

Die Forschung hat diese Figur immer wieder mit den Tafelgemälden des sog. Hausbuchmeisters, insbesondere mit dem Gothaer Liebespaar in Verbindung gebracht. Die Gemeinsamkeiten erschöpfen sich jedoch in einer identischen Kopfhaltung und den langen, offenen Haaren. Auch wenn nicht auszuschließen ist, daß das Idealbildnis Philipps d. J. auf dem um 1480/85 entstandenen Gothaer Tafelbild dem Entwerfer der Glasgemälde als Vorlage gedient hat, kommt der Schöpfer des Liebespaares weder als Entwerfer noch als ausführender Glasmaler in Frage28.

Bildnachweis

CVMA G 8782, 8784, 8786, Detail G 8785, Großdia G 37, 39, 41

Nachweise

Fußnoten

  1. Das Auftreten Georgs wird seit Zimmermann (s. Bibl.), 1919, S. 219, damit erklärt, daß Reinhard am Georgstag gestorben sei. Als Todestag Reinhards gilt jedoch allgemein der 20. April, weshalb Georg als Kalenderheiliger des Todestages nicht in Frage kommt. Es ist jedoch möglich, daß der Gedenktag Reinhards von ihm oder seinem Sohn auf den Georgstag gelegt worden war und Georg deshalb eine besondere Rolle spielte, wenn er nicht einfach der persönliche Schutzheilige Reinhards war, da er einen Tag vor St. Georg geboren wurde. Es ist aber auch vorstellbar, daß es sich dabei um eine Inszenierung des Sohnes handelt, der seinen Vater, für dessen Name kein entsprechender Heiliger bekannt ist, mit dem würdigsten Standesheiligen ehrte, dem gerade in jenen Jahrzehnten hochverehrten Patron der Ritterschaft.
  2. Zum Gothaer Liebespaar vgl. Hess, 1996, sowie Ders., in: Kat. Ausst. Gotha 1998, S. 14-20. Da die Tafel sich damals noch im Hanauer Stadtschloß befunden haben dürfte, könnte sie dem Entwerfer durchaus bekannt gewesen sein. Da der Meister des Amsterdamer Kabinetts und Maler der Gothaer Tafel nach 1490 nicht mehr nachgewiesen werden kann, der monumentale Gesamtfensterentwurf in seinem Werk weder kompositorisch noch stilistisch eine Parallele findet, kommt er selbst als Entwerfer nicht in Frage.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999, 253 [= 3-5a. Hl. Georg]

Siehe auch

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Personen

Extern

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Hl. Georg (Hanau, Marienkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/210-1-05-02_hl-georg-hanau-marienkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/210-1-05-02

Hl. Georg. Ausschnitt aus Abb. 192.Hl. Georg: ES [= Erhaltungsschema] Chor nord VI, 4a, 3-6b [4a]