Ehemals Gelnhausen, Deutschordenshaus

 
Standort
Gelnhausen
Anzahl Fenster
1
Anzahl Scheiben
1
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Katalogdaten

Beschreibung

Die Deutschordenskomturei Sachsenhausen besaß seit der Mitte des 13. Jh. verschiedene Güter in Gelnhausen, darunter seit 1303 auch das beim Holztor gelegene Ordenshaus. Das Haupthaus wurde im frühen 16. Jh. erneuert; es diente ab 1837 als Pfarrei und Schule, während das isoliert im Hof stehende Gebäude damals als katholische Pfarrkirche genutzt wurde.
Nach Bickell schmückten die vom Hanauer Bibliothekar und Kunsthistoriker Hundeshagen aquarellierten Rechteckscheiben des ausgehenden 16. Jh. das Versammlungszimmer, waren jedoch schon zu Beginn unseres Jahrhunderts spurlos verschwunden39. Ob auch die heute im Victoria & Albert Museum in London (Inv. C 289-1938) befindliche Rundscheibe mit zwei Geharnischten (Textabb. 50) aus dem Deutschordenshaus stammt, ist umstritten. Für eine solche Lokalisierung spricht das Herzschild mit einem aus kompositorischen Gründen in Grisaille gehaltenen Kreuz, das auch auf dem Wimpel wiederkehrt und wohl am ehesten mit dem Deutschordenskreuz zu identifizieren ist40. Obwohl Sattler, 1836, eine Herkunft aus der »alten Kirche zu Gelnhausen« überlieferte, womit wohl die Marienkirche gemeint ist, dürfte sich die Rundscheibe ursprünglich nicht dort befunden haben.

Bibliographie

Wilhelm Sattler, Das alte Schloß Mainberg bei Schweinfurt und seine früheren Bewohner, o. O. 1836, S. 52 (erwähnt eine »Scheibe aus der alten Kirche zu Gelnhausen« mit dem »Wiener Stadtwappen, gehalten von zwei geharnischten Rittern« in einem der Fenster des Fürstensaals, in die Glasgemälde des 14. bis 16. Jh. eingesetzt waren); Bickell, 1901, S. 96 (erwähnt die vom Hanauer Archivar und Kunsthistoriker Helfrich Bernhard Hundeshagen gezeichneten Rechteckscheiben und die heute in London befindliche Rundscheibe mit dem von zwei Geharnischten gehaltenen Adlerwappen, die aus dem Deutschordenshaus stammen könnte); Kat. Aukt. Kunstschätze aus Schloß Mainberg, Rudolf Lebke, Berlin, 1901, S. 5, Nr. 15 (aus dem Dom zu Gelnhausen stammende Rundscheibe der ersten Hälfte des 15. Jh.); Schmitz, 1913, I, S. 112, Abb. 189 (führt die »aus dem Dom zu Gelnhausen« stammende Rundscheibe mit Adlerwappen, die 1901 aus Schloß Mainberg in den Kunsthandel gelangte, unter den Glasgemälden »in der Art des Hausbuchmeisters« auf); Faber du Faur, 1921, S. 95 (die Rundscheibe zeigt Beziehungen zur Kunst des »Hausbuchmeisters« und ist in dessen zeitlicher und landschaftlicher Nähe entstanden); Kat. Aukt. Hugo Helbing, Frankfurt Dezember 1931, S. 32, Nr. 724 (Rundscheibe des Hausbuchmeisterkreises um 1480 aus Schloß Mainberg, zuvor im Dom zu Gelnhausen); J. L. Kreuter, Das ehemals zur Komturei Sachsenhausen gehörige Deutschordenshaus in der Holzgasse zu Gelnhausen, in: Geschichtsblätter für Stadt und Kreis Gelnhausen 1, 1932, Heft 5/6, S. 22 (vermutet ebenfalls eine Herkunft der Rundscheibe aus dem Deutschordenshaus); Wentzel, 21954, S. 72 (bringt die Rundscheibe in Verbindung mit der Rundscheibe in der Hanauer Marienkirche); Becksmann, 1968, S. 365, Anm. 41, Abb. 11 (angeblich aus der Gelnhäuser Marienkirche stammende Rundscheibe mit Doppeladlerwappen und Deutschordenskreuz im Herzschild aus dem Kreis des Meisters der Genreszenen im Hausbuch); Ders., Fensterstiftungen und Stifterbilder in der deutschen Glasmalerei des Mittelalters, in: Vitrea dedicata, Berlin 1975, S. 80, Abb. 12 (vermutlich aus der Marienkirche Gelnhausen stammende Rundscheibe aus dem weiteren Umkreis des »Hausbuchmeisters« um 1490; das Reichswappen dokumentiere den auf der staufischen Pfalz beruhenden Macht- und Schutzanspruch).

Nachweise

Fußnoten

  1. Die Aquarelle von Hundeshagen befinden sich im Staatsarchiv Marburg (M 51a, Karten P III, Nr. 1/8-9) und zeigen die Wappenscheiben des Wolf Erhart von Muckenthal zu Rennedorf von 1589 und des Deutschordenskomturs Adam von Klingel von 1598. Bickell, 1901,Taf. 16, bildet beide Aquarelle ab
  2. Die Rundscheibe wurde 1901 aus Schloß Mainberg in Berliner Privatbesitz versteigert, gelangte dann in den Besitz des Frankfurter Kohlegroßhändlers Johannes Noll, aus dessen Nachlaß sie 1931 nach Luzern und von dort nach Amerika verkauft wurde. 1938 kam sie schließlich in die Sammlungen des Victoria & Albert Museums in London.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Ehemals Gelnhausen, Deutschordenshaus“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-objekte/209-2_ehemals-gelnhausen-deutschordenshaus> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/209-2