Hl. Johannes Evangelist (Friedberg, Liebfrauenkirche)

 
Datierung
um 1360
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Katalog

Von Daniel Hess

Alle drei heute in Darmstadt befindlichen Glasmalereien aus Friedberg kamen aus der Sammlung Alexander Linnemanns an das Museum. Während die Johannesfigur sich zuletzt in Fenster süd II, 7/8c befand, stammt das Ornamentfeld aus dem Achsenfenster. Die Wimpergbekrönung war bis 1899 in Fenster nord II, 5a deponiert.

H. 123 cm, B. 42 cm.

Erhaltung

Die Scheibe vereinigt heute zwei früher durch ein Quereisen getrennte Felder, die auf Grund fehlender Anschlüsse von zwei verschiedenen Figuren herrühren müssen, wenn die Felder 1846 nicht wesentlich beschnitten worden sind13. Die von Linnemann nahezu vollständig erneuerte Scheibe enthält nurmehr geringe alte Reste: neben dem nachkonturierten Kopf, der linken Schulter, den nachkonturierten Händen mit Adlerscheibe nurmehr einzelne Saumteile und Füße sowie links geringe Reste des ursprünglichen Weinlaubgrundes. Zum Zustand vor 1896 vgl. Fig. 114, 117.

Ikonographie

Bei dem mit der Rechten auf die Adlerscheibe weisenden Johannes handelt es sich um einen um 1400 weit verbreiteten Typus des Evangelistenbildes mit Adlerattribut14.

Komposition

Über die ursprüngliche Komposition kann auf Grund der Erhaltung nurmehr spekuliert werden; zeitgenössische Vergleichsbeispiele legen jedoch nahe, daß das verlorene Feld mit einem Turmschaft (Fig. 129) ursprünglich als Tabernakelturm gedient haben könnte, wobei der Heilige von einem für die Zeit typischen Rankengrund mit Spiegeln hinterfangen wurde.

Farbigkeit

Roter, gelb gefütterter Mantel über grünem Untergewand; hellblauer Rankengrund.

Stil, Datierung

Die plastische Modellierung des Kopfes und der Gewandteile als auch die Zeichnung des Rankengrunds mit Rahmenspiegeln legen eine Datierung gegen 1360 nahe15.

Bildnachweis

HLM 8661

Weitere Angaben

Standort heute

Darmstadt, Hessisches Landesmuseum

Nachweise

Fußnoten

  1. Bereits Neundörfer (s. Bibl.), 1923, S. 26, hat die Zusammengehörigkeit der beiden Felder bezweifelt.
  2. Vgl. Beer, CVMA Schweiz III, 1965, Taf. 126, sowie die Darstellung auf der Bergheimer Predella (ebenda, Abb. 41).
  3. Vgl. neuerdings Gast, 1998, S. 60, Abb. 44, der die Figur wie Beeh-Lustenberger, 1973, S. 100, zwischen 1350 und 1375 datiert. Letztere hat auf den Altar in Schotten (um 1370/90) und die Glasgemälde aus Arnstein (um 1360/70) aufmerksam gemacht. Eine identische Stilstufe und viele maltechnische Gemeinsamkeiten weist überdies der vom Verfasser im März 1992 bearbeitete und katalogisierte Scherbenfund von Darmstadt-Wixhausen auf, der stilistisch und baugeschichtlich in das letzte Viertel des 14. Jh. zu datieren ist.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999, 185 [= o. A.. Hl. Johannes Evangelist]

Siehe auch

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Personen

Extern

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Hl. Johannes Evangelist (Friedberg, Liebfrauenkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/208-1-03-02_hl-johannes-evangelist-friedberg-liebfrauenkirche> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/208-1-03-02