Familie im Freien (Frankfurt, Museum für Kunsthandwerk)

 
Datierung
um 1520
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Katalog

Von Daniel Hess

Abmessungen

H. 23,5 cm, B. 13,5 cm. Inv. Nr. 9980. Beeh-Lustenberger, Nr. 51. Derzeit deponiert.
Die rechteckige Monolithscheibe stammt aus der Sammlung der Freiherren Heyl zu Herrnsheim, gelangte 1930 in den Besitz von Edmund Schilling, Frankfurt, und wurde 1941 vom Museum ersteigert.

Erhaltung

Die Malschichten der mehrfach gesprungenen, in den Fehlstellen früher offenbar mittels Kaltbemalung ergänzten Scheibe ist partiell leicht berieben. Rückseitige Verstärkung der Schattenpartien in bräunlichem Lot. Verbleiung und Reste der Kaltbemalungsreste wohl aus der ersten Hälfte des 19. Jh.

Ikonographie

Die Scheibe zeigt – auf der Grundlage der unten erwähnten Schweriner Zeichnung (Fig. 104) – einen Mann mit Pferd, der zur stillenden Mutter herantritt und dem zu ihrer Seite stehenden älteren Kind ein Brot überreicht. Die Szene läßt sich damit nicht mit der bei Beeh-Lustenberger erwähnten Geschichte der Gesta Romanorum verbinden, ebenso wenig mit den dort aufgeführten Scheibenrissen Jörg Breus. Ob die Szene nach dem Vorschlag Schaars eine säkularisierte Fassung der Hl. Familie mit Johannesknaben zeigt, oder aber Teil einer inhaltlich noch zu bestimmenden Serie gewesen ist, muß offenbleiben.

Komposition

Die Ausführung geht unmittelbar auf eine Zeichnung desselben Inhalts in Schwerin (Fig. 104) zurück, deren Strichführung sich bis auf wenige, offenbar durch Verrutschen der Vorlage entstandenen Verschiebungen mit dem Glasgemälde wörtlich deckt. Als frühere Vorstufe kommt ein Studienblatt um 1505/07 in Erlangen in Frage, das bereits die Haltung des Kindes und einzelne Gewandteile vorgibt. Eine Sebald Beham zugeschriebene, 1520 datierte Zeichnung in Hamburg variiert den hinzutretenden Mann und kommt deshalb als Vorlage nicht in Frage7.

Farbigkeit

Grisaille mit Silbergelb.

Stil, Datierung

Auf Basis der von Scholz vertretenen Zuschreibung beider Zeichnungen an die Werkstatt Veit Hirsvogels d. J. und der damit weitgehend übereinstimmenden Strichführung kann die Scheibe einem Glasmaler der Hirsvogel-Werkstatt zugeschrieben und um 1520 datiert werden.

Bildnachweis

CVMA A 11537

Nachweise

Fußnoten

  1. Zur Schweriner Zeichnung vgl. Ingrid Möller, Deutsche Zeichnungen 16.-18. Jahrhundert. Eigene Bestände, Staatliches Museum Schwerin, Schwerin 1980, S. 67, Abb. S. 20; zum Erlanger Blatt Scholz, 1991, Abb. 413; zu der bei Beeh-Lustenberger, 1963, S. 118, bereits erwähnten Hamburger Zeichnung vgl. Kat. Ausst. Hamburg 1986 (s. Bibl.).

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999, 166 f. [= 6. Familie im Freien]

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Familie im Freien (Frankfurt, Museum für Kunsthandwerk)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/207-5-06-01_familie-im-freien-frankfurt-museum-fuer-kunsthandwerk> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/207-5-06-01