Heilige mit Stifter (Frankfurt, Historisches Museum)

 
Datierung
um 1490
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Katalog

Von Daniel Hess

Abmessungen

H. 81,5 cm, B. 47 cm. Inv. Nr. X 25081. Beeh-Lustenberger, Nr. 44. Derzeit deponiert.
Herkunft angeblich aus dem 1631 abgebrochenen Roten Hof in Frankfurt; 1909 aus der Kunsthandlung Rudolf Bangel, Frankfurt, erworben.

Erhaltung

Ergänzungen wohl aus dem späten 19. Jh.; partiell leichte Korrosion sowie ein brauner, speckiger und zum Teil abplatzender Überzug im Boden. Verbleiung 1962/63 erneuert und dabei ein gesprungenes Glas doubliert.

Ikonographie, Komposition

Ein vor einem Betschemel(?) kniender, geistlich gewandeter Stifter wird von einer ikonographisch nicht näher bestimmbaren weiblichen Heiligen (Elisabeth?), der Gottesmutter oder einer anderen heiligen Person empfohlen, die auf der ursprünglich rechts anschließenden Scheibe dargestellt war. Die Szene spielt in einem Zentralraum und ist nach vorne mit einer flachen Arkade und einwärts gebogenen Fialen gerahmt; die Scheibe ist wohl beidseitig beschnitten. Das Glasgemälde stammt aus einem mindestens zweibahnigen Fenster und dürfte dort ein farbiges Band gebildet haben, wobei der Damastvorhang die in sich architektonisch gerahmten Einzelscheiben zusammenband.

Technik, Stil, Datierung

Die farblich zurückhaltende Scheibe ist im Halbton flächig gestrichen und in den Inkarnaten mittels einer differenzierten Pinselzeichnung modelliert; die Lichter sind minutiös gewischt und mit dem Stäbchen herausgehoben. Die Schattenlagen sind naß nachgestupft, mit unterschiedlich dichten Pinselschraffuren ausgearbeitet und außenseitig mit rötlichem Lot wäßrig gestupft. Stilistisch und maltechnisch ergeben sich in der minutiösen Modellierung einige retrospektive Anklänge an den Katharinenzyklus im Chor der Frankfurter Leonhardskirche, vor allem beim Gesicht der Heiligen. Andererseits kommt das Glasgemälde in der reduzierten, weichen Gewandzeichnung und dem großmustrigen Damastvorhang im Hintergrund jener fragmentierten Heiligenscheibe in Kirberg (Abb. 238) so nahe, daß man auch für die Frankfurter Scheibe von einer Entstehung in den 1490er Jahren ausgehen kann. Bei der dafür verantwortlichen Werkstatt handelt es sich offensichtlich um eine lokale, bislang nicht weiter nachweisbare Frankfurter Werkstatt mit teilweise retrospektivem Formengut und einzelnen kölnischen Anklängen im Kopf des Stifters.

Farbigkeit

Der Stifter trägt einen braunen Mantel mit silbergelber seitlicher Schließe, die Heilige ein braunrosa Untergewand mit breiter Goldborte und darüber einen weißen, goldgesäumten Mantel; stumpf braungelber Nimbus. Roter Damastvorhang mit goldenen Zaddeln; Architektur und Boden hellbraun.

Bildnachweis

CVMA A 11522

Nachweise

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999, 157 [= 39. Heilige mit Stifter]

Siehe auch

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Personen

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Heilige mit Stifter (Frankfurt, Historisches Museum)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/207-4-10-01_heilige-mit-stifter-frankfurt-historisches-museum> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/207-4-10-01

Heilige mit Stifter: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 39