Wappenscheibe Monis/Fochen (Frankfurt, Historisches Museum)

Wappenscheibe Monis/Fochen (Nr. 33). Straßburg, um 1475/77.
Katalog
Von Daniel Hess
Abmessungen
Durchmesser 36-37 cm.
Erhaltung
Im Randbereich links und rechts repariert, nachdem die Scheibe offenbar zeitweilig in einer zu schmalen Lanzette eingesetzt war. Gesamte Scheibe außen wohl leicht beschnitten, da der in den unmittelbaren Vergleichsbeispielen auftretende Rahmenspiegel fehlt. Blei 19. Jh., partiell nachgelötet. Leichter Lochfraß im geätzten Wappenschild.
Ikonographie, Komposition
Allianzwappen des Johann Monis mit seiner Frau Adelheid von Fochen. In dem im letzten Krieg vernichteten Epitaphienbuch Maximilians zum Jungen sind vier Allianzwappen der Familie Monis abgebildet, bei denen es sich um eine Glasgemäldeserie in den Fenstern der Moniskapelle gehandelt haben dürfte. Die Serie beginnt mit der Allianz Monis-Fochen und endet mit dem Wappen des 1477 verstorbenen Frankfurter Schöffen Winrich Monis und seiner Frau Agnes von Glauburg. Letzterer, der als Hüter der von seinem Großvater Johann begründeten Familienkapelle offenbar mit der Erneuerung der Ausstattung begonnen hatte, dürfte die Wappenserie in Auftrag gegeben haben14.
Technik, Stil, Datierung
Der im Rapport vollständige Damastgrund gehörte entgegen der Vermutung Beeh-Lustenbergers bereits ursprünglich zu dieser Kabinettscheibe; dessen Verwendung auch im Kleinformat ist eines der auffälligsten Charakteristika der Kabinettscheibenproduktion der Straßburger Werkstattgemeinschaft15. Technische Raffinessen wie der geätzte Rotüberfang im Wappen rechts und die auf dem Trägerglas aufgemalten zarten Fiederranken sowie die subtile, in den tiefsten Schattenlagen außenseitig verstärkte Modellierung weisen das Glasgemälde nebst den formalen Zusammenhängen eindeutig als Werk der Straßburger Werkstattgemeinschaft aus. Die wohl von dem 1477 verstorbenen Winrich Monis gestiftete Scheibe ist offenbar im Rahmen des 1475 in den Frankfurter Dom gelieferten Fensters von Peter Hemmel (s. Reg. Nr. 12) entstanden. Eine Ausführung durch Hemmel selbst liegt daher sehr nahe und untermauert die von Scholz postulierte Identifizierung Hemmels mit dem Schöpfer der Berliner Rundscheibenserie.
Farbigkeit
Wappen Monis links: fünf goldene Querbalken in Rot mit Taube in Grisaille und silbergelbem Stern; Wappen Fochen rechts: rote Hirschstange auf Weiß. Helmdecke blau, Helm wäßrigblau, Taube Grisaille; Hintergrund rot.
Bildnachweis
CVMA A 10988, Großdia A 205
Weitere Angaben
Rundscheibe
✓
Nachweise
Fußnoten
- Vgl. Weizsäcker, 1923, S. 17, 19; zur Neuweihe der Kapelle 1491 und dem damals gestifteten sog. Monis-Altar vgl. ferner Hess, 1994, S. 172-175f. ↑
- Vgl. dazu etwa die Rundscheiben auf Schloß Salem (jetzt Karlsruhe, Badisches Landesmuseum), Schloß Altshausen und in Stuttgart sowie die außergewöhnlich erlesene und technisch hochraffinierte kleinformatige Rechteckscheibe in Nürnberg (Kat. Ausst. Ulm 1995, S. 95, Abb. 6, sowie Nr. 28, 34, 41). Das Damastmuster begegnet erstmals im Katharinenfenster der Straßburger Wilhelmerkirche (um 1475). ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999, 153 f. [= 33. Wappenscheibe Monis/Fochen]
Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Wappenscheibe Monis/Fochen (Frankfurt, Historisches Museum)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/207-4-05-01_wappenscheibe-monis-fochen-frankfurt-historisches-museum> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/207-4-05-01
![Wappenscheibe Monis/Fochen: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 33 Wappenscheibe Monis/Fochen: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 33](https://www.lagis-hessen.de/img/cvmahessen/s1/207-4-05-01_40.jpg)