Hl. Konrad mit Wappen Muntprat (Worms, Museum Heylshof)

Hl. Konrad mit Wappen Muntbrat. Museum Heylshof, Nr. 19. Süddeutschland (Konstanz?)/Schweiz(?), um 1525/30
Katalog
Von Uwe Gast
Abmessungen
Süddeutschland (Konstanz?)/Schweiz(?), um 1525/30.
Fragment, H. 24,5 cm, B. 18 cm. – Swarzenski 1927, Nr. 196.
1891 aus der Slg. Vincent, Konstanz, erworben; der ursprüngliche Standort ist unbekannt86.
Inschrift
Auf dem Pluviale-Verschluss des Hl. Konrad in Versalien das Christusmonogramm IH(ESU)S.
Erhaltung
Die Rahmung ist verloren; das Bildfeld selbst ist bis auf ein Flickstück völlig intakt. Verbleiung vermutlich 19. Jh.
Ikonografie, Komposition
Vor der nach rechts gewandten feisten Figur des Hl. Konrad von Konstanz steht, heraldisch nach rechts geneigt, das Wappen der Patrizierfamilie Muntprat (in schwarz-silbern geteiltem Schild 3 [2:1] Lilien in gewechselten Farben; Helmzier: auf goldener Krone geschlossener Flug, wie der Schild bezeichnet; Helmdecken: schwarz-silbern). Der Korbbogenabschluss am oberen und die leicht abgerundeten Ecken am unteren Rand weisen das Fragment als vollständiges Binnenfeld einer einst von einem Rahmen mit Inschrift umgebenen Wappenscheibe aus. Da sowohl der Heilige, der hier in vollem Ornat und mit den Attributen Kelch und Spinne erscheint87, als auch das Wappen deutlich auf ein – verlorenes(?) – Pendant ausgerichtet sind, muss die Scheibe zu einem Ensemble gehört haben, wobei ihr Gegenstück die höherrangige Position einnahm. Sollte der Heilige der Namenspatron des Stifters gewesen sein88, wäre das Fragment entweder mit Konrad Muntprat (erwähnt 1526, 1529) oder dessen Sohn Johann Konrad Muntprat zu verbinden, der sich seit ca. 1530 mit seinem Bruder Ludwig die Herrschaft Spiegelberg im Thurgau geteilt hatte89.
Ornament, Farbigkeit, Technik
Der Hl. Konrad in reich verziertem hellbraun/violetten, silbergelb gesäumten Pontifikalgewand; Pedum, Kelch und Nimbus ebenfalls in Silbergelb. Roter Damastgrund.
Stil, Datierung
Die von Hans Lehmann 1938 vorgeschlagene Zuschreibung der Scheibe an die Stillhart-Werkstatt in Konstanz ist im Hinblick auf Nr. 16 nicht überzeugend. Gleichwohl ist aufgrund des Stifterwappens Muntprat eine Entstehung in Süddeutschland oder der Schweiz zu vermuten, ohne dass diese Lokalisierung sich an stilistisch verwandten Werken belegen und präzisieren ließe. Historische Gründe sprechen für eine Entstehung um 1525/30.
Bibliografie
Rahn 1890, S. 191, Nr. 36 (»Fragment einer noch gothisierenden Kabinettscheibe. Ca. 1530«); Auktionskat. Köln, Slg. Vincent, 1891, S. 4, Nr. 32 (wie Rahn 1890); Swarzenski 1927, S. 50, Nr. 196, Taf. LX (Beschreibung; »Schweiz, bzw. Oberrhein. Anfang des 16. Jahrhunderts«); Hans Lehmann, in: T/B, XXXII, 1938, S. 50 (Zuschreibung an Ludwig Stillhart, Datierung um 1520); Villinger 1976, S. 363 (vermutet eine Herkunft aus dem Kapitelsaal des Konstanzer Münsters; folgt in der Einordnung Swarzenski 1927).
Bildnachweis
CVMA RT 505 (MF), Großdia RT 05/198
Nachweise
Fußnoten
- Eine Herkunft aus dem Kapitelsaal des Konstanzer Münsters, wie sie Villinger 1976 vermutet hat (vgl. Bibl.), ist nicht zu belegen. ↑
- Bei einer österlichen Messfeier soll Konrad, ohne Schaden zu nehmen, aus Ehrfurcht vor dem Blut Christi aus dem Messkelch getrunken haben, obwohl sich darin eine giftige Spinne befand; vgl. LCI, VII, 1974, Sp. 333f. ↑
- Vgl. die Tafeln mit den Hll. Ulrich und Elisabeth mit den Wappen Muntprat/von Seengen in Frauenfeld, Historisches Museum Thur-gau, Inv. Nr. TD 5. Sie stammen vermutlich von einem Flügelretabel aus der Kirche St. Jakob in Lommis (Kt. Thurgau), das im Jahr 1512 von Ulrich Muntprat und dessen vierter Frau Elisabeth, geb. von Seengen, gestiftet worden war. Hierzu zuletzt: Bernd Konrad, Die spätgotischen Tafeln im Historischen Museum des Kantons Thurgau in Frauenfeld – Untersuchungen zur Unterzeichnung mittels Infrarotreflektografie – zugleich ein Katalog, in: Mitteilungen aus dem Thurgauischen Museum 30, 1994, S. 9–57, hier S. 40f., Abb. 28f. ↑
- Bruno Giger, Gerichtsherren, Gerichtsherrschaften, Gerichtsherrenstand im Thurgau vom Ausgang des Spätmittelalters bis in die frühe Neuzeit (Thurgauer Beiträge zur Geschichte 130, 1993), Frauenfeld 1993, S. 114f.; zum Stammbaum der Familie Muntprat s. Kindler von Knobloch, III, 1919, S. 172–174, hier S. 173. ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 472 f. [= 19. Hl. Konrad mit Wappen Muntprat]
Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Hl. Konrad mit Wappen Muntprat (Worms, Museum Heylshof)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/136-2-16-01_hl-konrad-mit-wappen-muntprat-worms-museum-heylshof> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/136-2-16-01