Wappen Six(t) Rosner (Worms, Museum Heylshof)

 
Datierung
1526
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Katalog

Von Uwe Gast

Abmessungen

Augsburg, 1526.
Durchmesser 26,5–27 cm. – Swarzenski 1927, Nr. 199.
1891 aus der Slg. Vincent, Konstanz, erworben; der ursprüngliche Standort ist nicht überliefert. Aufgrund der hier vorgeschlagenen Identität des in der Inschrift genannten Six(t) Rosner mit dem in Ingolstadt nachweisbaren Rat und Bürgermeister gleichen Namens liegt jedoch eine Herkunft aus einem Sakral- oder Profanbau Ingolstadts nahe.

Inschrift

In der umlaufenden Borte am oberen Rand in gotischer Minuskel mit Versalien: Six · Rosner · 1526 ·

Erhaltung

In der Glassubstanz bis auf einen Sprung vollkommen intakt; die Oberfläche weist jedoch eine Vielzahl an kleinen, feinen Kratzern auf, die auf eine unsachgemäße Reinigung schließen lassen, und die Bemalung ist vor allem in den figürlichen Partien mitunter sehr schlecht erhalten.

Ikonografie, Komposition

Das Wappen des in der umlaufenden Borte namentlich genannten Six(t) Rosner – in silbern-rot geteiltem Schild ein offener Flug in gewechselten Farben – steht, von zwei Engeln gehalten, auf einem vorne rundlich ausbuchtenden Podest vor neutralem Hintergrund. Da die Wappenscheibe aus stilistischen Gründen in Süddeutschland entstanden sein muss, ist ihre Inschrift ohne jeden Zweifel auf jenen Sixt Rosner zu beziehen, der in Ingolstadt zwischen 1522 und 1534 mit Regelmäßigkeit in hohen Ämtern begegnet: zuerst als Mitglied des Äußeren Rats und als Pfleger des Reichen Almosens (1522f.), sodann als Mitglied des Inneren Rats, dem er seit 1525 angehörte, zeitweilig auch als Bürgermeister der Stadt; seine politische Karriere endete im Frühjahr 1534, als er nach einer Messerattacke auf den Rat Sebastian Scholnhamer schnellstens aus der Stadt fliehen musste83.

Farbigkeit, Technik

Das aus einem Rotüberfang ausgeschliffene Wappen (s. Ikonografie, Komposition) steht in einem in Grisaille mit Silbergelbmalerei ausgeführten Binnenfeld, das von einer Borte in lichtem Graublau eingefasst wird.

Ornament

Das arabeskenartige Motiv in der umlaufenden Borte ist typisch für Erzeugnisse der Augsburger Glasmalerei im ersten Drittel des 16. Jh.: Es findet sich in identischer Gestaltung nicht nur auf der posthumen Wappenrundscheibe Ulrich Fuggers d.J. († 1525) und der Veronika Gaßner von 152684, sondern auch auf einer Serie von vier, im Auftrag der Universität Ingolstadt entstandenen Rundscheiben von 1526 und 1527, die fälschlich Hans Wertinger zugeschrieben wurden85.

Stil, Datierung

Die Scheibe stammt aufgrund ihrer formalen, technischen und stilistischen Nähe zu den erwähnten Scheiben Ulrich Fuggers d.J. und der Universität Ingolstadt ohne jeden Zweifel aus einer in Augsburg ansässigen Werkstatt, die im Umkreis Hans Burgkmairs d.Ä. und Jörg Breus d.Ä. tätig war.

Bibliografie

Kat. Konstanz, Slg. Vincent, 1890, S. 63f., Nr. 490 (Kurzbeschreibung); Auktionskat. Köln, Slg. Vincent, 1891, S. 63f., Nr. 490 (dto.); Schmitz 1913, I, S. 132 (Zuschreibung an die Werkstatt Jörg Breus d.Ä. in Augsburg); Escherich 1926/27, S. 77f. (vermutet eine Vorlage Hans Baldung Griens); Swarzenski 1927, S. 51, Nr. 199, Taf. LXII (Beschreibung; »Schwäbisch. 1526«).

Bildnachweis

CVMA RT 505 (MF), Großdia RT 05/202

Weitere Angaben

Rundscheibe

Nachweise

Fußnoten

  1. Vgl. Ingolstadt, Stadtmuseum, Urkundenarchiv, Urk B 701, 842, C 687. Siehe außerdem: Siegfried Hofmann, Geschichte der Stadt Ingolstadt, II,1: 1506–1600, Ingolstadt 2006, S. 84, 85.
  2. Ehem. Berlin, Kunstgewerbemuseum; Schmitz 1913, I, S. 132, II, S. 12, Nr. 208 und Taf. 34 (Zuschreibung an Jörg Breu d.Ä.).
  3. Ingolstadt, Stadtmuseum: 1. Rundscheibe mit Hl. Hieronymus, Stiftung des Dr. iur. utr. Georg Tessinger (1526); 2.–4. Rundscheiben mit Wappen verschiedener Kollegien (1527). Vgl. hierzu: Gloria Ehret, Hans Wertinger. Ein Landshuter Maler an der Wende der Spätgotik zur Renaissance (tuduv Studien, Reihe Kulturwissenschaften 5), München 1976, S. 84f., 168f.; Hofmann 2006 (wie Anm. 83), Abb. S. 558, 594, 598f.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 471 f. [= 18. Wappen Six(t) Rosner]

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Wappen Six(t) Rosner (Worms, Museum Heylshof)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/136-2-15-01_wappen-six-t-rosner-worms-museum-heylshof> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/136-2-15-01