Hl. Mauritius (Worms, Museum Heylshof)
![Hl. Mauritius: ES [= Erhaltungsschema] Worms Heylshof Nr. 13](https://www.lagis-hessen.de/img/cvmahessen/s3/136-2-11-01_20.jpg)
Hl. Mauritius: ES [= Erhaltungsschema] Worms Heylshof Nr. 13
Katalog
Von Uwe Gast
Abmessungen
Süddeutschland/Schweiz(?), um 1510/20.
H. 79,5 cm, B. 47 cm. – Swarzenski 1927, Nr. 183.
1891 aus der Slg. Vincent, Konstanz, erworben; der ursprüngliche Standort ist unbekannt.
Inschriften
Im Nimbus des Heiligen umlaufend in gotischer Minuskel: sanntus · moritzus · bit · f[ür …]. In der Kartusche über dem Haupt des Heiligen die nicht zum originalen Bestand gehörige Jahreszahl 1510. Im roten Sockelstück unten rechts ist im Auflicht die Sammlungs- oder Lotnummer 646 zu erkennen (s. auch Nr. 11).
Erhaltung
Die Figur des Ritterheiligen einerseits und große Teile des Hintergrundes und des Architekturrahmens andererseits gehören vermutlich nicht zusammen: Letzterer wurde aus Flickstücken jüngeren Datums zusammengesetzt, und auch die weite Landschaft, vor der der Heilige steht, passt in ihrer maltechnischen Ausführung nicht zum Vordergrund und zur Ausführung der Figur. In der Mitte unten eine Ergänzung der Zeit um 1900. Am Kopf des Heiligen leichter Lochfraß; am Boden auf den grünen Stücken Schwarzlotkorrosion(?). Ganzflächiger, stark glänzender Überzug. Verbleiung 19. Jh.
Ikonografie, Farbigkeit
Der durch die Inschrift in seinem Nimbus als Hl. Mauritius ausgewiesene Ritter trägt einen grauen Harnisch und darüber einen blassroten Umhang. Mit seiner Linken stützt er sich auf einen roten Schild mit weißem Kreuz, in seiner Rechten hält er ein Banner (in Rot ein silberner Balken) mit gelbem Schaft. Gesicht und Hände sind von hellem Inkarnat; Haare, Nimbus, Teile der Rüstung und des Banners sind mit Silbergelb gemalt. Der Boden ist braun und grün.
Technik, Stil, Datierung
Für die Bemalung der einzelnen Gläser wurden sowohl Braun- als auch Schwarzlot in unterschiedlicher Konzentration benutzt. Die heraldischen Teile (Schild und Banner) sind mit einer aus dem Halbton radierten Damaszierung versehen; die Figur selbst ist ökonomisch mit großflächig ausgewischten Lichtern und mit einfachen, meist mit breitem Pinsel aufgetragenen Parallel- und Kreuzschraffuren in den Schattenlagen angelegt. Im Entwurf wie auch in der die Schraffur betonenden malerischen Ausführung der Figur erinnert die Scheibe entfernt an Nürnberger Arbeiten des frühen 16. Jh. Dies dürfte aber auf die Verwendung einer zeitgenössischen (druck-)grafischen Vorlage zurückzuführen sein, wie sie z.B. der Hl. Florian im Holzschnitt der Schutzheiligen Österreichs von Albrecht Dürer repräsentiert (Erstfassung 1515; Meder 219)69. Mangels weiterer, vor allem mangels lokalisierter Werke, an die sich die vorliegende Scheibe anschließen ließe, ist sie gegenwärtig nur allgemein in den süddeutschen Raum einzuordnen, wobei auch eine Entstehung in der östlichen Schweiz möglich ist. Ihre Nähe zu dem Dürer’schen Holzschnitt erlaubt eine Datierung um 1510/2070.
Bibliografie
Kat. Konstanz, Slg. Vincent, 1890, S. 62, Nr. 471 (Einordnung unter »Deutsche und andere Scheiben«, Datierung 1510); Auktionskat. Köln, Slg. Vincent, 1891, S. 62, Nr. 471 mit Abb. (dto.); Alexander Schnütgen, Glasgemälde der Sammlung Vincent in Konstanz, in: Zs. für christliche Kunst 4, 1891, Sp. 169f., hier Sp. 170 (Beschreibung); Oidtmann 1901, Sp. 138, Anm. 6 (Erwähnung); Swarzenski 1927, S. 47, Nr. 183, Taf. LXIII (Beschreibung, erwähnt Flickstücke; »Süddeutsch. Um 1525«).
Bildnachweis
CVMA RT 13347, Großdia RT 05/160
Nachweise
Fußnoten
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 466 [= 13. Hl. Mauritius]
Indizes
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Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Hl. Mauritius (Worms, Museum Heylshof)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/136-2-11-01_hl-mauritius-worms-museum-heylshof> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/136-2-11-01
