Hl. Katharina (Worms, Museum Heylshof)

Hl. Katharina. Museum Heylshof, Nr. 8. Augsburg(?), um 1500
Katalog
Von Uwe Gast
Abmessungen
Augsburg(?), um 1500.
Monolith, Durchmesser 13,3 cm. – Swarzenski 1927, Nr. 192.
1891 aus der Slg. Vincent, Konstanz, erworben; der ursprüngliche Standort ist unbekannt.
Erhaltung
Die kleine Rundscheibe befindet sich in keineswegs makellosem, nur mäßig gutem Zustand: Ihre Oberfläche weist viele Kratzspuren auf, vermutlich eine Folge von Reinigungsversuchen, die am linken Rand zu leichten Ausblühungen des Glases(?) geführt haben; die Schwarzlotbemalung ist dementsprechend angegriffen. Die Scheibe ist zudem seitenverkehrt eingesetzt.
Ikonografie, Komposition
Im Schoß ein Buch haltend, auf das sie ihre rechte Hand gelegt hat, und mit ihrer Linken Rad und Schwert, die Attribute ihres Martyriums, präsentierend, sitzt die Hl. Katharina mit leicht zur Seite gewandtem Körper auf einer mächtigen, konkav geschwungenen Rasenbank. Sie trägt über einem plissierten Gewand ein eng tailliertes, tief ausgeschnittenes Kleid und als jungfräuliche Tochter des Königs von Zypern eine Krone über dem langen, offenen Haar43. Die entweder als separates Andachtsbild oder als Teil einer Folge (z.B. der Virgines capitales) konzipierte Scheibe variiert den Typus der im Grünen auf einer Rasenbank sitzenden Muttergottes (Madonna dell’umilità)44.
Technik, Stil, Datierung
Die Darstellung ist auf der Grundlage eines wässrigen graubraunen Halbtons in wenigen kräftigen, mitunter von weißen Negativlinien begleiteten Konturen angelegt; die Zeichnung ist dabei vergleichsweise sparsam, sie dient weniger der Modellierung als der effektvollen Gestaltung aufblitzender Lichter in Haar und Gewand der Figur; in Letzterem finden sich vermehrt flächig ausgewischte Partien. Maltechnische Ausführung, Figurentypus und Stilbild verbinden die Darstellung mit Arbeiten der Augsburger Kunst im Umkreis Hans Holbeins d.Ä. um 150045.
Bibliografie
J. Rudolf Rahn, in: AK Zürich 1883, S. 58, Nr. 82b (knappe Beschreibung mit Datierung »Ende des XV. – Anfang XVI. Jahrh.«); Rahn 1890, S. 188, Nr. 11 (Schweiz, Ende 15. bis Anfang 16. Jh.); Auktionskat. Köln, Slg. Vincent, 1891, S. 2, Nr. 11 (wie Rahn 1890); Swarzenski 1927, S. 49, Nr. 192, Taf. LX (Beschreibung; »Oberrheinisch-schweizerisch. Um 1480«).
Bildnachweis
CVMA RT 13356, Großdia RT 05/169
Nachweise
Fußnoten
- Zu den Darstellungstypen der Heiligen s. LCI, VII, 1974, Sp. 289 bis 297, bes. Sp. 290–292 (Peter Assion). ↑
- Zum Bildtyp der Madonna dell’umilità s. Marienlexikon, VI, 1994, S. 512–515 (Gregor M. Lechner). Ein gutes Beispiel für einen derartigen Transformationsprozess ist die Darstellung einer sitzenden, ein Buch präsentierenden Heiligen (Frankfurt/M., Städel Museum, Graphische Sammlung, Inv. Nr. 640), die eng an Martin Schongauers Kupferstich »Madonna auf der Rasenbank« (L. 36) angelehnt ist und von einem Zeichner aus dem Umkreis Schongauers stammt; s. hierzu zuletzt: Wendepunkte deutscher Zeichenkunst. Spätgotik und Renaissance im Städel, bearbeitet von Stephanie Buck, AK Frankfurt/M., Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Graphische Sammlung, 2003/04, Frankfurt /M. 2003, S. 58f., Nr. 11. Die Schongauer’sche Erfindung oder eine ihrer Adaptionen wie das Frankfurter Blatt waren ihrerseits für eine Folge weiblicher Heiliger in der Fürstenkapelle von Kloster Lichtenthal in Baden-Baden vorbildlich; vgl. Becksmann 1979, S. 13, Abb. 7, 9. ↑
- Vgl. die Bemerkungen zu Stil und Datierung der Augsburger Scheiben Nr. 35–37 im Erbacher Schloss (s.o. S. 127f. mit Anm. 67). ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 459 f. [= 8. Hl. Katharina]
Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Hl. Katharina (Worms, Museum Heylshof)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/136-2-06-01_hl-katharina-worms-museum-heylshof> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/136-2-06-01