Hl. Michael (Worms, Museum Heylshof)
![Hl. Michael: ES [= Erhaltungsschema] Worms Heylshof Nr. 7](https://www.lagis-hessen.de/img/cvmahessen/s3/136-2-05-01_20.jpg)
Hl. Michael: ES [= Erhaltungsschema] Worms Heylshof Nr. 7
Katalog
Von Uwe Gast
Abmessungen
Süddeutschland (Oberrhein)/Schweiz, 3. Viertel 15. Jh.
H. 24 cm, B. 19,5 cm. – Swarzenski 1927, Nr. 194.
1891 aus der Slg. Vincent, Konstanz, erworben; der ursprüngliche Standort ist unbekannt.
Erhaltung
Wohl bis zur Auslagerung während des Zweiten Weltkriegs von einer neuen Astwerkrahmung mit dem Datum 1501 umgeben, ist die Figur heute seitenverkehrt in eine Rechteckscheibe aus Fensterglas eingesetzt und trocken doubliert. Ihr Zustand ist gleichermaßen verheerend wie alarmierend: Das Glas ist mehrfach gesprungen, im Bereich von Kopf und Nimbus sind einzelne Splitter ausgebrochen, die Bemalung ist berieben. Verbleiung 19. Jh.
Ikonografie, Komposition
Das Glasgemälde zeigt den Erzengel Michael, der sich im Kampf mit dem Satan befindet (Apc 12,7ff.)39: Der mit einer Rüstung bekleidete Engel steht mit aufgespannten Flügeln in Schrittstellung beidfüßig auf dem mit einer Keule bewehrten, doch bereits überwundenen, grässlich aussehenden Satan und stößt ihm seine Lanze in das aufgerissene Maul. Ikonografisch und kompositorisch dürften hier demnach Elemente von Georgs- und Michaelsdarstellungen miteinander kombiniert sein. Dies lässt nicht zuletzt ein Glasgemälde in der Pfarrkirche von Wiwersheim (Dép. Bas-Rhin) vermuten, das den Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen in einer ähnlichen, in der Schrittstellung klar vom Hl. Michael des Meisters E.S. inspirierten Haltung zeigt (L. 153)40. Der Wormser Hl. Michael geht wohl auf derartige, am Oberrhein verbreitete Darstellungen zurück; für den auf dem Rücken liegenden Teufel ist dabei auch auf den rechten Dämon in dem Jost Haller zugeschriebenen, um 1440/45 datierten Wandgemälde in der Kirche Saint-Thomas in Straßburg hinzuweisen41.
Farbigkeit, Technik
Grisaillemalerei mit Silbergelb.
Stil, Datierung
Mangels jeglichen Hinweises auf ihren einstigen Standort ist die Einordnung der kleinformatigen Scheibe lediglich anhand ikonografisch-kompositorischer und stilistischer Merkmale zu leisten. Was Letztere betrifft, so erinnert der puppenhafte Figurentyp mit dem kurzen, breiten, freundlich blickenden Gesicht an Werke in Umfeld und Nachfolge des Meisters E.S.42, ohne dass eine genauere Lokalisierung über den süddeutsch-oberrheinischen Raum und die angrenzenden Gebiete der Schweiz hinaus möglich wäre.
Bibliografie
J. Rudolf Rahn, in: AK Zürich 1883, S. 59, Nr. 92 (knappe Beschreibung mit Aufzählung damaliger Ergänzungen); Rahn 1890, S. 189, Nr. 24 (Schweiz, ohne Datierung; »Erhaltung mangelhaft«); Auktionskat. Köln, Slg. Vincent, 1891, S. 3, Nr. 21 (wie Rahn 1890); Swarzenski 1927, S. 50, Nr. 194, Taf. LXII (Beschreibung; »Oberrhein, bzw. Schweiz [Bern?]. Ende des 15. Jahrhunderts«).
Bildnachweis
CVMA RT 13357, Großdia RT 05/170
Nachweise
Fußnoten
- LCI, III, 1971, Sp. 255–265. ↑
- Höfler 2007, II, Abb. 153. – Zu Wiwersheim s. Françoise Gatouillat, in: CV France, Recensement V, 1994, S. 260 mit Fig. 253. ↑
- Philippe Lorentz, Jost Haller, le peintre des chevaliers et l‘art en Alsace en XVe siècle, Colmar 2001, S. 118–124 mit Abb. ↑
- Vgl. hierzu den kurzen Überblick bei Markus Nass, Meister E.S. Studien zu Werk und Wirkung (Europäische Hochschulschriften, Reihe XXVIII: Kunstgeschichte 220), Frankfurt/M. u.a. 1994, S. 71–82. ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 459 [= 7. Hl. Michael]
Indizes
Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Hl. Michael (Worms, Museum Heylshof)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/136-2-05-01_hl-michael-worms-museum-heylshof> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/136-2-05-01
