Hl. Bernhardin von Siena (Partenheim, Pfarrkirche)

 
Datierung
um 1440/50
Fenster
Chorfenster
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Uwe Gast

Abmessungen

H. 68 cm, B. 37 cm.
1819/20 aus Partenheim erworben.

Inschriften

Über den drei Mitren zuseiten des Heiligen in gotischer Minuskel die Namen der Bistümer: senis / vrbini / feraie.

Erhaltung

Bis auf drei Gewandstücke des Heiligen, zwei Stücke seines Nimbus und seines Attributes sowie drei kleine Flickstücke im Randbereich hat die Scheibe ihren originalen Glasbestand bewahrt. Ihre Lesbarkeit ist aber nicht nur durch einige Sprünge beeinträchtigt, sondern auch durch starken Lochfraß in den hellen Gläsern gestört. Die Halbtonbemalung ist z.T. berieben. Das Gewand der Stifterfigur unten links ist vermutlich vollständig übermalt und neu gebrannt worden; im Gewand des Heiligen finden sich einzelne Kaltretuschen.

Ikonografie, Komposition

In der Literatur zunächst als Hl. Urban identifiziert, handelt es sich bei der Darstellung des als asketisch-strengen Franziskaner gekennzeichneten Heiligen, der ein Kruzifix und ein geöffnetes Buch hält und von drei Mitren und den Namen der von ihm zurückgewiesenen Bistümer Siena, Urbino und Ferrara umgeben ist, eindeutig um Bernhardin von Siena (1380–1444, Heiligsprechung 1450)55. Der in Italien geprägte Typus des Heiligen fand in Druckgrafiken eine schnelle Verbreitung; die vorliegende Darstellung scheint am ehesten auf eine Vorlage zurückzugehen, wie sie in einem Einblattdruck aus den Oettingen-Wallersteinschen Sammlungen erhalten ist (Schr. 1278a)56. Zu Füßen des Heiligen kniet betend ein Stifter mit einem Wappen, das wie in Nr. 170 einen Karst zeigt.

Ornament, Farbigkeit, Technik

Der Heilige in weißbraunen Ordensgewand, sein Nimbus gelb; der Strahlenkranz hinter dem Kruzifix in seiner Rechten ist karamellfarben, die weißen Mitren haben rote, und violette Infuln; der Stifter unten links in blau-grauem Gewand. Sein mit Fiederranken damasziertes Wappen ist im Stiel der Karst mit Silbergelb hinterlegt; gleichermaßen sind der Kruzifix und die Mitren mit Silbergelb bemalt.

Stil, Datierung

Da Bernhardin von Siena erst im Jahr 1450 heiliggesprochen wurde, gehört die Scheibe – mit ihr die stilistisch zugehörigen Darmstädter Scheiben Nr. 174–176 – einer jüngeren Verglasungskampagne als die übrigen Scheiben an.

Bildnachweis

CVMA RT 13252, Großdia RT 05/047

Weitere Angaben

Standort heute

Darmstadt, Hessisches Landesmuseum

Nachweise

Fußnoten

  1. So erstmals AK München 1947, S. 21, Nr. 140 (Heinz Merten). Vgl. LCI, V, 1973, Sp. 389–392 (Henk W. van Os), und LMA, I, 1980, Sp. 1973–1975 (Giorgio Busetto/Raoul Manselli/Günther Binding).
  2. Vgl. Engelbert Baumeister, Formschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in den Sammlungen des Fürstl. Hauses Oettingen-Wallerstein zu Maihingen, I (Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts 40), Strassburg 1913, S. 14, Nr. 51.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 429 [= 173. Hl. Bernhardin von Siena]

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Hl. Bernhardin von Siena (Partenheim, Pfarrkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/135-1-01-26_hl-bernhardin-von-siena-partenheim-pfarrkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/135-1-01-26

Hl. Bernhardin von Siena: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 173