Flucht Davids vor Saul (Oppenheim, Katharinenkirche)

 
Datierung
um 1480/85
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Uwe Gast

Abmessungen

H. ca. 72 cm, B. 55 cm. – Feld 5b. – Hunecke 1988, S. 187–190; Rauch 1994, I, S. 76, Nr. 13; Rehm 1999, Nr. 303.
Ehemals Schwarzenbroich, Kreuzherrenkloster(?); dort mit Nr. 8f., 11 in einem Fenster des Kreuzgangs eingesetzt (s. S. 382).

Inschrift

Am unteren Rand 1888 hinzugefügt: <Ein Gefangener läßt sich am Seil herab>.

Erhaltung

Die Scheibe weist einen ungleichmäßigen Zustand auf. Links ist sie bis auf einige wenige Sprünge in den großflächigen Stücken zu drei Fünfteln vollständig intakt; rechts sind größere Partien bei Restaurierungen im 19. Jh. beschädigt und z.T. ergänzt worden, wobei die Scheibe sich in Geisenheim noch in besserem Zustand befunden hat als nach ihrer Übertragung nach Oppenheim (vgl. Fig. 295).

Ikonografie, Komposition

Auf der Brücke zu einer in hügeligem(!) Gelände gelegenen Wasserburg stehen vier Häscher, die im Begriff sind, in die Burg einzudringen; rechts lässt sich die in kostbare Gewänder gekleidete Person, die ergriffen werden soll, vom Turm der Burg an einem Seil herab, um ihren Häschern zu entfliehen. Die Szene stellt nicht, wie lange Zeit vermutet worden ist, die Flucht des Hl. Paulus aus Damaskus dar409, sondern eine alttestamentliche Begebenheit nach I Sm 19,11f., die Flucht König Davids vor seinem Widersacher Saul. Diese Identifizierung geht auf Brigitte Lymant zurück, die am Beispiel des eng verwandten Fragments im Museum Schnütgen in Köln auf die kompositorischen Bezüge der Scheiben zur Flucht Davids in der 40-seitigen Blockbuchausgabe der Biblia pauperum aufmerksam gemacht hat, wo die Darstellung als Typus der Flucht der Hl. Familie nach Ägypten – vgl. hierzu Nr. 8 – fungiert; direktes Vorbild der Komposition war aber der Holzschnitt mit der Darstellung der Flucht Davids in Peter Drachs Speculum-Ausgabe Spiegel menschlicher Behaltnis (Speyer, um 1472ff.)410.

Farbigkeit

Grisaille mit wenigen farbigen Akzenten. Der Himmel in Blau; in Silbergelb die Haare eines der Soldaten, die Beschläge von deren Rüstungen und einzelne Architekturdetails.

Bildnachweis

Worms, StA, Nr. M 1169a CVMA A 10905, A 10964f. (Details)

Nachweise

Fußnoten

  1. Zu den älteren Deutungen der Szene s. zusammenfassend Rehm 1999, S. 252, Anm. 49.
  2. Schramm, XVI, 1933, Abb. 479. Vgl. Lymant 1982, S. 124 (Nr. 68), und bes. Lymant 1993. Zur Darstellung der Flucht Davids in der Biblia pauperum s. Henry 1987, Abb. S. 56.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 391 f. [= 10. Flucht Davids vor Saul]

Siehe auch

Extern

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Flucht Davids vor Saul (Oppenheim, Katharinenkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/134-1-17-10_flucht-davids-vor-saul-oppenheim-katharinenkirche> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/134-1-17-10

Flucht Davids vor Saul: ES [= Erhaltungsschema] Qhs. n VII, Nr. 10Flucht Davids (Ausschnitt aus 208). Rheinland (Köln?), um 1480/85