Fragment einer Madonna im Strahlenkranz (Neckarsteinach, Pfarrkirche)

Fragment einer Madonna im Strahlenkranz. Darmstadt, HLM, Nr. 184. Heidelberg (Werkstatt Jakob Gleser gen. Kamberger?), um 1482/83
Katalog
Von Uwe Gast
Abmessungen
Rechteckfeld, H. 59 cm, B. 55 cm. – Inv. Nr. Kg 36:8; Beeh-Lustenberger 1973, Nr. 236.
Ehemals Lhs. s V (Bahn a).
Erhaltung
Die Scheibe ist am rechten Rand um einige Zentimeter, unten um 30–35 cm beschnitten. Die verschiedenen Ergänzungen und Flickstücke betreffen weniger die figürlichen Teile als vielmehr die rahmende Architektur und den Damastgrund. Im Strahlenkranz unten links ein großer, bogenförmig verlaufender Sprung.
Ikonografie, Komposition
Die Darstellung der Jungfrau Maria, die, gekrönt, mit dem Kind im Arm in einem Strahlenkranz erscheint, repräsentiert einen im Spätmittelalter beliebten, ja allgegenwärtigen Bildtypus. Ihre Besonderheit gegenüber anderen zeitgenössischen Fassungen in der Glasmalerei, wie sie etwa im Kreis der Straßburger Werkstattgemeinschaft ausgeführt worden sind, ist das dort ungebräuchliche Motiv der Engel, die den Akt der Krönung vollziehen49. Bezeichnenderweise begegnet es dafür in der Gruppe der Arbeiten der jüngeren Kamberger-Werkstatt (Langenburg, Stadtkirche)50, was als weiteres Indiz für einen Zusammenhang zwischen den Scheiben aus Neckarsteinach und den Verglasungen in Ingelfingen, ehem. Kleinbottwar und Langenburg zu werten sein dürfte (s. S. 216f.). Die architektonische Umrahmung war wie bei Nr. 183 mit Statuetten besetzt. Die erhaltene Figur links ist aber nicht, wie Suzanne Beeh-Lustenberger vermutet hat, als Eva zu identifizieren51; sie stellt ohne Zweifel den nackten Adam dar, der in einer verlorenen Figur der Eva sein Pendant hatte. Eine entsprechende Komposition ist bereits auf einer kleinen Madonnentafel aus der Werkstatt Rogiers van der Weyden in Wien überliefert ist52.
Farbigkeit, Technik
Maria in rotem Gewand und tiefblauem Mantel vor goldgelbem Strahlenkranz, in ihrer Rechten das auf einem weißen Tuch sitzende Kind, in ihrer Linken eine silbergelbe Rose(?) haltend; Inkarnat und Haare beider Figuren eisenrot und silbergelb, ebenso die Nimben; Mariens Krone goldgelb. Die Engel in weißen Gewändern, mit grünen/blauen bzw. roten Flügeln; Inkarnatpartien und Haare wiederum eisenrot und silbergelb. Blasser Damastgrund, die rahmende Architektur in lichtem Gelb mit brauner Schattierung.
Ornament
Zusammengestückter violetter, mit Nr. 182 identischer Damastgrund (Muster III,14).
Bildnachweis
CVMA RT 13225, Großdia RT 05/020
Weitere Angaben
Standort heute
Darmstadt, Hessisches Landesmuseum
Nachweise
Fußnoten
- Im deutschen Südwesten fand das Motiv wohl vor allem durch den Stich L. 40 von Martin Schongauer Verbreitung; Schmitt 1999, S. 109f., Nr. 40. ↑
- CVMA Deutschland I,2, 1986, Abb. 139. ↑
- Beeh-Lustenberger 1973, S. 180, 181 (Nr. 236). ↑
- Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv. Nr. 951; s. zuletzt: AK Frankfurt/M. und Berlin 2008, S. 313–316, Nr. 28 (Stephan Kemperdick). ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 219 f. [= 184. Fragment einer Madonna im Strahlenkranz]
Siehe auch
Extern
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Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Fragment einer Madonna im Strahlenkranz (Neckarsteinach, Pfarrkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/114-1-01-04_fragment-einer-madonna-im-strahlenkranz-neckarsteinach-pfarrkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/114-1-01-04
![Fragment einer Madonna im Strahlenkranz: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 184 Fragment einer Madonna im Strahlenkranz: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 184](https://www.lagis-hessen.de/img/cvmahessen/s1/114-1-01-04_40.jpg)
