Otto von Hirschhorn und Margarete von Handschuhsheim als Stifter (Neckarsteinach, Pfarrkirche)

Otto von Hirschhorn und Margarete von Handschuhsheim als Stifter. Darmstadt, HLM, Nr. 182. Heidelberg (Werkstatt Jakob Gleser gen. Kamberger?), um 1482/83
Katalog
Von Uwe Gast
Abmessungen
H. 93 cm, B. 54,5 cm. – Inv. Nr. Kg 36:6; ehemals Lhs. n III (Bahn a).
Erhaltung
Die Scheibe ist links um einige Zentimeter beschnitten und weist vier Ergänzungen in figürlichen wie architektonischen Teilen auf. Im unteren Drittel völlig intakt.
Ikonografie, Komposition
Das nach rechts gewandte Stifterpaar besetzte zusammen mit der Figur des Hl. Georg (Nr. 183) das Fenster n III im Langhaus der Kirche (s. Rekonstruktion), wobei die Stifter links in Anbetung des Ritterheiligen rechts zu sehen gewesen sein müssen. Der Ausrichtung beider Stifter zum Hl. Georg hin folgend, stehen die Wappen unter ihnen parallel hintereinander und sind gespiegelt(!). Rechtes Wappen (Hirschhorn): In Gold eine rote Hirschstange; Helmzier: auf goldener Krone 2 Hirschstangen, rechts golden, links rot; Decken: rechts golden, links rot. Linkes Wappen (Handschuhs-heim): In Blau ein schräg gelegter silberner Handschuh mit rotem Band; Helmzier: sitzender schwarzer Bracke zwischen zwei silbernen Flügeln; Decken: ganz rot. Allein aufgrund der Wappenkombination ist das Stifterpaar nicht eindeutig zu identifizieren. Denn die Verbindung Hirschhorn/Handschuhsheim ist um 1482/83 zweimal nachweisbar: zum einen zwischen Otto von Hirschhorn († 1490) und Margarete von Handschuhsheim († 1487?)41, zum anderen zwischen Hans VIII. von Hirschhorn († 1513) und Irmgard von Handschuhsheim († 1496)42. Da aber Otto von Hirschhorn als Erbküchenmeister und zeitweiliger Hofmeister Kurfürst Philipps des Aufrichtigen43 einen höheren Rang als Hans VIII. einnahm und zudem, wie erwähnt, 1483 Inhaber einer Hälfte der Mittelburg war (s. S. 210), dürften er und seine Frau Margarete vorrangig als Fensterstifter in Frage kommen44. Während die parallele Haltung beider Figuren, unter denen die Frau die nachrangige Position besetzt, keine wesentlichen kompositorischen Besonderheiten aufweist, weicht die Aufteilung des Bildfeldes in eine Wappen- und eine Stifterzone von den meisten Darstellungen der Zeit ab. Singulär ist die Komposition gleichwohl nicht. Eine verwandte Darstellung ist im Stundenbuch Markgraf Christophs I. von Baden überliefert, das – in den Hauptteilen in Paris um 1488/91 entstanden – auf fol. 18v den über seinem Wappen positionierten Markgrafen in Anbetung der Verkündigung an Maria auf fol. 19r zeigt (Fig. 141)45.
Farbigkeit, Technik
Otto von Hirschhorn in hellem, grauweißem Plattenharnisch mit silbergelben und eisenroten Ziergliedern, vor ihm im smaragdgrünen Wiesengrund ein roter Hut mit weißem Federschmuck; Margarete von Handschuhsheim in blauviolettem Gewand, braunem Mantel, mit weißem Gebende und weißer Rise, einen rötlich gelben Buchbeutel in ihrer Rechten haltend; Inkarnat der Stifterfiguren eisenrot, das Haar bei Otto von Hirschhorn mit silbergelben Strähnen. Die Wappen (s. Ikonografie) auf grünem Wiesengrund vor hellviolettem Damastteppich an brauner Mauer. Die rahmende Architektur in lichtem Gelb mit brauner Schattierung. Rückseitenbemalung in lasierendem Halbton (Mauer).
Ornament
Oben rotvioletter (Muster III,14; vgl. hiermit CVMA Deutschland I,2, 1986, Abb. 86), unter hellvioletter Damastgrund.
Bibliographie
Beeh-Lustenberger, Suzanne, 1973, Nr. 237.
Bildnachweis
CVMA RT 13224, Großdia RT 05/019
Weitere Angaben
Standort heute
Darmstadt, Hessisches Landesmuseum
Nachweise
Fußnoten
- Lohmann 1986, Stammtafel, Teil 1. Lohmann irrt, wenn er dort angibt, Otto und Margarete hätten sich erst 1488 verehelicht (vgl. auch S. 67). Denn an anderer Stelle wertet er eine Urkunde aus, aus der eindeutig hervorgeht, dass beide bereits 1463 verheiratet waren (S. 285 und S. 387, Anm. 20, Nr. 11). Da Margarete von Handschuhsheim vermutlich 1487 gestorben ist (Scholz, Bergstraße, 1994, S. 144 zu Nr. 199), dürfte die vermeintliche Eheberedung von 1488 – laut Lohmann eine Urkundenabschrift (S. 350, Anm. 132) – sich vielmehr auf die Regelungen »im Falle des Todes eines der beiden Ehepartner« (S. 67f.) beziehen. ↑
- Lohmann 1986, S. 69 und Stammtafel, Teil 1. ↑
- Lohmann, 1986, S. 167. ↑
- Vgl. auch Beeh-Lustenberger 1973, S. 182 (Nr. 237). ↑
- Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Hs. Durlach 1. Zum Bildtypus vgl. Eberhard König, Kommentarband zu: Stundenbuch des Markgrafen Christoph I. von Baden, hrsg. von Elmar Mittler und Gerhard Stamm, Karlsruhe 1978, S. 70f., 202; s. zuletzt AK Karlsruhe 2001, S. 446–448, Nr. 274 (Holger Jacob-Friesen). ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 217 f. [= 182. Otto von Hirschhorn und Margarete von Handschuhsheim als Stifter]
Siehe auch
Extern
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Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Otto von Hirschhorn und Margarete von Handschuhsheim als Stifter (Neckarsteinach, Pfarrkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/114-1-01-02_otto-von-hirschhorn-und-margarete-von-handschuhsheim-als-stifter-neckarsteinach-pfarrkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/114-1-01-02
![Otto von Hirschhorn und Margarete von Handschuhsheim als Stifter: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 182 Otto von Hirschhorn und Margarete von Handschuhsheim als Stifter: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 182](https://www.lagis-hessen.de/img/cvmahessen/s1/114-1-01-02_40.jpg)