Fragment einer Wappenscheibe (Ersheim, Pfarr- und Friedhofskirche)

 
Datierung
um 1517
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Uwe Gast

Abmessungen

Rechteckfeld (oben und seitlich leicht beschnitten), H. 53 cm, B. 39,5 cm.

Erhaltung

Wie Suzanne Beeh-Lustenberger erstmals richtig erkannt hat, erscheinen die beiden Wappen in nicht ursprünglicher Zusammenstellung. Dennoch handelt es sich nicht um ein Pasticcio; die Scheibe ist lediglich beschnitten und links unten – vermutlich auch am oberen Rand (Kartierung nicht sicher) – stärker geflickt, insgesamt ist sie durch ihre konkave Verwölbung statisch gefährdet. In der Glassubstanz vollständig mittelalterlich, weisen einige Stücke Sprünge auf, vor allem die Helmzier des links stehenden Wappens (Hirschstangen). Dessen goldgelbe Partien waren bis zur Reinigung der Scheibe durch die Werkstatt Münch, Groß-Umstadt, innenseitig durch einen deckenden schwarzen Belag verunstaltet, der entfernt werden konnte; außenseitig sind sie dicht von Lochfraßkratern durchsetzt. Verbleiung wohl 19. Jh.

Ikonografie, Komposition

Wie an den dicht beieinander stehenden, kompositorisch aufeinander abgestimmten Helmdecken zu erkennen ist, war das schmale, ursprünglich etwa um die Hälfte höhere Feld mit zwei Vollwappen belegt. Die Helmzier des heraldisch rechten Wappens – rechts eine goldene, links eine rote Hirschstange – gehörte zu einem (verlorenen) Schild der Herren von Hirschhorn; heraldisch links ist das noch vollständige Wappen derer von Bock von Gerstheim dargestellt (in Rot ein rot bezungter aufgerichteter silberner Bock; Helmzier: rot bezungter silberner Bocksrumpf; Helmdecken: ganz rot). Die ursprüngliche, durch das eingeflickte Wappen von Venningen gestörte Wappenallianz bezog sich demnach auf Philipp II. von Hirschhorn und dessen Frau Apollonia Bock von Gerstheim, deren Stifterfiguren wahrscheinlich noch erhalten sind (s. Darmstadt, HLM, Nr. 189f.). Der obere Abschluss ist nicht sicher zu rekonstruieren.

Technik

Bei den Helmdecken ausgedehnte außenseitige Bemalung.

Ornament

Der blaue Grund variiert das Damastmuster der Scheibe aus dem Kapitelsaal des ehemaligen Karmeliterklosters Hirschhorn (s. Muster III,16); weitere Fragmente sind zudem in dem Pasticcio in Büdingen enthalten (Abb. 43).

Bildnachweis

CVMA G 8842

Weitere Angaben

Standort heute

Hirschhorn, Ehemalige Karmeliter-Klosterkirche

Nachweise

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 155 [= 2b. Fragment einer Wappenscheibe]

Siehe auch

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Fragment einer Wappenscheibe (Ersheim, Pfarr- und Friedhofskirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/106-1-02-03_fragment-einer-wappenscheibe-ersheim-pfarr-und-friedhofskirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/106-1-02-03

Fragment einer Wappenscheibe: ES [= Erhaltungsschema] Lhs. n VI, 2b