Justus von Liebig (?) in seinem Gießener Arbeitszimmer, vor 1852

 
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Ortsname
Gießen
Landkreis
Gießen
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.

Bildangaben

Original-Bildunterschrift

Der Chemiker Justus von Liebig in seinem Arbeitszimmer. Gießen, ohne Datum

Beschreibung

Der Abzug, der von einem im Kollodiumverfahren erstellten Negativ gemacht wurde, hat eine Größe von 18 x 24 cm. Die Aufnahme des schon zu dieser Zeit berühmten Gießener Chemikers Justus von Liebig (1803–1873) ist nicht datiert. Wenn sie tatsächlich in Gießen entstanden ist, muss sie vor Liebigs Berufung nach München (1852) gemacht worden sein. Sie zeigt den knapp fünfzigjährigen Chemiker an einem verzierten Tisch sitzend bei der Beobachtung einer chemischen Reaktion in einem Reagenzglas. In der rechten Hand hält er einen Glaskolben. Auf dem Tisch stehen unter anderem ein Reagenzglashalter, ein Globus und eine (Chemikalien-)Waage. Vor dem Tisch liegen mehrere dicke Bücher auf dem Boden. Auf eines von ihnen setzt Liebig fast unbeabsichtigt seinen rechten Fuß. Daneben stehen mehrere irdene Krüge, einer davon mit Glastrichter, sowie zwei kleinere Tonbecher, von denen einer zerbrochen ist. Im Regal hinter Liebig liegen Bücher auf drei Böden, während die Bücher ganz oben senkrecht stehen. Darauf hat Liebig seinen Zylinder abgelegt. Vgl. dazu Bild 58-002. Das Bild Liebigs erscheint kunstvoll komponiert. Die Anordnung der gezeigten Gegenstände in dem eher sparsam möblierten Raum und die Platzierung in einer Zimmerecke sind sicherlich bewusst gewählt. Die Kombination von Rokoko-Tisch und -Stuhl, traditionellen irdenen Krügen, alten Büchern, einem Globus (der vielleicht die weitreichende Bedeutung der Tätigkeit Liebigs symbolisieren soll), mit den (bescheidenen) chemischen Apparaturen ist bemerkenswert und verbindet fast symbolhaft das Alte und das Neue. Zwischen diesen Gegenständen sitzt der Wissenschaftler, scheinbar ohne sich von dem Fotografen stören zu lassen. Folgerichtig wird er nicht frontal, sondern von der Seite aufgenommen. Aber nicht die Reagenzgläser, sondern der fast zufällig auf den Büchern abgestellte Zylinder, den Liebig auf einer noch älteren Aufnahme trägt, kann gleichsam als Liebigs Signum dienen. Zweifel an den Metadaten und damit der hier wiedergegebenen Beschreibung des Bildes sind jedoch angebracht: Sollte Wilhelm Schneider (1839–1921) tatsächlich der Fotograf des Bildes sein, so wäre er bei der Aufnahme gerade einmal 13 Jahre alt gewesen sein. Wahrscheinlicher erscheint daher, dass es sich eher um ein Genrebild handelt, das in etwa der zugeschriebenen Entstehungszeit aufgenommen worden ist, aber weder Liebig noch sein Gießener Laboratorium zeigt - für diese Anregung ist Prof. Dr. Christoph Meinel, Regensburg, herzlich zu danken!

Fotograf/in

Vorlage

Druck

Motivgruppe

Personen

Leihgeber

Silber und Salz. Zur Frühzeit der Photographie im deutschen Sprachraum (1839-1860). Hrsg. von Bodo von Dewitz u.a. 1989

Nachnutzung

Bildrechte

Bodo von Dewitz u. a. (Hrsg.), Silber und Salz. Zur Frühzeit der Photographie im deutschen Sprachraum (1839–1860), Köln/Heidelberg 1989, S. 265, Abb. 44. – Original in Privatbesitz.

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Justus von Liebig (?) in seinem Gießener Arbeitszimmer, vor 1852“, in: Historische Bilddokumente <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/historische-bilddokumente/alle-eintraege/152-001_justus-von-liebig-in-seinem-giessener-arbeitszimmer-vor-1852> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/bd/152-001