Das Zisterzienserkloster Eberbach wird aufgehoben
Ereignis
Was geschah
Am 18. September 1803 wird mit einem Dekret des Fürsten Friedrich August von Nassau-Usingen (1738–1816) das ehemals kurmainzische Zisterzienserkloster Eberbach 667 Jahre nach seiner Gründung aufgelöst. Die verbliebenen 22 Klosterangehörigen müssen das Kloster bis zum 27. November 1803 räumen. Gemäß dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 war das Kloster Teil der Entschädigung des Fürstentums für dessen linksrheinische Verluste.
Die Ordensleute werden mit Pensionen abgefunden und der Klosterbesitz umgenutzt oder zu Geld gemacht. Den Weinbau- und Landwirtschaftsbetrieb übernahm die nassauische Verwaltung, wofür einige der Gebäude umgewidmet wurden. Aus der ehemaligen Klosterkirche wurde eine Scheune. Der Kreuzgang wurde auf Anordnung der nassauischen Regierung abgerissen. Die verzierten kupfernen Dachrinnen wurden auf Veranlassung des nassauischen Bauinspektors Christian Zais (1770–1820) im Jahr 1809 demontiert und beim Bau des Wiesbadener Kurhauses verwendet. Einzelne Bauteile und sechs Grabplatten verbaute Carl Florian Goetz (1763–1829) bei der Errichtung der künstlichen Ruine Mosburg im Schlosspark Biebrich.
Wertvolles Inventar wurde in das Schloss Biebrich verbracht, das übrige schrittweise versteigert. Die von Johann Jakob Dahm (1660–1727) erbaute Orgel der Basilika wurde in die Mauritiuskirche in Wiesbaden verbracht, wo sie 1850 verbrannte. Das Klosterarchiv wurde in das herzogliche Zentralarchiv im Schloss in Idstein eingegliedert. Die verbliebenen 8.000 Bände der Klosterbibliothek gingen größtenteils verloren, nur einige wenige Objekte gelangten in die Nassauische Landesbibliothek in Wiesbaden.
Ab 1811 dienten Teile des Klosters als Besserungsanstalt, ab 1877 als „Zentralgefängnis“ des preußischen Staates. Am 16. August 1815 wurde zudem auf dem weitläufigen Gelände das „Irrenhaus Eberbach“ eingerichtet, die erste psychiatrische Klinik in Nassau und eine der ersten in Deutschland. Nach dem endgültigen Auszug der beiden Institutionen 1880/1912 stand das Kloster der Weinbaudomäne alleine zur Verfügung.
(UH)
Bezugsrahmen
Nachweise
Literatur
Weiterführende Informationen
Kalender
Siehe auch
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Das Zisterzienserkloster Eberbach wird aufgehoben, 18. September 1803“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7249_das-zisterzienserkloster-eberbach-wird-aufgehoben_das-zisterzienserkloster-eberbach-wird-aufgehoben> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/edbx/7249_das-zisterzienserkloster-eberbach-wird-aufgehoben