Verfügung zur Demontage von Fabriken in der amerikanischen Zone
Ereignis
Was geschah
Die amerikanische Militärregierung verfügt die Demontage von weiteren elf Werken in der amerikanischen Zone. Darunter sind in Hessen die Dieselmotorenwerke Klöckner-Humboldt-Deutz in Oberursel, die Optischen und Mechanischen Werke Hensoldt in Herborn und die Sprengstoffwerke Hessisch Lichtenau-Hirschhagen (bei Fürstenhagen) der „Gesellschaft m. b. H. zur Verwertung chemischer Erzeugnisse“ (Tochterunternehmen der Dynamit AG).
Die alliierten Siegermächte hatten bereits im Potsdamer Abkommen angekündigt, sich das Recht auf die Demontage deutscher Industriebetriebe vorzubehalten um das Potenzial der deutschen Rüstungsproduktion nachhaltig zu schwächen und um ihre Reparationsansprüche zu befriedigen
Eine „endgültige“ Demontageliste für den hessischen Wirtschaftsraum wird allerdings erst gut zwei Jahre später, am 16. Oktober 1947 bekanntgegeben. Der Befehlshaber der amerikanischen Zone, General Lucius D. Clay (1897–1978), präsentiert an diesem Termin zusammen mit seinem britischen Amtskollegen Luftmarschall Sir Sholto Douglas (1893–1969) eine nach dem Scheitern der Zusammenarbeit mit der UdSSR revidierte, insgesamt 682 Betriebe in der amerikanischen und der britischen Besatzungszone aufzählende Zusammenstellung, die in Hessen 27 Rüstungsbetriebe, drei Betriebe der Eisenverarbeitung, elf Maschinenbaufirmen, acht Chemiebetriebe und zwei weitere Unternehmen („Nichteisenverarbeitung“) erfasst.1 Offiziell kommen die Demontagen von Industriebetrieben in Hessen um die Jahresmitte 1948 zum Ende. Faktisch lässt Clay jedoch den Abbau von Produktionsstandorten in der amerikanischen Besatzungszone bereits im Frühjahr 1946 einstellen, da insbesondere die Amerikaner der Stabilisierung der deutschen Wirtschaft und der – auch ökonomischen – Konsolidierung der drei Westzonen Vorrang einräumen. Tatsächlich werden nicht mehr als knapp 0,5 % der hessischen Industrie Gegenstand der Demontageaktivitäten.2
(OV/KU)
Bezugsrahmen
Nachweise
Fußnoten
- Vgl. Werner Reichelt, Die Demontageliste. Eine vollständige Übersicht über die Reparationsbetriebe sowie die amtlichen Erklärungen der Militärbefehlshaber der Britischen und USA-Zone (zusammengestellt und mit einem Vorwort versehen von Werner-O. Reichelt), Hamburg 1947, S. 6, hier zitiert nach: Stefan Grüner, Geplantes „Wirtschaftswunder“? Industrie- und Strukturpolitik in Bayern 1945 bis 1973, München 2009, S. 47. ↑
- Bettina Blank, Die westdeutschen Länder und die Entstehung der Bundesrepublik. Zur Auseinandersetzung um die Frankfurter Dokumente vom Juli 1948, München 1995, S. 95. ↑
Literatur
- Archiv der Gegenwart, 15, 1945, S. 457
- Erich Kern, Deutschland im Abgrund. Das falsche Gericht, Göttingen 1963, S. 79
Weiterführende Informationen
- Wikipedia: Hirschhagen (eingesehen am 2.10.2022)
- Wikipedia: Demontage (Reparation) (eingesehen am 2.10.2024)
- Wikipedia: Motorenfabrik Oberursel (eingesehen am 2.10.2025)
- Wikipedia: Deutz AG (eingesehen am 2.10.2013)
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Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Verfügung zur Demontage von Fabriken in der amerikanischen Zone, 2. Oktober 1945“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/3480_verfuegung-zur-demontage-von-fabriken-in-der-amerikanischen-zone> (aufgerufen am 25.11.2025)
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