Tod des Friedenpreisträgers Alexander Mitscherlich in Frankfurt

 

Ereignis

Was geschah

Der Psychoanalytiker und Sozialpsychologe Alexander Mitscherlich stirbt in Frankfurt am Main. Der 1908 in München geborene Mitscherlich wurde nach Kriegsende mit der Leitung einer Kommission zur Beobachtung der „NS-Ärzteprozesse“ in Nürnberg beauftragt, bei dem zwischen Dezember 1946 und August 1947 20 deutsche KZ-Ärzte sowie drei weitere Personen als Organisatoren von Medizinverbrechen angeklagt und zu einem großen Teil verurteilt wurden. Erschüttert von den während des Prozesses geschilderten Grausamkeiten, berichtete Mitscherlich in der 1947 veröffentlichten Prozessdokumentation über die Verbrechen deutscher Mediziner in den NS-Konzentrationslagern. Ab 1947 war er Mitherausgeber der psychoanalytischen Zeitschrift „Psyche“ und gründete 1949 die Abteilung Psychosomatische Medizin an der Universität Heidelberg. 1960 gründete Mitscherlich das Institut und Ausbildungszentrum für Psychoanalyse und Psychosomatik in Frankfurt am Main, das er bis 1976 leitete. 1967 veröffentlicht Alexander Mitscherlich zusammen mit seiner Frau Margarethe Mitscherlich (1917–2012) die Schrift „Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens“. Darin unterzieht das Autorenpaar den Umgang der deutschen Bevölkerung mit der NS-Vergangenheit einer kritischen psychoanalytischen Interpretation. Das Buch wird zu einem vieldiskutierten Schlüsseltext für die „Bewältigung“ der NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik.
(KU)

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