Bürgerliche Kräfte glauben an die Verfassungstreue der Regierung Hitler

Kommentare in der bürgerlichen Darmstädter Tagespresse lassen erkennen, dass bürgerlich-konservative Kreise bis hin zur SPD von der Verfassungstreue in der Politik der neuen Reichsregierung unter Adolf Hitler (1889–1945) ausgehen. Viele glauben, dass durch die Ernennung Hitlers „sozialistische Experimente“ von links vereitelt wurden und bejahen auch deshalb die aktuelle Entwicklung. Das konservative „Darmstädter Tagblatt“ schreibt:
Hitler selbst hat die Regierungsführung bekommen, aber nicht alle Macht in Händen. Er kommt nicht als Diktator, sondern als Reichskanzler, und ist zunächst an den Versuch einer parlamentarischen Mehrheit gebunden. Er hat, wie alle Kabinettsmitglieder, den Eid auf die Verfassung am Montag bereits geleistet. Die „Darmstädter Zeitung“, die auch als „Amtliches Organ der Hessischen Landesregierung“ fungiert, die zu dieser Zeit noch von dem Sozialdemokraten Bernhard Adelung (1876–1943) geführt wird, ist der Auffassung:
Die erste und größte Gefahr, der Bruch mit der Rechtssicherheit und der Verfassungssicherheit, der Sprung in das Ungewisse, sie sind vorerst gebannt. Aus den Ankündigungen des Reichsinnenministers geht hervor, daß die Regierung sich streng an die Verfassung halten will, auf die sie gestern dem Herrn Reichspräsidenten den Eid leistete. Durch diese Grundlage ist das Chaos zu vermeiden.
Quelle: Darmstädter Tagblatt vom, 21.1.1933, abgedruckt bei Pingel, S. 39 f.
(OV)

• Henner Pingel, Das Jahr 1933, 2. Aufl., Darmstadt 1978, S. 39 f.

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

„Bürgerliche Kräfte glauben an die Verfassungstreue der Regierung Hitler, 31. Januar 1933“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/1649_buergerliche-kraefte-glauben-an-die-verfassungstreue-der-regierung-hitler> (aufgerufen am 26.11.2025)

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