Bachrach, Adolf (1928) – Marburg, Alter Jüdischer Friedhof

Grab Nr. 07-18  
19378F4F-88AF-441E-BC79-64A0466C0DEA
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.

Äußere Merkmale

Material und Größe

Granit

Platzierung

stehend

Sonstiges

Der Stein steht in der südlichen Hälfte eines Doppelgrabes.

Inschrift

Sprache der Rückseite

deutsch, hebräisch

Fortsetzung



אבן בּוכים
על מות האי גברא יקירא
ה״ה
ר׳ אהרן מנחם בן ר׳ אברהם
בּאכראך
איש ישר ונאמן אב חביב ויקר פּאר אשתו ומשפּחתו
הוא הרבּה לעשות חסד ולעולם יעמד לו צדקתו
רודף שלום היה מוקיר רבּנן חפץ בּד׳ ובתורתו
נדיב לב אשר פּתח את בּיתו לעניי וליתומי עדתו
אהה כּי נלקח ממנו מנחם משיב נפשנו
נולד י׳ מנחם אב שנת תרמ״א
והלך לעולמו י״ד טבת שנת תפרח ותגל
אשרי מי שגדל בּשם טוב ונפטר בּשם טוב לעולם שכּולו טוב
תנצב״ה

Rückseite

(Übersetzung der hebräischen Inschrift:)

Stein des Weinens
um den Tod dieses teuren Mannes:
es ist
Herr Aharon Menachem, Sohn des Herrn Awraham
Bachrach,
›ein aufrechter und getreuer Mann‹, geliebter Vater und Pracht seiner Gattin und seiner Familie,
viel Liebeswerk erwies er und ›auf ewig sei ihm beständig seine Gerechtigkeit‹,
›er jagte dem Frieden nach‹, ehrte die Gelehrten, begehrte den Ewigen und seine Lehre,
ein von Herzen Freigebiger, welcher öffnete sein Haus den Armen und den Waisen seiner Gemeinschaft.
Wehe, denn von uns genommen wurde ›Menachem, der Tröster, der unsere Seelen erquickte‹;
geboren 10. Menachem Aw des Jahres 641
›und hingegangen in seine Welt‹ 14. Tewet des Jahres ›„Erblühe“ (688) und juble‹.
Wohl dem, ›der aufwuchs mit gutem Namen und verschied mit gutem Namen‹ ›in eine Welt, die ganz Wohlergehen ist‹.
Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens.



(Deutsche Inschrift darunter:)

Adolf Bachrach
geb. 18. Juli 1880 gest. 6. Januar 1928.


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Zl 6: Av 6,1
Zl 7: Vgl. Ps 111,3
Zl 8: Av 1,12
Zl 10: Klg 1,16
Zl 12: Koh 12,5
Zl 12: Jes 35,2
Zl 13: bBer 17a
Zl 13: bChul 142a

Bemerkungen

Die Angabe des Geburtsjahres in der hebräischen Inschrift weicht um ein Jahr von der Angabe des Geburtsjahres in der deutschen Inschrift ab: תרמ״א/641/1881 statt תר״מ/640/1880. Der 10. Aw 641 war auf den 5. August 1881 gefallen. Adolf Bachrach erhielt seinen Beinamen „Menachem“, „Tröster“, sicherlich nach seinem Geburtsmonat: Er war einen Tag nach dem Trauer- und Fastentag 9. Aw geboren worden, dem Tag, an dem der Zerstörung der Jerusalemer Tempel gedacht wird, weswegen der Monat Aw den euphemistischen Beinamen Menachem, „Tröster“, beigegeben wird.
Zl 2: Aramäische Wendung, eine große Ehrbezeugung.
Zl 10: Anspielung auf den Namen, Menachem = Tröster, und daher hier doppelt wiedergegeben.
Akrostichon in den Zeilen 6 bis 9: אהרן = Aharon.
Chronogramm in Zeile 12: Für die Angabe des Sterbejahres wurde ein Zitat aus dem Buch Jeremia gewählt, dessen erstes Wort den Zahlenwert 688 ergibt.

Verstorbene

  1. Bachrach, Adolf
    Geburtstag
    18.7.1880
    Sterbetag
    6.1.1928
    Geschlecht
    männlich
    Familienstand
    verheiratet
    Herkunftsort
    Neustadt (bei Marburg)
    Wohnort
    Marburg
    Sterbeort
    Marburg
    Beruf
    Kaufmann

Nachweise

Anmerkungen

Laut Grabstein: Adolf Bachrach (Herr Aharon Menachem, Sohn des Herrn Awraham), geboren laut hebräischer Inschrift am 05.08.1881, laut deutscher Inschrift am 18.07.1880, gestorben am 06.01.1928. ---------------------------------- Ergänzungen aus Schriftquellen und Literatur: Adolf (Adolph) Bachrach, Kaufmann, wohnhaft in Marburg; geboren laut standesamtlichem Geburtsregister am 18.07.1880 in Neustadt, Kreis Kirchhain; Eltern: Abraham (auch Abraham Samuel) Bachrach [Marburg, Stein Nr. 06-32], zuletzt wohnhaft in Marburg, und Henriette (Jettchen) geb. Birnbaum [Neustadt, Stein Nr. 44], zuletzt wohnhaft in Neustadt; heiratete am 30.08.1912 standesamtlich in Frankfurt am Main Cilly (Zilli) geb. Carlebach; gestorben am 06.01.1928 in Marburg.
Die Ehefrau Cilly (Zilli) wurde am 22.08.1887 in Frankfurt am Main geboren; Eltern: Max Carlebach, Kaufmann, und Karoline geb. Rothschild, wohnhaft in Frankfurt. Sie wohnte später im Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg sowie in Frankfurt und gilt als verschollen.
(Rumpf-Lehmann, Barbara: Der Alte Jüdische Friedhof zu Marburg, S. 181; Händler-Lachmann, Barbara/Werther, Thomas: „Vergessene Geschäfte – verlorene Geschichte“. Jüdisches Wirtschaftsleben in Marburg und seine Vernichtung im Nationalsozialismus, S. 146-151, mit weiteren Angaben; Westphal, Gudrun: Die jüdischen Schülerinnen der ehemaligen Höheren Töchterschule, heute Elisabethschule, in: Experiment. Zeitung der Elisabethschule. Sonderheft November 1992, S. 12; Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestand 915, Nr. 5731, Eintrag Nr. 10; ebenda, Bestand 915, Nr. 6463, Eintrag Nr. 67; Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Bestand STA 11, Nr. 474; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de836007, zuletzt abgerufen am 19.06.2022)

Bearbeitung

Dr. Barbara Rumpf-Lehmann 2015, Nathanja Hüttenmeister 2021, Andreas Schmidt (Wettenberg) 2022

Nachnutzung

Rechtehinweise

Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Bachrach, Adolf (1928) – Marburg, Alter Jüdischer Friedhof“, in: Jüdische Grabstätten <https://lagis.hessen.de/de/personen/juedische-grabstaetten/alle-eintraege/18102_bachrach-adolf-1928-marburg-alter-juedischer-friedhof> (aufgerufen am 28.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/juf/18102