Vultejus, Hermann der Ältere von

 
geboren
7.2.1634 Marburg
gestorben
17.4.1723 Marburg
Beruf
Jurist, Regierungsrat, Vizekanzler
Konfession
evangelisch-reformiert
GND-Explorer
130619477

Andere Namen

Weitere Namen

Vultée, Hermann%von
Vultée der Ältere, Hermann%von
Vulté, Hermann%von
Vulté der Ältere, Hermann%von

Wirken

Werdegang

  • 1653-1658 Jura-Studium in Marburg und Straßburg
  • 1662 Hessen-Kasselischer Regierungsrat in Marburg
  • 1687 Hessen-Kasselischer Vizekanzler in Marburg

Funktion

  • Hessen-Kassel, Regierungsrat in Marburg, 1662-1687
  • Hessen-Kassel, Vizekanzler in Marburg, 1687-1723

Lebensorte

Marburg; Straßburg

Familie

Vater

Vultejus, Johann Christoph, * Marburg 11.2.1602, † Kassel 1640, Hessen-Kasselischer Regierungsrat, Sohn des Hermann Vultejus

Mutter

Heistermann, Anna Agnesa, * Fritzlar, † Kassel 1640, Tochter des Ludwig Heistermann, Burgmann in Fritzlar, und der Anna von Hesberg

Partner

  • Gehren, Anna Margaretha von, (⚭ Marburg 1666) * 1643, † Marburg 29.7.1692, Tochter des Barthold von Gehren, GND, 1610–1657, Hessen-Darmstädtischer Rat, und der Elisabeth Pauli, 1613-1667
  • uffm Keller, Katharina Margaretha, (⚭ Marburg 6.8.1693) * Bremen 1645, † 1.7.1721, Tochter des Gerhard uffm Keller, 1604-1675, 30 Jahre Oberst und Kommandant in Bremen, und der Anna Maria Busch, 1614-1679

Verwandte

  • Heinius, Elisabeth, geb. Vultejus <Tochter>, 1667-1717, verheiratet I. 30.5.1689 mit Johann Christoph Heinius, verheiratet II. 18.11.1696 mit Justus Wilhelm Wissenbach, in Schmalkalden
  • Berghofer, Anna Adelheid, geb. Vultejus <Tochter>, 1669-1714, verheiratet mit Georg von Berghofer, 1664-1716, Geheimer Rat und Vize-Kanzler
  • Vultée, Johannes von <Sohn>, 1670, † Oktober 1699, immatrikuliert in Marburg 1685, 1690 Pate bei Martin Klingender in Marburg
  • Vultée, Hermann von d. J. <Sohn>, * Marburg 17.1.1672, † Marburg 17.11.1714, Hessen-Kasselischer Etatsrat und Gesandter zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis
  • Vultée, Christoph Reinhold von <Sohn>, 1673-1674
  • Grolman, Catharina Margarethe, geb. Vultejus <Tochter>, 1675-1711, verheiratet 18.3.1697 mit Paul Adolf Grolman, Königlich-Preußischer Justizrat in Kleve
  • Vultée, Joachim Christoph von <Sohn>, 1676-1735, auf Dippach
  • Hoffmann von Löwenfeld, Agnes Christina, geb. Vultejus <Tochter>, 1678, verheiratet 8.9.1698 mit Hartmann Samuel Hoffmann von Löwenfeld, General-Wachtmeister des Oberrheinischen Kreises
  • Stückrad, Anna Magdalena, geb. Vultejus <Tochter>, 1679-1725, verheiratet 18.3.1697 mit Franz Stückrad, Oberst, Brigadier und Generalmajor
  • Vultée, Wilhelm von <Sohn>, 1681-1773, Waldeckischer Geheimer Rat und Kammer-Präsident, auf Adorf
  • Vultée, Johann Adolph von <Sohn>, 1683-1759, Regierungsrat, auf Elnhausen
  • Bockelmann, Anna Adelheid, geb. Vultejus <Schwester>, * 1632, † Marburg 8.7.1712, verheiratet I. Marburg 5.5.1653 mit Justus Preiswerk, * 1622, † Marburg 26.4.1661, Hessen-Kasselischer Regierungsrat in Marburg, verheiratet II. 1662 mit Johann Bockelmann, * Bremen 1634, † Marburg 19.1.1691, Hessen-Kasselischer Hofgerichtsrat
  • Vultejus, Justus Hermann <Vetter>, * 18.1.1654, † Kassel 2.10.1726, Hessen-Kasselischer Kanzler
  • Vultejus, Johannes <Onkel>, * Marburg 6.1.1605, † Kassel 16.8.1684, Hessen-Kasselischer Kanzler

Nachweise

Quellen

  • Johann Christoph Ungewitter, Die wahre Glückseligkeit des hohen Alters [Leichenpredigt], Marburg 1723.
  • HStAM Bestand 5 Nr. 4492 (Bestallung zum Vizekanzler in Marburg).
  • HStAM Bestand 17 c Nr. 1988 (Belehnung mit dem Gut zu Kleinensee).
  • HStAM Best. 121 Nr. 7727 (Belehnung mit dem Hof zu Adorf).
  • HStAM Best. 340 Schenck zu Schweinsberg: Samtarchiv Nr. 1000 (Gerechtigkeiten in Dorf und Gemarkung Elnhausen).
  • Kurt Stahr, Marburger Sippenbuch, Nr. 15373 u. 15375.

Literatur

Bildquelle

Gemälde eines unbekannten Künstlers, Original Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen, Wesel (Ausschnitt)

Leben

Aus der Biografie

Benannt nach seinem Großvater, dem Professor und Vizekanzler der Universität Marburg, wuchs Hermann von Vultejus nach dem frühen Tod der Eltern im Jahr 1640 – vermutlich an einer zu dieser Zeit in Kassel grassierenden Seuche – zusammen mit seiner Schwester Anna Adelheid in der Obhut des Onkels Johannes Vultejus auf1=Ungewitter, Die wahre Glückseligkeit des hohen Alters S. 22; Vultée, Genealogicum S. 93. Vgl. GHdA Adlige Häuser B, Bd. 22, 1998, S. 493., der sich schon früh um eine standesgemäße Erziehung und Ausbildung seines Neffen bemühte. So ließ er ihn zunächst durch Privatlehrer unterrichten, eher er ihn um 1650 zur Weiterbildung an die Universität Kassel schickte. Hier absolvierte Hermann von Vultejus die Sieben Freien Künste an der Artistenfakultät bei Gregor Stannarius und immatrikulierte sich sodann 1653 an der durch Landgraf Wilhelm VI. von Hessen-Kassel wiedereröffneten Universität Marburg zum Studium der Rechte bei Conrad Dietrich Lyncker. Sein Examen legte er schließlich 1659 bei Johann Rebhan an der Universität Straßburg ab, an die er 1656 gewechselt war, und kehrte im Frühjahr 1659 nach Marburg zurück.2=Ungewitter, Die wahre Glückseligkeit des hohen Alters S. 22-23; Kretzschmar, in: ADB 40, 1896, S. 391; Strieder, Grundlage, Bd. 16, 1812, Tabelle 1 nach S. 348; Vultée, Genealogicum S. 93. Die anschließende Kavalierstour führte Hermann von Vultejus zunächst über Bremen und Emden in die Niederlande, wo er sich vornehmlich in Leiden und Groningen aufhielt und nach acht Monaten von Rotterdam per Schiff nach England übersetzte. In Margate (Grafschaft Kent) gelandet, reiste er über Canterbury nach London und wohnte dort 1660 der feierlichen Königserhebung Karls II. von England bei. Anschließend besuchte er die traditionsreichen Universitäten von Oxford und Cambridge, ehe er von Rye (Grafschaft East Sussex) seine Reise nach Frankreich fortsetzte. Von Dieppe (heute Départemant Seine-Maritime) gelangte Hermann von Vultejus über Rouen nach Paris, wo er vier Monate verweilte und als Mitglied der hessen-kasselischen Gesandtschaft um Johann Caspar von Dörnberg den feierlichen Einzug der Gemahlin König Ludwigs XIV. von Frankreich, Maria Theresia von Spanien, erlebte. Den Abschluss seines Frankreichaufenthalts bildeten der Besuch der Loiretal-Städte Orléans, Blois, Tour, Saumur und Angers sowie die Weiterfahrt nach Lyon, von wo aus er im kommenden Jahr 1661 seine Tour nach Italien fortzusetzen gedachte. Diesen Plan vereitelte jedoch eine plötzliche Erkrankung, so dass Hermann von Vultejus seiner Genesung nur noch eine zweimonatige Reise durch die Schweiz anschloss und Anfang Juli 1661 wieder nach Marburg zurückkehrte.3=Ungewitter, Die wahre Glückseligkeit des hohen Alters S. 22-23; Kretzschmar, in: ADB 40, 1896, S. 391; Strieder, Grundlage, Bd. 16, 1812, Tabelle 1 nach S. 348; Vultée, Genealogicum S. 93. Hier nahm er seinen Wohnsitz im Haus Ritterstraße 14, welches sein Onkel Johannes Vultejus bereits seit 1656 zu Pfandrecht besaß und 1668 vollständig erwarb, jedoch wegen seiner Stelle als Kanzler am Hof in Kassel nicht mehr selbst bewohnen konnte und es darum seinem Neffen zur Verfügung stellte und 1669 schließlich auch verkaufte.4=Brockhusen, Will S. 1; Vultée, Genealogicum S. 97. Im folgenden Jahr 1662 wurde Hermann von Vultejus von Wilhelm VI. zum Rat der hessen-kasselischen Regierung des Oberfürstentums Marburg ernannt5=Ungewitter, Die wahre Glückseligkeit des hohen Alters S. 24; Kretzschmar, in: ADB 40, 1896, S. 391; Strieder, Grundlage, Bd. 16, 1812, Tabelle 1 nach S. 348, die 1613 von Landgraf Moritz zur Verwaltung des Kasseler Anteils aus dem Erbe Ludwigs IV. von Hessen-Marburg (1604) errichtet worden war. 6=Becker, Rat, S. 4, 7, 15, 19, 21-22; Graepler, Bildhauer, S. 73. In dieser Funktion oblagen ihm zunächst vor allem Gesandtschaften zum Reichskammergericht, ehe er 1681 mit der Leitung des Direktoriums der Regierung beauftragt und – möglicherweise unter Vermittlung seines Onkels – 1687 durch Landgraf Karl schließlich auf die freigewordene Stelle des Vizekanzlers berufen wurde. 7=HStAM Best. 5 Nr. 4492. Damit stieg er in das höchste Verwaltungsamt des Marburger Landesteils auf, das zweithöchste der Landgrafschaft überhaupt nach der Stelle des Kanzlers in Kassel. Administrativ war Hessen-Kassel somit in den beiden höchsten Positionen mit Mitgliedern der Familie Vultejus besetzt. Das Amt des Vizekanzlers hatte Hermann von Vultejus bis zu seinem Tod an einer Kolik im Jahr 1723 inne und schlug dafür 1703 sogar das Angebot einer Stelle als preußischer Geheimer Rat und Kammergerichtspräsident in Berlin aus.8=Ungewitter, Die wahre Glückseligkeit des hohen Alters S. 24; Brockhusen, Wull, S. 1; Graepler, Bildhauer, S. 73; Knetsch, Gelehrtenfamilien, S. 49; Kretzschmar, in: ADB 40, 1896, S. 391; Strieder, Grundlage, Bd. 16, 1812, Tabelle 1 nach S. 348; Vultée, Genealogicum S. 94, 109. Während seiner Dienstzeit gelangte Hermann von Vultejus zu ansehnlichem Grundbesitz. So erwarb er bereits 1672 das Gut Elnhausen bei Marburg, dessen Wasserburg er um 1717 durch einen barocken Schlossbau ersetzen ließ. Eventuell plante er diesen als Stammsitz der durch seinen Vater Johann Christoph begründeten Marburger Linie der Familie Vultejus.9=HStAM 340 Nr. 1000; Brockhusen, Will S. 1; Vultée, Genealogicum S. 105, 126, 132; Vultée, Vultejus S. 492-493. 1688 folgte die Belehnung mit dem Rittergut Adorf durch die Grafen von Waldeck10=HStAM 121 Nr. 7727; Vultée, Genealogicum S. 126, 132., wodurch Hermann von Vultejus neben der hessischen künftig auch der waldeckischen Ritterschaft angehörte11=Vultée, Genealogicum S. 126, 132., sowie 1720 mit den Gütern Dippach, Kleinensee und Busserode durch die Äbte von Fulda.12= HStAM 17 c Nr. 1988; Brockhusen, Will, S. 1; Vultée, Genealogicum, S. 105, 126, 132; GHdA Adlige Häuser B, Bd. 22, 1998, S. 492-493. Im Jahr 1694 erhielt er für seine Familie durch Kaiser Leopold I. die Bestätigung des rittermäßigen Reichsadels, nachdem das bereits seinem Großvater verliehene Adelsdiplom 1647 bei der Plünderung Marburgs durch kaiserliche Truppen unter Peter Melander verloren gegangen war. Seiner vermutlich während der Kavalierstour gewonnenen frankophilen Einstellung und wohl auch einer Mode der Zeit entsprechend, französisierte Hermann von Vultejus seinen Namen um 1714 zu „von Vultée“.13=Brockhusen, Will S. 1; Graepler, Bildhauer S. 73; Strieder, Grundlage Tab. 1 n. S. 348; Vultée, Genealogicum S. 94, 97, 132; GHdA Adlige Häuser B, Bd. 22, 1998, S. 491, 493 Im Laufe seines Lebens war Hermann von Vultejus zweimal verheiratet. Aus der ersten, 1666 geschlossenen und als „wohlgeraten“ und „friedliebend“ 14=Ungewitter, Die wahre Glückseligkeit des hohen Alters S. 25 beschriebenen Verbindung mit Anna Margaretha von Gehren gingen insgesamt elf Kinder hervor, sechs Söhne und fünf Töchter, von denen ihn jeweils drei überlebten. Die zweite, bereits im fortgeschrittenen Alter von 59 Jahren um 1693 eingegangene Ehe mit Katharina Margaretha uffm Keller blieb kinderlos.7=Vultée, Genealogicum S. 94-95, 97, 128, 132; GHdA Adlige Häuser B, Bd. 22, 1998, S. 493. Matthias Seim

Nachnutzung

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„Vultejus, Hermann der Ältere von, “, in: Hessische Biografie <https://lagis.hessen.de/de/personen/hessische-biografie/alle-eintraege/6709_vultejus-hermann-der-aeltere-von> (aufgerufen am 26.11.2025)

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