Basisdaten
Das Kloster der Dominikaner wird im 13. Jahrhundert gegründet und 1527 in der Reformation aufgelöst. Innerhalb des Ordens nimmt es eine bedeutende Position ein, wie wichtige Provinzialkapitel zeigen, die in Treysa abgehalten werden. Seit der Reformation wird die Klosterkirche zur Hl. Maria als Evangelische Stadtkirche bis heute genutzt.
Orden
Dominikaner
Ordensprovinz
Provinz Teutonia, seit 1303 Saxonia, natio (contrata) Thuringiae, chorus dexter
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Stephan Mainz, Dekanat Amöneburg
Typ
Männerkloster
Territorium
- Vor 1215 waren die an der Marktsiedlung haftenden Hoheitsrechte (Münze), wohl als Folge der landgräflich-thüringischen Einheirat in das ziegenhainische Grafenhaus, geteilt
- Seit 1233: Grafschaft Ziegenhain (wie auch die spätere Stadtherrschaft)
- 1450: Mit dem Anfall der ziegenhainischen Erbschaft landgräfliche Stadt
Historische Namensformen
- des Huses zu Treyse prediger ordins (1353) [Ziegenhainer Regesten online Nr. 877]
- Dominikaner in Treysa (keine originale Quellenbezeichnung) (1399) [HStAM Bestand Urk. 28 Nr. 295]
- Datum Treyse (...) in nostro provinciali capitulo (1428) [Wolfs, Litterae]
Lagebezug
3,4 km westlich von Ziegenhain
Lage
Das Kloster liegt an der südwestlichen Stadtmauer zwischen dem Angels- und Dippelstor in der Oberstadt, Kirchplatz 1
Geschichte
Das Kloster wird vor 1287 gegründet und in diesem Jahr in das Provinzialkapitel aufgenommen. Der Konvent gehört seit 1303 zur neu gegründeten Provinz Saxonia. Vermutlich wird das Grundstück durch die Grafen von Ziegenhain gestiftet. In den Jahren 1355 und 1428 finden in Treysa Provinzkapitel der Dominikaner statt. 1419 wird auf einem Provinzialkapitel in Hamburg ein namentlich nicht genannter Prior aus Treysa abgesetzt und durch einen Dominikaner aus Wildungen ersetzt. Ein Rechnungsbuch von 1443 bis 1451 zeigt die Nähe zum Dominikanerkloster in Marburg und die besonderen Beziehungen zu Hermann von Wildungen, dem Generalvikar des Erzbischofs von Mainz. Heinrich Calopificis war zum Beispiel Lektor und Prediger in Marburg, bevor er 1519 Prior in Treysa wird. Ab dem späten 14. Jahrhundert sind die Treysaer Dominikaner durch Stiftungen der Grafen von Ziegenhain, des niederen Adels und der Bürger der Stadt vermögend und leihen der Stadt sogar bedeutende Geldsummen. Seit 1493 gehört der Konvent nach einer internen Reform zur strengen holländischen Observanten-Kongregation. Spätestens 1508 wird der Dominikanerkonvent als "reformiert" und "beschlossen" bezeichnet. Springer urteilt, dass der Treysarer Konvent wegen Überalterung und Skandalen geschwächt in die reformatorischen Auseinandersetzungen geht. Vermutlich aufgrund des Terminierverbots der landgräflichen Polizeiordnung 1524 werden die Termineien schnell aufgegeben. Der Besitz des Treysaer Konvents wird im März 1525 im Zug der Reformation inventarisiert. Bereits 1527 löst man das Kloster auf und findet die Mönche ab. Die Kirche wird 1531 in eine Pfarrkirche umgewandelt, das Klostergebäude als Schule genutzt. Das Vermögen wird teilweise an die Universität Marburg überwiesen. Im 19. Jahrhundert bricht man das Klostergebäude ab.
Ersterwähnung
1291
Gründungsjahr
vor 1287
Gründer
vermutlich Grafen von Ziegenhain
Aufhebungsjahr
1527
Organisation
Patrozinien
Maria
Archivgeschichte
Insgesamt sind nur noch wenige Urkunden erhalten, ein Rechnungsbuch (1434-1451) fand sich im Treysaer Pfarrarchiv, heute Landeskirchliches Archiv Kassel, Pfarrarchiv Treysa, Karton 76.
Bibliotheksgeschichte
Die Bibliothek gilt als verschollen.
Besitz
Vermögen zusammen mit dem des Hainaer Hofes 1540 teilweise der Universität Marburg überwiesen, teilweise beim Ziegenhainer Festungsbau verpfändet, 1542 vom Landgrafen zurückgekauft.
Abhängigkeitsverhältnis
Zugehörigkeit zur Pfarrei St. Martin
Ausstattung
Gebäude
Mit dem Bau der Kirche und des Klosters wird im 13. Jahrhundert begonnen. Bei der Kirche handelt es sich um einen unsymmetrischen Hallenbau mit einem südlichen Seitenschiff. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts steht in der Klosterkirche eine Orgel, die 1446 von einem Schumacher aus Treysa instand gesetzt wird. Die Dominikaner besitzen ursprünglich keinen Taufstein, da sie keine Pfarrrechte haben. Im Spätmittelalter wird der Innenraum der Kirche mit Fresken ausgestaltet, diese sind allerdings nur an wenigen Stellen frei gelegt.
In den ehemaligen Gebäuden an der Stadtmauer gibt es im frühen 16.Jahrhundert Schlafplätze für 12 Mönche und weitere Übernachtungsmöglichkeiten für 28 Personen.
Objekte
Eine Liste von Kleinodien von 1525 und 1527 zeugt vom ehemaligen Reichtum des Konvents, darunter eine liturgische Ausstattung mit Wappen der Grafen von Ziegenhain und der Herren von Falkenberg.
Sonstiges
Hermann v. Wildungen episcopus Scopiensis [heute Skopje in Nord-Mazedonien] ord. Pred. wurde 1396 in Treysa begraben.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 148
Gedruckte Quellen
- Löhr, Der Dominikanerorden, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 4 (1952), S. 120ff.
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S.148
Literatur
- Mense, Mittelalterliche Bildwelten
- Overhage, Gründungen, S.171ff.
- Krafft, Provinzialkapitel von Treysa, in: Schwälmer Jahrbuch (2005), S. 129ff.
- Springer, Die deutschen Dominikaner, S.250-258
- Berger, Bettelorden, S.137 f.
- Meyreiss, Mönche, in: Blick in die Kirche 9 (1990), S. 10
- Fowler, Kirchen in Treysa, in: Schwälmer Jahrbuch (1986), S. 18-50
- Denkmaltopographie, Schwalm-Eder-Kreis 1, S. 393
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S.148
Germania Sacra-ID
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Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Treysa, Dominikanerkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7794_treysa-dominikanerkloster> (aufgerufen am 26.11.2025)
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