
Nordshausen. Ansicht von Kloster, Kirche und Zehntscheuer
Basisdaten
Das Kloster liegt am Fuße des Brasselsbergs im heutigen Kasseler Stadtteil Nordshausen und bezeichnet sich als zugehörig zum Zisterzienser- aber auch Benediktinerorden. Es wird 1247 durch den Grafen von Waldenstein gegründet, gerät in die Auseinandersetzungen zwischen den erstarkenden hessischen Landgrafen und den Erzbischöfen von Mainz. Die Klosterkirche ist die älteste erhaltene Kirche in Kassel.
Orden
Zisterzienserinnen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Peter zu Fritzlar, Archipresbyterat Fritzlar
Typ
Frauenkloster
Territorium
- 1257 Grafschaft Schauenburg-Wallenstein;
- 1304 Landgrafschaft Hessen
Historische Namensformen
- sanctimonialibus Cisterciensis ordinis (...) in (...) Nordershusen (1257) [HStAM Bestand Urk. 39 Nr. 1 = H. Schneider, Schenkungsurkunden von 1257, in: "capellam..., que dicitur Nordershusen" 750 Jahre Kloster Nordshausen vor Kassel, Anhang, S. 125-126]
- monasterium sancte Marie de Northeshusen Cisterciensis ordinis (1260)
- cenobium sancte Marievirginis et sanctimonialium in Nordereshusen (1260)
- cenobium et conventus sancte Marie virginis in Nordershusen (1261)
- conventus dominarum in Nordershusen (1263)
- cenobium sancte Marie in Nordershusen (1263)
- collegium sanctimonialium in Nordershusen (1319)
- monasterium in Nordirshusen (1337)
- Stift unsere Lieben Frauwen zu Nordeshusen (1499)
Lage
Das Kloster liegt am westlichen Stadtrand von Kassel am Fuße des Brasselsberges.
Geschichte
1257 schenken Graf Adalbert von Waldenstein und seine Frau dem Konvent in Nordshausen eine Kapelle im Ort und die Kirche in Oberzwehren. Sie werden als die Stifter des Klosters angesehen, worüber jedoch keine Urkunde existiert und unterstützen das Kloster durch umfangreiche Schenkungen. Die Patronatsrechte der beiden Kirchen werden durch den Erzbischof von Mainz 1297 und durch den Papst 1303 beurkundet. Ab Ende des 13. Jahrhunderts ist das Kloster von der Strafgewalt des Mainzer Erzbischofs befreit, seit 1260 durch ein Privileg unter den päpstlichen Schutz gestellt. Mitglieder des Konventes werden vorrangig Frauen aus dem städtischen Bürgertum (Allendorf/Werra, Fritzlar, Grebenstein, Gudensberg, Kassel, Zierenberg), wenige kommen aus dem Adel; schon 1263 befiehlt der Mainzer Erzbischof eine Begrenzung der Mitgliederzahl auf 24.
Versorgt wird der Konvent durch Einkünfte aus verpachtetem Land, Erlöse aus der Wollproduktion, weniger durch eine Eigenwirtschaft. Systematisch vergrößert das Kloster seinen Besitz an Grund und Boden, Gülten und Zinsen. Ende des 14.Jahrhunderts hat es Rechte an Häusern, Mühlen, landwirtschaftlichen Flächen und Einkünften in 29 Orten, zur Zeit der Aufhebung in 43 Orten, insgesamt gesehen aber einen geringen Besitz, der in Eigenwirtschaft genutzt, meist aber verpachtet wird. Städtische Liegenschaften in Kassel werfen Einkünfte ab, wahrscheinlich auch der Verkauf von Waren aus der Wollproduktion und -verarbeitung. Mit dem Ende des 15. Jahrhunderts wird das Kloster durch die Benediktiner der Abtei Hasungen reformiert.
Die Ordenszugehörigkeit ist nicht eindeutig. Der Konvent lebt nach den Regeln der Zisterzienserinnen, ist päpstlich privilegiert, bezeichnet sich 1324 und auch 1500 als Benediktinerinnenkloster.
1527 wird das Kloster aufgehoben, 24 Nonnen werden abgefunden. Zwei von ihnen, Agnes und Gela, sind Schwestern des waldeckischen Reformators Johann Hefentreger (Trygophorus). 1540 erhält die Universität Marburg die Einkünfte des Klosters, die Klosterkirche wird als evangelische Pfarrkirche genutzt.
Ersterwähnung
1257
Gründungsjahr
vor 1257
Gründer
Graf Adalbert von Wallenstein und Ehefrau Adelheid
Aufhebungsjahr
1527
Organisation
Die Mitglieder des Konventes kommen aus unterschiedlichen Ständen; aus ihren Reihen stammen die Äbtissinnen und Priorinnen. Ihre Aufgabe sind die Ausübung der liturgischen Feiern, Gebete und leichter Handarbeiten. Laienschwestern ("süstern" oder Konversinnen) versehen die schwereren Haus-, Stall-, Feldarbeiten. Sie kommen aus dem Bürgertum und dem Bauernstand.
Pfarrrechte
Patronatsrechte über die Kirche in Oberzwehren und die Kapelle in Nordshausen;
Patrozinien
Maria
Archivgeschichte
Bibliotheksgeschichte
Es gibt keine Hinweise auf das Bestehen einer Bibliothek.
Besitz
Der Kernbereich des Klostereigentums liegt im Bereich der heutigen Stadt Kassel und des Landkreises. Bereits im 13.Jahrhundert besitzt der Konvent Zinsen und Gülten in 29 Orten, bis zur Klosterauflösung erweitert sich der Besitzstand (Güterverzeichnis von 1511): Altenbauna, Altenritte, Altenzwehren, Bettenhausen, Bergshausen, Besse, Crumbach, Dennhausen, Dissen (Kirchdissen), Deute, Dittershausen, Elgershausen, Eschwege, Felsberg, Fritzlar, Grebenstein, Großenritte, Gudensberg, Guntershausen, Hagen, Haine, Heckershausen, Heiligenrode, Heisterhagen, Hertingshausen, Immenhausen, Kassel, Kirchbauna, Langenrode, Mattenberg, Niederzwehren, Nordshausen, Obervellmar, Oberzwehren, Ochshausen, Rengershausen, Rothenditmold, Rutzenhausen, Sandershausen, Simmershausen, Sooden-Allendorf, Stockhausen, Umbach, Unseligendissen, Vellmar, Vollmarshausen, Wahlershausen, Waldau, Walesborn, Wehlheiden, Weimar, Wolfhagen, Zennern
Ausstattung
Gebäude
Zur Ausstattung mit mittelalterlichen Glasfenstern vgl. Nordshausen, Zisterzienserinnenkloster St. Maria
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S.127
Gedruckte Quellen
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 127
Literatur
- Mense, Mittelalterliche Bildwelten
- Christian Stadelmaier/Wolfhard Vahl, Artikel Nordshausen S. 1187-1212
- "capellam..., que dicitur Nordershusen" 750 Jahre Kloster Nordshausen vor Kassel
- Denkmaltopographie Stadt Kassel III (Brasselsberg, Habichtswald, Kirchditmold, Nordshausen, Wahlershausen, Wilhelmshöhe), S. 240-241 und 249-253
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 127
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Herkunftsort)
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Nordshausen, Zisterzienserinnenkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7778_nordshausen-zisterzienserinnenkloster> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/7778

