Hünfeld, Kollegiatstift

Gründungsjahr 10. Jahrhundert  
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Gemarkung
Hünfeld-Mitte
Landkreis
Fulda

Basisdaten

Im 9. Jahrhundert werden durch die Reichsabtei Fulda Benediktiner in einem Kloster angesiedelt, das bereits hundert Jahre später in ein Stift umgewandelt wird. Die Äbte von Fulda bestimmen die Geschicke des Stiftes, von dem aus viele Orte in der Vorderrhön seelsorgerisch betreut werden. Auch während der Reformationszeit bleibt das Stift katholisch und spielt in der Barockzeit eine wichtige Rolle zur Sicherung des Katholizismus im Fuldaer Territorium. 1803 wird es - wie die Fürstabtei - aufgehoben und fällt an den Fürst von Nassau - Oranien.

Alte Diözesanzugehörigkeit

ab 1049: Bistum Würzburg, um 1450 Archidiakonat Coburg-Mellrichstadt-Geisa; ab 1676: Dekanat Fulda

Heutige Diözesanzugehörigkeit

seit 1752: Bistum Fulda, Dekanat Hünfeld, Hünfeld, Pfarrei St. Jakobus

Typ

Kollegiatstift

Territorium

  • Im 8. Jahrhundert zur Reichsabtei Fulda, bis zum Ende des Alten Reiches (1806) zur Fürstabtei Fulda gehörig. Vgl. Stadt Hünfeld

Historische Namensformen

Lagebezug

15 km nordöstlich von Fulda

Lage

Das Kollegiatsstift befindet sich im Haunetal in der Vorderrhön am alten Handelsweg vom mittleren Rhein zur Elbe (Antsanvia); im Westen liegt die Wasserscheide von Fulda und Haune.

Geschichte

Das zu Beginn des 9. Jahrhunderts durch die Reichsabtei Fulda gegründete Kloster (siehe Benediktinerkloster Hünfeld) wird vermutlich im 10. Jahrhundert nach Zerstörung durch die Ungarn in ein Kanonikerstift umgewandelt. Das Stift erwirbt über Spenden und Seelgerätstiftungen des regionalen Adels einen reichen Grundbesitz, der bis in der Nähe von Gotha liegt. Im 13. Jahrhundert überlassen die Fürstäbte von Fulda dem Stift Patronatsrechte in den Stadtkirchen (1228) , um einer finanzielle Misslage zu begegnen. Damit wird die Position des Stiftes in der aufstrebenden Stadt Hünfeld gestärkt. Stadtherr in Hünfeld bleibt der Fürstabt von Fulda. An der seit 883 bestehenden Klosterschule unterrichten die Kleriker des Stiftes, seit dem 15. Jahrhundert verstärkt Laien. Die Schule genießt einen vorzüglichen Ruf, entsendet viele Studenten an Universitäten. In der Reformationszeit leidet das Stift unter dem Bauernkrieg, wird durch die hessischen Truppen Landgraf Philipps bei der Niederschlagung des Bauernaufstandes besetzt und muss Steuern für die Kriegskosten zahlen. Das Kollegiatstift bleibt bestehen und trägt damit zur Erhaltung des Katholizismus bei. Am 10. Januar 1803 wird das Stift aufgehoben, die Stiftsherren werden abgefunden, der Besitz an das seit 1805 bestehende Landeskrankenhaus übergeben. Die Stiftskirche wird zum Teil 1818 abgerissen, in den Überresten später eine protestantische Kirche errichtet.

Gründungsjahr

10. Jahrhundert

Aufhebungsjahr

1803

Organisation

Die gemeinsame Lebensform im Kloster geben die Kanoniker im 13. Jahrhundert auf und ziehen in einzelne Wohngebäude, Kurien. Damit verbunden ist eine Aufteilung des Stiftsbesitzes in Pfründe. Für das Jahr 1464 sind 18 Pfründenstellen belegt, für einen Propst, einen Dekan, zwölf Kanoniker und vier Vikare. Gemeinsame Entscheidungen werden weiter im Konvent getroffen, an seiner Spitze steht der Propst. Seit 1267 entschied der Fürstabt von Fulda über die Besetzung der Pfründen und den Propst. Das Kapitel wählte den Dekan entsprechend der Stiftstatuten (älteste schriftliche Form von 1402). Die Stiftsherren entstammen dem Bürgertum und dem niederen Adel.

Pfarrrechte

1450 waren folgende Pfarrkirchen dem Stift inkorporiert: Roßbach; Mackenzell; Großenbach; Molzbach; Weißenborn; Nüst; Rückers; Hünhan; Michelsrombach; Schlotzau; Marbach; Dammersbach
Teilweise inkorporiert waren: Burghaun; Neukirchen; Rothenkirchen; Hofaschenbach

Patrozinien

Heilig Kreuz (1278 erstmals belegt)

Archivgeschichte

Archiv im Staatsarchiv Marburg.

Besitz

Der weit gestreute Grundbesitz besteht meist aus Einzelhöfen, die das Stift durch Ankäufe und Tauschgeschäfte zu verbinden sucht. In folgenden Orten lassen sich Eigentumsrechte des Klosters nachweisen: Bernhards, Burghaun, Gestwines, Großenbach, Hetmorswinden, Hofaschenbach, Limburg (wüst bei Großenbach), Marbach, Molzbach, Nüst, Praforst (Bramforst), Rode am Morsberg, Ramelshausen, Rudingsdorf, Sargenzell, Sassen, Steinbach, Stumpfstat, Weihers

Abhängigkeitsverhältnis

Reichsabtei Fulda

Ausstattung

Gebäude

Der Chor der Stiftskirche ist seit 1857 im Besitz der evangelischen Gemeinde.

Nachweise

Gedruckte Quellen

Literatur

Germania Sacra-ID

GND-Nummer

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Hünfeld, Kollegiatstift“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7747_huenfeld-kollegiatstift> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/7747